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"JFK – Tatort Dallas" – Zeitgeschichte als Film#

Von Ernst Lanz

Die Ermordung John F. Kennedys am 22. November 1963 als packendes Filmdrama unmöglich? Ganz im Gegenteil der US-amerikanische Filmregisseur Oliver Stone bietet knallharten Geschichtsunterricht der obersten Qualität. Auf drei Filmstunden verteilt bot er die eindrucksvolle Arbeit des Staatsanwalts Garrison – gespielt von Kevin Costner – um den Beweis zu bringen, dass Harry Lee Oswald nicht allein gehandelt habe.
Aber auch dieser halbdokumentarische Streifen verschweigt Antworten nicht: Garrison trifft Mr. X – gespielt von einem großartigen Donald Sutherland – und erfährt den Hintergrund der Ereignisse. Seit Tausenden Jahren wurden Könige ermordet und dass es nur eine einzige Sache gab, die als Vorwand diente: Geld, Geld und nochmals Geld. Und das gab es nur wenn es Krieg gab. Die Spur führte in die Anfänge des Vietnam-Konfliktes.
Freunde des traditionellen Hollywood-Kinos kommen auf ihre Rechnung. Viele Stars von früher wirken mit: Walter Matthau und Jack Lemmon, wenn sie auch nur kurze Auftritte haben. Ex-Carrie Sissy Spacek spielt Garrisons Ehefrau. Tommy Lee Jones verkörpert einen mysteriösen Geschäftsmann mit seltsamen Neigungen. Wer auch mitwirkt legt eine gediegene schauspielerische Leistung hin. Es ist elegantes Lichtspiel mit Stars. Unterspielt mit Zeitdokumente in Schwarzweiß und Farbe, grobkörnig und guter Fotografie. Der pathetische Sound stammt von Steven-Spielberg-Filmmusiker John Williams.
Aber restlose Aufklärung bleibt Oliver Stone genauso schuldig und ein Hauch unterhaltsames Popcorn-Kino schwebt über diesen irgendwie nicht gerade schwachen Thriller.
Die Wahrheit und was meint Mr. X: "Wer hat Kennedy getötet? Wer profitierte davon? Wer hat die Macht, ein solches Verbrechen zu decken? Wer?"
Es ist cleveres Entertainment. Die Diskussion um die Ereignisse in Dallas wird damit weitergeführt. Nicht mehr und nicht weniger. Der Mythos Kennedy bleibt.
Inzwischen gilt Kennedy als gefallener Held …

Copyright Ernst Lanz 1992, davon ausgenommen das Zitat

Der vorliegende Text wurde nie veröffentlicht. Dazu einige Bemerkungen. Ich hatte den Film in einem kleinen Saal des - inzwischen leider geschlossenen - Kolosseum-Center in Wien-Alsergrund gesehen. Dazu habe ich gutes Popcorn gegessen und war im Vorführsaal einer von höchstens acht ZuschauerInnen. Das war im Mai 1992, ein sonniger milder Tag. Spätnachmittags. Dieser Film war, obwohl ein Politthriller, eigentlich ein Unterhaltungsfilm mit damals modernen Stars und aus der früheren Glanzeit Hollywoods. Ich muss zugeben, mir hat dieser Streifen in CinemaScope 1:2,33 und Dolbystereo sehr gut gefallen. Dazu drei Stunden Spieldauer. Und nicht mal langweilig. Allerdings als DVD fällt er ab. Aber andererseits hatte ich das unangenehme Gefühl, dass einige der Mitwirkenden das Drehbuch gar wirklich nicht gelesen haben. Wahrscheinlich waren die für manche Mitwirkende die überhöhten Gagen das einzig verlockende an diesem Film gewesen. Eine knallbunte Inszenierung, um einen US-Präsidenten-Mord aufzuklären. Und heute werden Geschichtsereignisse gleich als Spielfilm-Dokumentationen fürs TV und Internet zuhauf produziert. - Ernst Lanz

Ernst Lanz 2018-2019


Trailer des Films: https://www.youtube.com/watch?v=w16bYZ-4nmE