Friedrich Gauermann und seine Zeit#
Von Ernst Zentner
Mit dem Biedermeier, vor allem in der Kunst sind als Inbegriff in der Malerei nur wenige Namen herausragend: Gauermann oder Waldmüller.
An der Wende des 18. Jahrhunderts zum 19. Jahrhunderts gab es einen Landschaftsmaler, der hieß Jakob Gauermann. Er kam 1773 in Offingen bei Stuttgart zur Welt, lebte seit 1798 in Wien und starb am 27. März 1843 in Wien. Außerdem war er Zeichner und Kupferstecher. Auf einem Porträt, das sein Sohn Friedrich Gauermann gezeichnet hatte, sah der Vater von der Physiognomie her wie der Schweizer Schauspieler Heinrich Gretler aus. Aber das nur nebenbei.
Jakob Gauermann unterrichtete und förderte seine beiden Söhne Carl (1804-1829) und Friedrich. An der Wiener Akademie von 1824 bis 1827 konnte Friedrich nichts nennenswertes übernehmen.
Trotz Vorlagen damals bekannter Meister konnte er nur seine Technik verfeinern und beschritt sehr früh eigene Wege. Übrigens der berühmte Waldmüller, ein Verfechter des Abbildens nach der Natur, lieh sich Gauermanns Farbskizzen.
Friedrich Gauermann machte von den Motiven Skizzen und setzte diese dann in seiner Werkstatt zu Ölgemälde um. Beeindruckend oft die beängstigenden Gewitterstimmungen in seinen Landschaftsbildern.
Ein zeitgenössischer Künstlerkollege meinte über Friedrich Gauermann folgendes: "Es kommt vielleicht vor, dass einer von uns eine Landschaft und ein anderer ein paar Tiere recht tüchtig, ja meisterhaft malt, aber wenn sich das ganze so recht zusammenleben soll, trifft´s doch keiner als unser Gauermann."[1]
In Wien war er mit den prominentesten Vertretern aus Künstlerkreisen bekannt. Raimund und Nestroy zählten dazu.
Der Kunstschriftsteller Robert Eitelberger schrieb 1845 in den österreichischen Blättern für Literatur und Kunst über Gauermann folgendes: "Es ist nicht leicht, Gauermann mit anderen Thiermalern unserer Zeit, wie Landseer, oder mit franösischen Tiermalern, wie Johann Brascassat, zu vergleichen. Gauermann ist ein Individuum für sich. Seine Werke sind ungemein populär geworden, und diese Popularität wurde noch gesteigert, seitdem die verfielfältigenden Künste einen so großen Aufschwung genommen haben, von dem Gauermann sich gewiß nicht hat träumen lassen. Es gibt gegenwärtig einen sehr großen Kreis von Kunstfreunden Gauermann's, und zwar nicht bloß in den Alpenländern Österreichs, deren künstlerischer Vertreter Gauermann war, sondern auch im Auslande, namentlich in Amerika und Rußland. Arbeiten des Künstlers, in den nach ihm verfielfältigten Werken, finden sich in der ganzen Welt.[2]
Friedrich Müller meinte in seinem Werk: Künstler aller Zeiten und Völker: Gauermann malt Landschaften, Thiere, Scenen aus dem Leben, und Alles mit einer Vollendung, wie nur eine hohe künstlerische Begabung sie zu erzielen im Stande ist. Vorzugsweise aber ist es die Thierwelt, die er unnachahmlich darzustellen versteht; ... seine Bilder zeichnen sich durch lebendige Auffassung – die grosse Naturwahrheit und treue Charakteristik, durch die harmonische, Tiefe und Kraft mit Klarheit verbindende Färbung und die vollendete Durchführung aus.[3]
Gauermann war wie jeder Künstler ein Mensch mit Weltschmerz. Aber diesmal war es für ihn Zuviel und er zog sich aus der Öffentlichkeit zurück.
"So vergnügt ich über die erhaltene Bestellung war, so sehr ich durch einige Wochen in Kunstfeuer kam und war, so abgespannt und untätig bin ich jetzt schon seit 8 Tagen. Alle zu große Anstrengungen kann nicht lange dauern und macht bald ermüden und ich habe aber die fehlerhafte Eigenschaft mich in allem zu übernehmen. Da seid halt Ihr weit glücklicher als ich und habt kein so sich übereilendes Naturell wie ich. Ihr arbeitet immer gleich fleißig, übernehmt Eich nie und seid nie müßig. Nun im Gottes Namen! Ich muß schon mit meiner Natur - schlecht und recht, wie sie ist, zufrieden sein und sehen, wie ich mit ihr zurecht komme. Ich denke, wenn ich wieder nach Wien kommen werde, wird die Kunst mich auch wieder in Bewegung setzen, derweil werde ich, so gut es gehen mag, träumen, arbeiten und vegetieren. In Wien muß Euer Beispiel und Zuspruch und der Anblick anderer fleißiger Männer Erzeugnisse mich wieder in Harnisch bringen. Lebt indessen wohl!"[4]
Im Theaterstück, dem Zaubermärchen "Der Alpenkönig und der Menschenfeind" setzte Ferdinand Raimund vermutlich in der Figur "Pinsel", ein junger Kunstmaler, Friedrich Gauermann ein theatralisch-literarisches Denkmal (1828).
Er hinterließ fast 1.185 Ölgemälde und 174 Zeichnungen, die sich in den vorrangigsten Sammlungen in und außerhalb Österreichs befinden.
Bilder
Zeittafel
1806-35 Kaiser Franz I. von Österreich
20. September 1807 auf dem Gut seiner Eltern in Scheuchenstein geb.
1814-15 Wiener Kongress
1825-27 Akademie
1825 Große Reise nach Triest und mehrmalige Aufenthalte im Salzkammergut
1827 Reise nach Dresden und München
1835-48 Kaiser Ferdinand I.
1836 Ordentliches Mitglied der k. k. Akademie der bildenden Kunst
1838 Heirat mit Elisabeth Kurz in Wien, vier Töchter
1848 Märzrevolution
1848-1916 Kaiser Franz Joseph von Österreich
07. Juli 1862 auf der Laimgrube (Vorstadt; Wien-Mariahilf) gest.
Ernst Zentner 2020
Anmerkung
[1] https://www.miesenbach.at/gauermannmuseum/plaintext/friedrich-gauermann.html
[2] Gauermann-Museum Miesenbach-Scheuchenstein. Hrsg: Gemeinde Miesenbach - Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, Neue Folge Nr. 72 - Schriftleitung: Rupert Feuchtmüller [1976] Seite 9 - Sir Edwin Henry Landseer RA (1802 London - 1873 London) war ein englischer Landschafts-, Tiermaler und Bildhauer der Romantik und des Naturalismus - Jacques Raymond Brascassat (1804 Bordeaux - 1867 Paris) war ein französischer Landschafts- und Tiermaler sowie Radierer und Lithograf
[3] Die Künstler aller Zeiten und Völker oder Leben und Werke der berühmtesten ... begonnen von Fr. Müller. Fortgesetzt von Karl Klunzinger Zweiter Band F-L. Stuttgart 1860, Seite 161]
[4] Wie Anm. 2, Seite 11
Quellen
- Friedrich Gauermann/Geschichtewiki.Wien
- Rupert Feuchtmüller: Friedrich Gauermann. Rosenheim 1987
- Friedrich Gauermann/AustriaWiki
- Gauermann, Friedrich/AEIOU