Spartenstruktur, Kundenstruktur und Position der Grazer Wechselseitigen Versicherung Aktiengesellschaft am steirischen und österreichischen Versicherungsmarkt (Essay)#
Die Grazer Wechselseitige Versicherung Aktiengesellschaft bietet als Kompositversicherer den Abschluß von Versicherungsverträgen in allen wichtigen Versicherungszweigen der Personen- und Nicht-Personenversicherung mit Ausnahme der Krankenversicherung an. Auch üblicherweise nur von Spezialversicherungsgesellschaften betriebene Sparten werden im Rahmen des Vollkundenservice oder zur Ergänzung der Produktpalette geführt, wie etwa die Transport-, Maschinen- oder Bauwesenversicherung. Der Marktentwicklung folgend ist auch die Grazer Wechselseitige Versicherung Aktiengesellschaft dazu übergegangen, im Wege von Kooperationen und Beteiligungen über ihre Mitarbeiter auch sonstige Finanzdienstleistungen anderer Unternehmen ihren Kunden anzubieten. Die Vermittler entwickeln sich dadurch weg vom reinen Versicherungsvertreter hin zu einem Allfinanzberater, welcher auch Kredit- und Leasingfinanzierungen, Veranlagungen in Investmentfondszertifikaten und Bausparverträge als Ergänzung zu den Versicherungsprodukten anbietet. Letztlich zeichnet die Grazer Wechselseitige Versicherung Aktiengesellschaft auch internationale Risken als aktiver Rückversicherer.
In Umsetzung des Unternehmensleitbildes (siehe unten) kommen die Kunden der Grazer Wechselseitigen Versicherung Aktiengesellschaft aus allen Schichten der österreichischen Bevölkerung. Überproportional starke Bedeutung haben die Versicherung von privaten Haushalten, gewerblichen Betrieben und kleinen Unternehmen, Hotels und Gasthöfen sowie von Landwirtschaften.
Trotz der traditionell eher auf die Akquisition im Massen- und Kleinkundengeschäft ausgerichteten Vertriebsstruktur gelingt es der Grazer Wechselseitigen, einen ihrem Gesamtgeschäft in etwa entsprechenden Marktanteil auch im Bereich des Industrie- und Großkundengeschäftes zu halten, obwohl in diesem Marktsegment viele künftige Entwicklungen, etwa hin zum Vertrieb über professionelle, oft international tätige Vermiltlungsgesellschaften und Maklerbüros bzw. hin zur Risikodeckung durch auf spezielle technische Gegebenheiten eingerichtete Spezialversicherer, vorweggenommen wurden. Da gerade der Großkundenbereich besonders stark dem Wettbewerb ausgesetzt ist, wird es immer schwieriger, aufwandsgerechte Prämien zu erzielen. Dies führt, zusammen mit der hohen Schadensneigung bei Großrisken, oft zu Problemen, diese auch am Rückversicherungsmarkt zu angemessenen Konditionen plazieren zu können.
Als Landesversicherer verfügt die Grazer Wechselseitige Versicherung Aktiengesellschaft besonders in der Steiermark über einen bedeutsamen Marktanteil im Bereich landwirtschaftlicher Versicherungen, einem Bereich, in dem aber die Bevölkerungszahl aufgrund des allgemeinen Strukturwandels im Rückgang begriffen ist.
Im Bereich der Schaden/Unfall Versicherung betrug das Prämienaufkommen der Grazer Wechselseitigen Versicherung Aktiengesellschaft im Geschäftsjahr 1995 über 2,6 Milliarden Schilling (1985: 1,7 Mrd.), was einem Marktanteil am gesamtösterreichischen Prämienaufkommen von ca 4% entspricht. Im Größenvergleich der in Österreich tätigen Versicherungsgesellschaften nimmt die Grazer Wechselseitige Versicherung Aktiengesellschaft damit den 8. Platz ein, eine Position, die sie bereits seit langem innehat. Der über viele Jahre kontinuierlich leicht gestiegene Marktanteil erfuhr in den letzten achtziger und beginnenden neunziger Jahren einen leichten Einbruch, was vor allem auf den Rückgang des Prämienaufkommens in der Kfz-Haftpflicht sparte zurückzuführen ist, in dem als erste Auswirkung der wirtschaftlichen Öffnung des europäischen Raumes eine Vielzahl neuer Anbieter mit teilweise aggressiver Marktstrategie aufgetreten sind.
Im ihrem traditionellsten Versicherungszweig, der zivilen Feuerversicherung, liegt die Grazer Wechselseitige Versicherung Aktiengesellschaft mit einem Marktanteil von ca 9% nach wie vor an der dritten Stelle im Größen vergleich heimischer Feuerversicherer und behauptet damit seit Jahrzehnten ihren Spitzenplatz.
Bei Betrachtung der Verteilung des Gesamtprämienaufkommens fällt auf, daß der Prämienanteil der Grazer Wechselseitigen Versicherung Aktiengesellschaft aus der Kfz-Haftpflichtsparte mit einem Drittel der Gesamtprämieneinnahmen in der Abteilung Schaden/Unfall in etwa dem österreichischen Durchschnitt entspricht. Unverändert hoch geblieben ist der Prämienanteil des Privatkundenbereiches von etwa 50% gegenüber dem eher niedrigen Prämienanteil aus dem Industriebereich von lediglich ca 10%.
Mit einem Marktanteil von über 20% behauptet die Grazer Wechselseitige Versicherung Aktiengesellschaft nach wie vor ihre unangefochtene Führungsposition in der Steierrnark; im Schaden-/Unfallversicherungsbereich bedeutet dies, daß ihr Prämienaufkommen fast doppelt so hoch ist wie das der zweit- und dritterfolgreichsten Versicherungsgesellschaften in der Steiermark zusammengenommen. Die Kundendichte ist so hoch, daß in manchen Gegenden jedes dritte Kraftfahrzeug oder jeder zweite Haushalt bei der Grazer Wechselseitigen Versicherung Aktiengesellschaft versichert sind.
In den übrigen Bundesländern nimmt die Grazer Wechselseitige Versicherung Aktiengesellschaft mit einem Marktanteil von l bis 4% zumeist einen Platz, im Mittelfeld ein.
In der Lebensversicherung wurden im Geschäftsjahr 1995 Prämieneinnahmen von S 850 Millionen (1985: 244,6 Mio) oder 2% des Österreichischen Gesamtprämienaufkommens erzielt. In dieser Sparte lag der jährliche Zuwachs an Prämien im Schnitt der letzten 7 Jahre bei 15%.