Leopold Mozart, sein Sohn Wolferl, und die Violinschule#
Vater eines Wunderkindes#
Von Ernst LanzIN ARBEIT - TEXT UND WEITERE ABBILDUNGEN FOLGEN NOCH
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Leben mit einem Wunderkind#
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Der Vater musste zur Kenntnis nehmen, dass sein begabter Sohn genug hatte von den hohen Herren in der Salzburger Residenz.
Man muss sich vorstellen, der Fürsterzbischof war an Modernismen nicht sonderlich interessiert. Die Residenz hatte nicht einmal ein entsprechendes Theater. Auch bestimmten Honorarforderungen Mozarts konnte der Kirchenfürst nichts abgewinnen. Wohingegen in Wien mindestens 50 Adelsfamilien mit drei Bühnenhäusern lebten. Mozart träumte auch von einem entsprechenden Sold.
Etwas später - seit März 1781 - lebte der Sohn als Freischaffender in Wien. In einem Brief an den Vater heißt es über Wien: "Herrlicher ort ... beste Ort von der Welt ...[für sein] Metier" ( 4. April 1781). Über ein Jahr danach klang Mozart schon kritisch bis weinerlich: "die H:Wiener: worunter aber haubtsächlich der kayser verstanden ist: sollen nur nicht glauben dass ich wegen Wienn allein auf der Welt seye. – keinen Monarchen der Welt diene ich lieber als dem kayser – aber erbetteln will ich keinen dienst. – Ich glaube so viel im Stande zu seyn, dass ich Jedem Hofe Ehre Machen werde." (17. August 1782).
Leopold Mozart musste eine Eheschließung Wolfgang Amadé Mozart mit Constanze Weber akzeptieren. Sie kam in Baden-Württemberg zur Welt und wirkte als Sopranistin.
Der Vater lehnte ab, aber was sich sein Sohn den Kopf gesetzt hatte, das führte er auch zu Ende. Am 22. Dezember 1781 berichtete brieflich Mozart ihm, dass er sich verlobt habe, mit Mademoiselle Constanze Weber.
Offenbar war der alte Mozart beleidigt. In Briefen an das "Nannerl" schrieb er nicht einmal den Namen seines Sohns. Höchstens "Dein Bruder". Hier zeigte sich ein tiefer Graben zwischen Vater und Sohn Mozart.
Leopold Mozart begegnete Joseph Haydn in Wien. Der Ausnahmemusiker aus Rohrau bewunderte den jungen Mozart. Leopold Mozart schrieb vor dem 16. Februar 1785 an Nannerl folgende Zeilen. Begeistert erwähnte der Vater, was Haydn über Wolfgang Amadé dachte: "Ich sage Ihnen vor Gott, als ein ehrlicher Mann, Ihr Sohn ist der grösste Komponist, den ich von Person und Namen nach kenne: er hat Geschmack, und über das die grösste Kompositionswissenschaft." Welcher Vater würde da nicht stolz sein wollen.
Violinschule#
Leopold Mozart dachte dabei, was die Kaufkosten eines solchen Buches anlangte, auch an diejenigen, die wenig Geld aufzubieten hatten. In der Vorrede seiner "Violinschule"[1] meinte er:"Mit einem Buche, welches den Käufer ein bischen mehr kostet, ist sehr wenigen gedienet: und wer hat es nöthiger eine solche Anweisung sich beyzuschaffen als der Dürftige, welcher nicht im Stande ist auf lange Zeit sich einen Lehrmeister zu halten? Stecken nicht oft die besten und fähigsten Leute in der grösten Armut; die, wenn sie ein taugliches Lehrbuch bey Händen hätten, in gar kurzer Zeit es sehr weit bringen könnten?"
Aber Leopold Mozart wusste um die Schwächen so mancher Musiklehrer seiner Zeit genau Bescheid:
"Endlich muß ich frey gestehen, daß ich diese Violinschule nicht nur zum Nutzen der Schüler, und zum Behufe der Lehrmeister geschrieben habe: sondern daß ich sehr wünsche alle diejenigen zu bekehren, die durch ihre schlechte Unterweisung ihre Lehrlinge unglücklich machen; weil sie selbst solche Fehler an sich haben, die sie, wenn sie nur ihrer Eigenliebe auf eine kurze Zeit entsagen wollten, gar bald erkennen würden."
Schließlich erinnerte er den/die Schüler/in daran, das Musikstück vorher durchzusehen:
"Bevor man zu spielen anfängt muß man das Stück wohl ansehen und betrachten. Man muß den Charakter, das Tempo und die Art der Bewegung, so das Stück erfordert, aufsuchen, und sorgfältig nachsehen, ob nicht eine Passage darinnen stecket, die oft beym ersten Ansehen nicht viel zu bedeuten hat, wegen der besondern Art des Vortrags und des Ausdruckes aber eben nicht leicht abzuspielen ist. Man muß sich endlich bey der Ausübung selbst alle Mühe geben den Affect zu finden und richtig vorzutragen, den der Componist hat anbringen wollen; und da offt das Traurige mit dem Fröhlichen abwechselt: so muß man jedes nach seiner Art vorzutragen beflissen seyn. Mit einem Worte, man muß alles so spielen, daß man selbst davon gerühret wird."
Erstaunlich war, dass Leopold Mozart als ein Meister des Violinespiels galt und fähig zeigte, sein Wissen in leicht verständlicher Form den Schülern zu vermitteln. Leopold Mozart hatte als Musikerzieher immense Erfahrungswerte. Wohingegen sein Sohn Wolfgang A. Mozart diese diktaktischen Tauglichkeit als Musiklehrer nicht gerade aufbrachte. Immerhin gab er gegen Honorar Schülerinnen Klavierunterricht. Aber das war auch/schon alles.
Der größte deutsche Musiktheoretiker, -kritiker und -historiker der Aufklärung, Friedrich Wilhelm Marpurg (1718-1795) war von der Violinschule Mozarts begeistert: "Ein Werk von dieser Art hat man schon lange gewünschet, aber sich kaum getrauet zu erwarten: Der gründliche und geschickte Virtuose, der vernünftige und methodische Lehrmeister, gelehrte Musikus; diese Eigenschaften [...] entwickeln sich allhier zusammen."
Der deutsche Musikpädagoge, Komponist und Dirigent Carl Friedrich Zelters schrieb an Goethe 1829 folgendes: "Der Vater [W. A. Mozarts] war ein tüchtiger Musikus; seine Violinschule ist ein Werk, das sich brauchen läßt, solange die Violine eine Violine bleibt; es ist sogar gut geschrieben."
[1] Zitate: Violinschule
Werk#
(in Arbeit)Bekannt sind etwa 250 Kompositionen:
Kirchenmusiken
Gelegenheitskompositionen (mit realen Klangeffekten)
50 Sinfonien (jedoch nicht mit eindeutiger Authentizität)
Fünf Flötenkonzerte (vier davon verschollen)
Trompetenkonzert (aus einer Serenade mit verschieden Solosätzen für Trompete und Posaune)
Drei Klaviertrios
Drei Klaviersonaten
Eine Reihe Divertimenti (unterschiedliche Besetzung)
- Neue Lambacher Sinfonie (LMV VII:G16). Wohl 1766?
- Sinfonia di caccia G-Dur "Jagdsinfonie" (LMV VII:G9)
- Divertimento in D "Die Bauernhochzeit" (LMV VIII:6)
- Musikalische Schlittenfahrt (LMV VIII:8)
- Flötenkonzert G-Dur (LMV IX:1)
- Trompetenkonzert D-Dur (LMV IX:13)
- Missa solemnis in C (LMV I:C1)
- Missa in C (LMV I:C2)
- Missa brevis in C (LMV I:C2a)
- Missa in A (LMV I:A1)
- Missa brevis in F, Fragment (LMV XV:1)
Drucke
- Sonate sei per chiesa e da camera a tre
- Der Morgen und der Abend : d. Innwohnern d. Hochfuerstl. Residenz-Stadt Salzburg melodisch u. harmonisch angekuendigt ; oder 12 Musikstuecke für d. Clavier, deren eines taeglich in d. Vestung Hohensalzburg auf d. sogen. Hornwerke Morgens u. Abends gespielet wird, auf Verlangen vieler Liebhaber, sammt e. kurzen Geschichte von d. Ursprunge d. Vestung Hohensalzburg. Augsburg 1759
Man muss sich vorstellen, dass einige Werke irrtümlich Wolfgang Amadé Mozart zugeordnet wurden.
Quellen und Literatur (Auswahl)#
- Leopold Mozart/AustriaWiki mit umfangreichem Literaturteil
- Monika Reger: Mozart, Familie/Johann Georg Leopold/Oesterreichisches Musiklexikon online
- Wolfgang Plath: Mozart, Leopold/NDB 18 1997
- Erich Valentin: Leopold Mozart. Eine Biographie. Frankfurt am Main 1998