Brauch der Weihnachtskrippe in Wien#
Von Ernst Zentner
Eine Weihnachtskrippe wird als kleinere theatralische, figürliche Darstellung der neutestamentarischen Szenen Geburt Christi, Anbetung der Hirten und Könige angesehenen. Jahrhundertelang war die Krippe das Symbol für Weihnachten. Älter als der Christbaum. Im 16. Jahrhundert kam der Krippenbrauch von Italien nach Österreich. Älteste Krippen standen in Kirchen der Franziskaner und Jesuiten. In der Barockzeit wurden sie immer aufwendiger und mit üppigem Prunk versehen. Bald (1762) wurden sie verboten - trotzdem blieben sie Bestandteil in weihnachtlich geschmückten Kirchen. "Da in mehreren Orten verschiedene unerlaubte Spiele, als das sogenannte Sommer = und Winterspiel, das Adam und Evä = heiligen drei König = Geburtchristispiel, dann … das Neujahrsingen und Geigen, Johannes des Taufersspiel, und der Pfingstkönigritt aufgeführet werden, dergleichen Spiele aber zu keiner Auferbauung, sondern lediglich nur zur Aergerniß des Publikum Anlaß geben : So werden alle dergleichen unanständige Vorstellungen verboten, und die hierinnfalls zuwider handelnden sind in Verhaft zu ziehen und zu bestrafen. / Verordnung in Oesterreich vom 26. Okt. 1751." Maria Theresia wandte sich gegen das Aufstellen von Kirchenkrippen: "Das Faschingsbegraben wird auf dem Lande nebst dem Krippel = heiligen 3 König = und Lichtmeßspiele mit lebendigen Personen als ein unschicksamer Mißbrauch abgestellet. / Hofdekret vom 26. Mai 1770." Angesichts mechanischer Krippen empfahl die Hofkanzlei am 21. Oktober 1782 ein allgemeines Verbot des "Maschinenwerks". Joseph II. sah keinen Nutzen: "da nichts daran gelegen ist und die Sache sich nach und nach von selbsten geben wird", und irrte. Der oberste Aufklärer wollte der Kirche als Glaubensmonopol einen Riegel vorschieben. Andererseits wollte er, dass die Gläubigen wieder die Mystik schätzen lernen. Es war eine Zeit in der Maria Theresia und Josef II. versuchten die religiöse Welt der Menschen zu erneuern. Vernunft war angesagt. Statt Glauben war Verstand angesagt. Kirchenkrippen wurden verboten und die Einhaltung der Verordnung wurde von Beamten überprüft. Das empörte Volk holte sich Krippendarstellungen in die eigenen vier Wände. Das Verbot bestand bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches (1804). Kaiser Franz II. hob das Verbot auf (1804). Allgemein setzte sich die billigere kleinere Krippe für den Privatbereich durch. Bilderkrippen erfreuten die Gläubigen und erinnerten sie an das Geschehen zu Bethlehem. In den 1780er Jahren gab es Krippen auf Weihnachtmärkte. Am Graben in der Wiener Innenstadt gab es einen beliebten "Krippenmarkt". 1787 wurde eine Krippe in der Am Hof-Kirche - damals eine Jesuitenkirche - erwähnt. Im 19. Jahrhundert fand der Weihnachtsbaum Eingang in die Wiener Palais (Erstmals 1814 im Palais Arnstein).
Der Brauch des Nadelbaumaufstellens machte aus den Krippenmärkten nun Christkindlmärkte. In den 1920er und 1930er Jahren verdrängte der Christbaum die Krippe. Nach 1955 wird in der Krypta der Wiener Peterskirche in der Adventzeit eine traditionelle Krippenschau gezeigt. Ähnliche Ausstellungen gibt es auch am Christkindlmarkt vor dem Schloss Schönbrunn (Berglzimmer). Die Weihnachtskrippe ist auch ein Blick in eine längst vergangene Epoche, deren weltgeschichtliche - und kulturelle - Bedeutung lediglich sich nur mehr erahnen lässt. Natürlich stellen wir uns da die Fragen: Auf welchen Überlieferungen basiert die Geschichte. Wer waren die Handlungsträger? Von wo kamen sie und in welchen Zusammenhang des Heilsereignisses stehen sie? Wer waren die damaligen Machthaber? Wer waren die Personen? Wer war Augustus? Wer war Cyrenius? Wer waren Maria und Joseph? Was für eine Welt war das damals? Die Liste an Fragen ließe sich endlos fortsetzen ... Mystik und Inspiration liegt auch in der Weihnachtskrippe zugrunde.Copyright Ernst Zentner 2013-2018-2019
Teilweise benützte Quellen
- "Weihnachtskrippe" in: ABC zur Volkskunde Österreichs
- Krippe - Geschichte Wiki Wien
- Christbaum - Geschichte Wiki Wien
- Christkindlmarkt - Geschichte Wiki Wien
- Felix Czeike, Wiener Advent- und Weihnachtsbräuche. In: Wiener Geschichtsblätter 45 (1990)
- Eigene Recherchen