Jahreswende und Glücksbringer#
Von Ernst ZentnerDer Wunsch nach einem erfolgreichen neuen Jahr.
Zumeist wünschen sich die Menschen gegenseitig viel Glück und einen guten Rutsch ins Neujahr.
Doch werfen wir um 00.00 Uhr einen Blick in die Welt. Nicht viel anders als zuvor. Nur das Kalenderblatt zeigt einen 1. Januar und dazu erweitert um eine "1" das neue Jahr 20.. (Jahreszahl). Der Silvester liegt plötzlich so weit zurück und wann war gestern? Noch liegt der Duft farbiger Silvesterraketen und Neujahrsböller in der Luft.
Wer kennt nicht das unbehagliche Gefühl der Niedergeschlagenheit – sie wird durch Sekt und Zuneigung gedämpft, Humor fehlt selten – sich vom alten Jahr, es mag der 365. oder 366. Tag sein, verabschieden zu müssen und der fehlende Mut ein neues Jahr - oft eine Herausforderung – zu beginnen. (Ein knapper Blick zurück zeigt Heiteres wie Trauriges oder Kontinuität …) (Der Stress des Advents und der Weihnachtsfeierlichkeiten liegt noch in der schneeigen Luft.) Manche verschlafen den Jahreswechsel einfach, sofern Böller sie daran nicht hindern. Und immer schwingt eine Weile an Welttraurigkeit mit. Glocken läuten und Sektkorken knallen. Der übermäßige Genuss von Alkohol inmitten emporsteigender Silvesterraketen vernebelt sowieso den Blick auf die Sterne und auf das neugeborene Jahr.
Um das auszugleichen erfand der Mensch die sogenannten Glücksbringer, um den Einstieg in das junge Jahr – mit seinen Tücken, die das Schicksal uns gnadenlos bietet – leichter zu bewältigen. Vielleicht ein Akt einer Selbsttäuschung und Selbstüberwindung?
Anstatt Dankbar zu sein, dass das alte Jahr mit seinen Höhen und Tiefen einem neuen Jahr mit seinen Möglichkeiten im Dasein Platz bietet.
Neuerdings wird versucht ob Glück haben erlernt werden kann. In steirischen Schulen gehört seit langen Jahren das Unterrichtsfach Glück inzwischen – und erfolgreich – einfach zum Lehrplan. Dreiviertel des österreichischen Volkes bezeichnet sich als glücklich. Einen Lottogewinn zu machen oder vom Blitz getroffen zu werden liegt generell im möglichen Bereich von 1 zu 8.000.000. Wirklich beruhigend. Nur wird das einen Armen gar nicht erfreuen und einem vom Gewitter überwältigten Zeitgenossen kaum beruhigen. Wo kriegt ersterer Geld im Elend und letztere einen Blitzableiter im Forst her? Allgemein verbrauchen die ÖsterreicherInnen beim "Glücksspiel" generell im Jahr an die anderthalb Milliarden Euro! Mehr oder weniger... Übrigens gilt weltweit Dänemark als glücklichstes Land und Österreich folgt an achter Position. Allerdings können gescheiterte Ehen und Mangel an Arbeitsplätzen den Wert des Glückes so ziemlich minimalisieren. Schon vor Jahrzehnten führte Bhutan das so bezeichnete "Bruttosozialglück" ein – eine interessante Messskala für Erfolg.
Angeblich werden in Österreich zwischen Weihnachten und Neujahr wohl zehn Millionen Glücksbringer verkauft. Silvester- und Neujahrsbuden wachsen wie die Glücksschwammerln aus dem Boden. Symbole vom Rauchfangkehrer, Kleeblatt, Hufeisen, Geldsack bis zum Schweinchen werden angeboten. Glückssymbole gibt es seit Menschengedenken. Sie finden sich in allen Formen und Kulturen. Schon im 12. Jahrhundert gab es das Wort "Glück" und bedeutete eine günstig ausgestandene Angelegenheit. Seit dem Mittelalter sagt der Volksmund: "Jeder ist seines Glückes Schmied". In der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 wurde u. a. das Recht auf Glück des freiheitsliebenden Menschen verankert.
Aber Glück haben, heißt doch, daran selber zu arbeiten.
Der stoische Philosophenimperator Marcus Aurelius meinte – vor beinahe 2.000 Jahren – über Glück folgendes: "Die Fähigkeit, glücklich zu leben, kommt aus einer Kraft, die der Seele innewohnt." – "Das Glück Deines Lebens hängt von der Beschaffenheit Deiner Gedanken ab."
Na dann: "Viel Glück!"
Copyright Ernst Zentner 2014-2018
Quellen
- Berichte aus Tageszeitungen vor dem Jahreswechsel
- TV-Dokus
- Eigene Recherchen
- Eigene Erfahrungswerte und Beobachtungen
Siehe auch: