Science-Fiction (3)
Vorsicht, das nachfolgende geschriebene könnte zu Missverständnisse führen, soweit, was in drei Sekunden oder drei Trilliarden Sekunden geschehen könnte: Irgendjemand meinte einst: "Märchen beginnen mit: Es war einmal - Science-Fiction: Es wird einmal sein." Ein Autor hatte Geschichtsforscher verärgert, indem er mutmaßte, dass Geschichte und Science-Fiction ident seien. Wenn einem lange nach 1945 geborenen Menschen von der NS-Zeit erzählt wird, wirkt das so wie Science-Fiction rückwärts gewandt. Der unbelastete Mensch glaubt das nicht, dass der moderne - intelligente? - Mensch fähig wäre zu Massenmord. Die Zeitzeugen werden immer weniger, das ist der Lauf der Welt. Das ist das Extrem, wobei Vergangenheit und Zukunft völlig verdreht aus der Sicht des Menschen wirken.
Überlegungen
Als Jugendlicher habe ich selbst versucht zu überlegen, was es einmal geben wird. Weil ich früher gerne Kinofilme gesehen habe und mich auch für die Herstellungstechniken interessiert habe, habe ich überlegt wie könnten künftige Filmherstellungstechnologien sein. Mitte der 1970er-Jahre gab es schon Videokameras mit riesige Recorder (Spulen mit breite Bänder). Das könnte Zukunft haben, dachte ich. Allerdings waren diese Geräte relativ unhandlich. Gegenwart: Seit wenigen Jahren werden Kinoproduktionen mit Hochleistungs-Video-Kameras mit Festplattenrecorder hergestellt. Der 35-mm-Film wurde Vergangenheit. Mit der Digital-Technik wurden alte defekte Filme in die Gegenwart - hinübergerettet und kommerziell neu verwertet. Stanley Kubrick, der britische Visionär des anspruchsvollen Unterhaltungsfilm, setzte in seinem SF-Klassiker "2001" (GB/USA 1968) bereits angedeutete PCs mit Tastatur ein. Heute haben wir Smartphones, Touchtablets mit visualisierter funktionierender Tastatur und den üblichen Tippfehlern.
Nachdenken in die Zukunft
Und wie wird es weitergehen? Der Mensch wird weiterhin zwei Beine und zwei Arme und einen Kopf haben. Ob genug Verstand, das ist eine andere Frage. Vielleicht wird der Mensch sich noch einen zweiten Kopf anschaffen und die Meinungsvielfalt wird noch extremer. Die Gesellschaft wird sich weiter entwickeln. Begonnen hat das mit der Informationsflut, einer ausufernden Kommunikationskultur und einer stillschweigenden Überwachung durch den Staat allgemein. Seit einiger Zeit gibt es immer mehr wird gegen den einzelnen Bürger eine schärfere Gangart eingeschlagen, vor allem wenn es ums Geld geht. Immer mehr Freizeit, die teilweise nicht immer sinnvoll verbracht wird. Das Single-Dasein wird modern. Das Recht auf Eigenständigkeit wagt der Staat nicht zu beschneiden. Die Medizin geht in Grenzbereiche, wobei ethische Fragen langsam an Wichtigkeit einbüßen. Jeder Mensch glaubt, er lebt ewig - und das nur aus dem Moment solange die Gesundheit nicht umkippt. Die Sterblichkeit des Menschen wird stetig ausgeblendet aus dem Dasein. Die Liste an Möglichkeiten ist endlos. Was die Weltbevölkerung anlangt wird sie sich vervielfachen. Die Schere zwischen Arm und Reich geht noch weiter auseinander. Fruchtbarer Ackerboden wird gegen Betonbauten eingetauscht. Der weise Mensch könnte vielleicht eine weitere Stufe in der Evolution überspringen und was für ein schrecklicher Gedanke, als "Übermensch" weiter bestehen. Als solcher geht dieser über Leichen. Ist das schon nicht geschehen? Nur des Überlebens wegen - das aufregende Leben auf diesem fragilen Globus mit Mond ist eigentlich ein herausfordernder Existenzkampf. Raumfahrt ist lediglich nur für ganz wenige - auserwählte - Exemplare der Spezies Homo Sapiens. Nebenher: Fast jeder der Mondreisenden zwischen 1969 bis 1973 ist geistig etwas verändert zurückgekommen. Ihre Weltbilder sind fast relativ bis religiös verschoben worden.
Und was wird mit Religion? Was geschieht wenn die über Jahrtausende entstandene Balance zwischen Weltlichkeit und Geistlichkeit auseinanderbricht. Was viele Religionsverneiner nicht wahrhaben wollen ist die Tatsache, dass ernsthafte Theologen intellektuell geschärfte Menschen sind - und gelassen sind. Religion wird auch in der Zukunft ein bestimmender Faktor sein, ob es uns gefällt oder nicht. Um die Masse von Menschen zu kontrollieren, die längst nicht mehr kontrollierbar waren und sind. Das hat längst der Staat übernommen und auch in Zukunft. Religionsbefürworter setzen immer mehr autoritäre Erziehungsmethoden ein und vergessen erst recht auf die höchste Instanz im Universum. Menschen werden auch in der Zukunft fragen: Wer bin ich, woher komme ich und wohin gehe ich. Vielleicht findet ein fruchtbarer oder furchtbarer Austausch an weltumspannenden Gedanken statt.
Möglicherweise wird es immer mehr intelligente Menschen geben, und zwar so wie, dass eine kleine Gruppe führender Intelligenzler gezwungen sein wird ihre Konkurrenten gründlich zu dezimieren.
Eine Begegnung mit Außerirdische wird nach wie vor utopisch bleiben. Blicken wir in die eigene Weltgeschichte: Als die alte Welt Europa die neue Welt Amerika entdeckte, ging es für die dort lebenden Ureinwohner schlecht aus. Nehmen wir diese Episode und versetzen wir sie in eine schon lange gewünschte Begegnung mit einer Spezies aus einer weit entfernten Galaxis. Die BesucherInnen aus dem All werden uns technologisch überlegen sein. Das sagt schon alles.
Der Wunsch durch die Zeit zu reisen wird vielleicht erfüllt werden. Aber bis jetzt ist niemand aus der Zukunft bei uns eingelangt. Oh, soeben machte es Plopp, als ob die Luft verdrängt wurde. Es ist ein Zeitreisender auf Visite gekommen …
Der Zeitreisende erklärte mir, dass ein einmaliger Besuch sei, denn lieber reisen sie in die Zukunft.
Ich fragte ihn, wie sieht die Zukunft aus. Nun, erklärte er mir in einem verwaschenen Deutsch, das nur mehr aus wenigen Phrasen bestand, es leben in Nordafrika zehn Millionen Menschen. Und was ist mit der Sprache, fragte ich. Erklärte, das was er versucht mit mir zu artikulieren sei eine tote Sprache. Umpf, murmelte ich. Für ein Erdenjahr, das hat nun nur mehr 300 Tage, wird immer aus einer anderen Region ein Präsident bestimmt. So wenige Menschen. Der Zeitreisende hatte diese Frage erwarte. Mehrere Kriege und fürchterliche Naturkatastrophen hatten die Menschheit auf diese Zahl verringert, und es wird weiter darauf geachtet, dass diese Zahl erhalten bleibt. Sonst gäbe es nicht genug für alle zu Essen. Ich ahnte, was das für eine Gesellschaft sein würde. Ich fragte ihn wie erreicht Ihr das, dass die Bevölkerungszahl so gleich bleibt? Plopp, er war verschwunden.
Der Mensch hat immer den innersten Wunsch an den Rand seiner Belastungsgrenze zu gehen. Und das wird er auch in Zukunft tun. Plopp! Schon ist er wieder da. Diesmal hat er etwas mitgebracht.
Copyright Ernst Zentner