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Der Grubenhund#

Am Abend des 17. November 1911 sitzen einige der damals führenden Techniker im Nebenzimmer eines Wiener Ringstraßenhotels gemütlich beisammen und ruhen von der Anstrengung einer soeben abgeschlossenen Tagung aus. Das Gespräch kommt auch auf die Berichterstattung über vergangene Ereignisse und die Herren wunden sich, daß selbst absolut seriöse Blätter solchen Unsinn veröffentlichen können. Da aber meldet sich Bergrat Arthur Schütz zu Wort und bietet eine Wette, daß selbst das angesehenste Blatt – die „Neue Freie Presse“, den blühendsten Unsinn veröffentlichen würde, sofern er nur in entsprechend hochtrabender, pseudowissenschaftlicher Aufmachung angeboten und von einem klingendem Namen unterzeichnet würde. Die Wette - eine Kiste französischen Champagners - wurde angenommen und Bergrat Schütz zieht sich ins Schreibzimmer zurück. Nach gut einer halben Stunde taucht er wiederum auf und schwenkt ein beschriebenes Blatt in der Luft. Als er dann den Text der Runde vorliest, schütteln sich die würdigen Herren vor Lachen und der Wetteinsatz wird verdoppelt, denn – nein, so etwas kann doch kein Mensch für wahr halten. Ein Bote wird in die Fichtegasse – dem Redaktionssitz der genannten Zeitung – abgefertigt und die erste Kiste des Wetteinsatzes in Erwartung der Dinge angebrochen. . . . .

Am nächsten Morgen steht in der Neuen Freien Presse zu lesen :

Von Herrn Dr. Ing. Erich R. v. Winkler, Assistenten der Zentralversuchsanstalt der Ostrauer-Karwiner Kohlenbergwerke erhalten wir folgende Zuschrift: Gestatten Sie daß ich Ihre Aufmerksamkeit auf eine Beobachtung lenke die ich dank einem glücklichen Zufall zu machen in der Lage war und die durch Veröffentlichung in Ihrem hochgeschätztem Blatte auch außerhalb unseres Vaterlandes hohe Beachtung aller technischen und speziell montanistischen Kreise finden dürfte. Ich saß allein im Kompressorenraum, als – es war genau10 Uhr 27 Minuten – der große 400pferdekräfigte Kompressor, der den Elektromotor für die Dampfüberhitzer speist, eine auffällige Varietät der der Spannung aufzuweisen begann. Da diese Erscheinung oft mit seismischen Störungen zusammenhängt, so kuppelte ich sofort den Zentrifugalgenerator aus und konnte neben zwei deutlich wahrnehmbaren Longitudinalstößen einen heftigen Ausschlag (0,4 Prozent) an der rechten Keilnut konstatieren. Nach zirka 55 Sekunden erfolgte ein weit heftigerer Stoß, der eine Verschiebung des Hochdruckzylinders an der Dynamomaschine bedingte, und zwar derart heftig, daß die Spannung im Transformator auf 4,7 Atmosphären zurückging, wodurch zwei Schaufeln der Parson-Turbine starke Deformationen aufwiesen und sofort durch Stellringe ausgewechselt werden mußten. Da bei uns alle Wetterlutten im Receiver der Motoren zusammenlaufen, so hätte leicht ein unabsehbares Unglück entstehen können weil auf den umliegenden Schächten die Förderpumpen ausgesetzt hätten. Völlig unerklärlich ist jedoch die Erscheinung, daß mein im Laboratorium schlafender Grubenhund schon eine halbe Stunde vor Beginn des Bebens auffallende Zeichen größter Unruhe gab.

Damit ist der Grubenhund, der canis subteraneis Schützii geboren, und es dauerte gar nicht lange, bis er Geschwister erhält.

(Aus: Der österreichische Werkmeister und Techniker , Nr. 9/10 1984)