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Doppel-Null-Sieben und Österreich#

Von Ernst Zentner

Die Kinofilmreihe "James Bond 007" hat in manchen Teilen sogar einen Österreich-Bezug. Einerteils in der Handlung und andernteils bei den Drehorten.

So wird in "Goldfinger" (mit S. Connery, Gert Fröbe, GB 1964) der berühmte Toplitzsee im Salzkammergut in Zusammenhang mit einem Goldbarren (mit Hakenkreuz-Symbol) erwähnt.

Die Anfangssequenz des "Der Spion der mich liebte" (mit R. Moore, GB 1977 spielt in den österreichischen Alpen, gedreht wurde das reell in der Schweiz und sogar in Kanada. Der deutsch-österreichische Schauspieler Curd Jürgens (geb. in München, Bayern) spielte den Bösewicht "Karl Stromberg" (sic!).

Knapp zehn Jahre später wurde "Der Hauch des Todes" (mit Shakespeare-Mime Timothy Dalton, GB 1987) im herbstlichen Wien und im winterlichen Kärnten gedreht. Die Volksoper musste als Opernhaus in Bratislava herhalten und Straßenbahnen der Wiener Linien als obligatorische Verkehrsmittel in der slowakischen Hauptstadt. Bürgermeister Zilk (SPÖ) war sogar bereit einen U-Bahn-Zug in die Luft sprengen zu lassen, falls das wahr ist. Jedenfalls war der Film ein Welterfolg und für die Stadt Wien eine gigantische Werbung auf dem Tourismussektor. (Das echte Opernhaus in Bratislava sieht schöner aus.) (Was für eine Ironie: Später wurde Zilk vorgehalten, er habe als Informant für die CSSR gearbeitet.)

Unvergesslich die Szene in der Dalton mit Maryam d’Abo auf einen Kontrabass wie auf einer Rodel sitzend, Pässe schwingend, übers Eis brausend, die Grenze von der CSSR zur Republik Österreich frequentiert: "Wir haben nichts zu verzollen!"

Weitere Aufnahmen fanden im Oktober 1986 im Wiener Prater statt. Der österreichische Schauspieler Hanno Pöschl öffnet Bond und seiner Freundin die Tür zum Waggon des Riesenrades. Dauert nur wenige Sekunden und schon ist Pöschl wieder weg. Ein knapper ORF-Bericht zeigte die Proben an der Hochschaubahn mit einem Schauspieler und einer Schauspielerin als Lichtdoubles für Dalton und d'Abo. Der eine Schauspieler - Christian Schmidt - wirkte in "Müllers Büro" (1986) mit.

Interessant: 007 geht von der Rezeption eines Hotels ins Freie und steht vor einem Fiakergespann im herbstlichen Schlosspark von Schönbrunn begleitet von Klängen einer undefinierbaren Walzermelodie.

Für den Film "Ein Quantum Trost" (mit Daniel Craig, GB/USA 2008) wurden die Festspiele Bregenz zum Sujet für dramatische Auseinandersetzungen. Das Bühnenbild zu "Tosca" zeigte ein riesiges Auge, das formvollendet in den Agentenfilm hineingefügt wurde. Nur die Atmosphäre einer Freiluftaufführung am See wurde nicht gelungen auf die Kinoleinwand übertragen. Wozu auch? Es ist bloß nur teures Entertainment, das erfolgreich bilanzierte.

Nochmals ein österreichischer Schauplatz für einen 007-Film. Die Gegenden um Sölden, Altaussee, Obertilliach und Kartitsch für Action-Szenen im IMAX-Verfahren. Daniel Craig als Topagent im Kampf gegen den Chef von "Spectre" (GB 2015), Ernst Stavro Blofeld - zuerst hieß er Franz Oberhauser -, verkörpert von Oscar-Preisträger Christoph Waltz. Obwohl der überlange Film ein kommerzieller Welterfolg war. fiel er doch irgendwie schwächer aus. Bei den Dreharbeiten hatten hatte beteiligten österreichischen Firmen und Statisten und Mitarbeiter eine Verschwiegenheitsklausel einzuhalten. Übrigens: Waltz - Brite und Österreicher aus Wien-Döbling - war mit seiner Rolle doch nicht so zufrieden. Den ZuschauerInnen war es egal. Hauptsache es gibt Explosionen. Der Film war relativ schnell im ORF-TV zu sehen. Zu Neujahr 2018 und nochmals Weihnachten 2018. Der außerhalb der Serie laufende Streifen "Sag niemals nie" (wieder mit Connery, GB/USA 1983) hatte einen österreichischen Burgschauspieler als Gegenspieler: Klaus Maria Brandauer, der einen gewissen Largo verkörperte. Allerdings wurde er von der Nicaraguanerin Barbara Carrera an die Wand gespielt. Connery hatte Brandauer im Film "Mephisto" (BRD, AUT, HUN 1981) gesehen und wollte ihn als negativen Charakter besetzt sehen. Für den Burgschauspieler wurde dieser 007-Film zum Sprungbrett für eine internationale Filmkarriere.

Noch eines: der Name "Blofeld" klingt doch irgendwie österreichisch, oder? In "Lizenz zu töten" (GB 1989) trägt der Böse als Vornamen "Franz", was mich zum Zitat "Franz heißt die Kanaille?" verleitet. Der deutsche Dichter Friedrich Schiller erwähnte dies in seinem Werk "Die Räuber" 1,2. Wie passend!

In einem anderen Film "Moonraker" (GB/FRA 1979) hieß der boshafte Mensch "Drax" englisch ausgesprochen "Drex", aber das klingt beruhigenderweise bayerisch ist aber vom österreichischen nicht so weit entfernt. Hört sich an wie "Dreck"? Haha!

Natürlich muss auch ältere Weltpolitik in diese Filme eine Rolle spielen: Im weitaus erfolgreichen und intelligent inszenierten Film "GoldenEye" (GB/USA 1995) wird die Herkunft des Gegenspielers mit der britischen Auslieferung der Lienzer Kosaken - auf österreichischen Boden - in die Schergen Stalins zum Argument Großbritannien mit einer Superwaffe ausgerüsteten Satelliten zu vernichten. 007 Pierce Brosnan rettet die Welt.

Nachwort: Dieser Text wurde aus den Erinnerungen, die ich an diese Filme habe, erstellt. Sollten Fehler darin vorkommen, sind es natürlich meine. Ohne Gewähr. So wie diese unterhaltsamen 24 Bond-Filme seit 1962. Der 25. wird hoffentlich nicht in Österreich gedreht werden. Ich bekomme Sorgenfalten.

P. S.: Tom Cruise hatte vor wenigen Jahren in Wien einen "Mission Impossible"-Film gedreht, und der war - leider - besser und origineller als die bisherigen James-Bond-Filme. Ich hoffe, dass ich die Fans der von Ian Fleming erdachten Agentenfigur in ihrer Religion nicht zu sehr vergrämt habe. Ich rechne jedenfalls mit einer Exkommunikation und der zukünftige Bösewicht wird den Namen der Leserin oder eines der Leser meines Beitrages tragen. Oder meinen? Wie hieß Blofeld noch?

Quellen
Filmprogramme, Werbematerialien in Tageszeitungen, Cinema, zahlreiche Berichte in TV und Internet, die Liste ist schier endlos und natürlich Wikipedia sowie offizielle Websites zu den Filmen - Wichtig vor allem die Abspänne in den Filmen daselbst, wo die Drehorte mitsamt Danksagungen angeführt sind, vor allem seit 1987. Nur als Beispiel "The Mayor and City of Vienna".

Nachtrag
Im "Liebesgrüße aus Moskau" (GB 1963) wirkte eine in Wien geborene Schauspielerin namens Lotte Lenya mit. Sie spielte eine russische Agentin mit ausfahrbare Messerspitzen in ihren Schuhen.

Copyright Ernst Zentner 2019