Der Heilige Leopold - Eine populäre Darstellung im Stift Klosterneuburg (1985)#
Von Ernst Lanz
Am 6. Jänner 1485 sprach Papst Innozenz VIII. den österreichischen Markgrafen Leopold III. – aus dem Haus Babenberg – heilig. Das erfolgte auf Wunsch des damaligen Kaiser Friedrichs III. Das war vor fünfhundert Jahren. Das Land Niederösterreich richtete im nahe Wien gelegenen Augustiner Chorherrenkloster Stift Klosterneuburg eine dem Landespatron gedachte Landesausstellung ein. Sie bot einen Streifzug zur Lebensgeschichte des Babenbergers und seiner Familie. Die Räumlichkeiten des älteren aus dem Spätmittelalter stammenden Klosters und des barocken Kaisertraktes boten den dafür geeigneten Rahmen. Deutlicher Schwerpunkt war die Darstellung des Landespatrons in Werken der bildenden Kunst. Meistens als Fürst mit dem niederösterreichischen Landeswappen und einer kleinen Kirche an der Seite. Auf dem Haupt die Markgrafenkrone. Leopold III. Lebte von 1075 bis 1136, geboren wurde er wohl in Melk und erlag bei Klosterneuburg einem Jagdunfall. Sonst war sein Leben tiefster Gegenstand vieler Heiligenlegenden. Historiker denken da zwar etwas anders, aber als Staatssymbol nimmt er eine völlig andere Rolle im Volk ein. Viel wurde mit ihm verknüpft die Schleierlegende, seine Frömmigkeit – er gründete und bestiftete Klöster (Klosterneuburg, Melk, Heiligenkreuz, Kleinmariazell) –, seine innige Friedensliebe – er verweigerte dem damaligen Kaiser Heinrich IV. die Unterstützung im Kampf gegen die papsttreuen Gegner – und der Familiensinn. Sein Sohn Heinrich Jasomirgott gründete 1155 das Schottenstift im alten Wien.
In der Ausstellung glänzten gewaltige Objekte wie der 1181 vollendete Verduner Altar im Kreuzgang neben der Stiftskirche, ebenfalls dort im ehemaligen Brunnenhaus ein vielarmiger Riesenleuchter – die Jesaja-Wurzel anspielend, eher eine Menorah, im Kaisertrakt der Babenberger-Stammbaum und viele künstlerische Interpretationen zum Leben und Wirken des Landesheiligen von der Romanik bis zur klassischen Moderne. Als Höhepunkt das Deckenfresko von Daniel Gran im Marmorsaal und die gewaltige Klosterkirche, mehr eine frühbarocke Basilika in einem romanisch-gotischen und historisierenden Gewand. Daneben fanden Objekte, die das gesellschaftliche Leben, Wirtschaft und Alltag ebenfalls ihre gebührenden Achtung. Der Zusammenhang zwischen Babenbergern und Habsburgern bekam ebenfalls seine Würdigung. Mit dem heiligen Leopold verbinden wir eher das Stift Klosterneuburg, den Leopoldi-Kirtag und das beliebte Fasslrutschen.
Wenigsten gelang den Veranstaltern[1] die doch eher ferne Gestalt des frühesten Landesfürsten Österreich – vor den Habsburgern -, das damals die Umrisse Niederösterreich umspannte, irgendwie nahe zu bringen.[2]
Copyright Ernst Lanz 1985/2019 (Bisher unveröffentlicht)
Anmerkungen
[1] Ausstellungsleiter war Chorherr Dr. Floridus Röhrig (1927-2014). Er galt als anerkannter Experte für Leopold III. von Babenberg (Österreich). Er leitete auch die NÖ Landesausstellung "Die Zeit der frühen Habsburger. Dome und Klöster 1279-1379" in Wiener Neustadt 1979
Hierzu
- Der heilige Leopold. Landesfürst und Staatssysmbol. NÖ Landesausstellung, Stift Klosterneuburg 1985 (Floridus Röhrig). Wien 1985 (Ausstellungskatalog)
- Floridus Röhrig, Leopold III. der Heilige, Markgraf von Österreich. Wien 1985
[2] Die Ausstellung wurde von etwa 330.000 Besucherinnen und Besuchern gesehen.
Siehe
Weiterführendes
- Stift Klosterneuburg - Seine Kunstschätze - Geschichte und Gegenwart (Essay von Zentner E.)