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Karl der Große auf österreichischem Boden#

Von Ernst Zentner [= Ernst Lanz]

An der Wiener Peterskirche befindet sich ein riesiges Marmorrelief "Karl der Große gründet die Peterskirche 792", das der Bildhauer Rudolf Weyr 1906 angefertigt hatte. Das Thema gilt als Legende. Erstmals wurde sie 1137 urkundlich erwähnt. Sie ist weitaus älter. Ihr Vorgängerbau könnte eine spätrömische Saalkirche aus der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts gewesen sein.

Carolus Magnus unternahm in den Jahren 791 bis 796 Feldzüge gegen die Awaren zwischen der Donau und der Theiß. Ihr ursprüngliches Reich umspannte Pannonien, von der Wolga bis zur Ostsee. Er unterwarf die Awaren bis 803 und errichtete um die Ostgrenze sichern zu können, die sogenannte Awarische Mark. Um aber auch das Gebiet kulturell stabil halten zu können - das Volk der Awaren huldigte den Naturgöttern, förderte er das monotheistische Christentum, indem er Kirchen errichten ließ. So etwa in Linz die Martinskirche oder in Klosterneuburg eine ebenfalls dem gleichen Heiligen geweihte Kirche. Auffallend die Betonung auf den heiligen Bischof Martin von Tours (316 oder 317 bis 397). Sein Grab in Candes(-Saint-Martin bei Chinon) galt bis ins späte Mittelalter als Wallfahrtsort und fränkisches Nationalheiligtum. Vielleicht könnte an der Stelle des heutigen Stephansdom mindesten ein kleineres vom Frankenherrscher initiiertes Gotteshaus gebaut worden sein. (Aufschlüsse würden doch eher archäologische Untersuchungen bringen.) Später ging das vom Frankrenherrscher endgültig geschlagene Awarenvolk in den Slawen und den nachher zugewanderten Magyaren auf. Genauso könnte Karl der Große auch vorhandene Gotteshäuser erneuert haben. Das Christentum war die treibende kulturelle Kraft in dieser Epoche des Frühmittelalters. Die Peterskirche könnte eines von ihnen gewesen sein.

Copyright Ernst Zentner (?/2019)

Siehe Abbildung: --> Bilder_und_Videos/Bilder_Wien/1010/8507


Nachbemerkung: Vor einigen Jahren wurden bei Bauarbeiten im Wiener Stephansdom eine kleine Gruft freigelegt, in der die Überreste eines vor über 1200 Jahren (!) bestatteten Menschen, vermutlich ein Adeliger entdeckt wurden. Also dürfte der Stephansdom älter sein als bekannt.