Vulkane in Darstellungen der bildenden Kunst
#
Von Ernst ZentnerIn der Welt- und Erdgeschichte gab es und gibt es Vulkane. Die Frage ist lediglich. Welcher von denen ist der berühmteste, gefährlichste oder atemberaubendste? Oder wie absurd: der schönste? Namen wie Vesuv, Krakatau und neuerdings Tambora (1814) machen die Runde. Der Mount St. Helens in den USA war Anfang der 1980er Jahre der von der Wissenschaft gründlichst studierteste Feuerberg überhaupt. In seiner Gegend ist eine neue Fauna und Flora entstanden. Gefährlich ist St. Helens geblieben. Eine Überraschung bot der seit 550 Jahren als erloschen geglaubte Pinatubo (Philippinen), der im Juni 1991 gewaltvoll eruptierte.
Über hunderte Vulkane gibt es weltweit. In Südamerika gelten sie als Wächter der Götter. Bei vielen Völkern gelten Vulkane als Sitz ihrer Götter. In Europa verschafften sie der Mythologie neuen Aufschwung. Der alttestamentarische Berg Sinai galt ebenfalls als Sitz Gottes. Ein Vulkan namens Thera (Santorini; auch bekannt als Minoische Eruption, um 1640 v. Chr.) in der Ägäis beeinflusste sogar das Klima im Nahen Osten und dürfte indirekt die berühmten Plagen – Altes Testament – angeführt haben.
Immerhin dürften seit nahezu hunderttausenden von Jahren an die 1.500 feuerspeiende Berge – ohne die zahlenmäßig nicht bekannten Unterwasservulkane – das Geschick von Natur und Mensch bestimmt haben.
Vor über 1900 Jahren hatte der Mount Vesuvius die antike Siedlung Pompeij untergehen lassen – das auch literarisch und filmisch verarbeitet wurde.
Lokale Zivilisationen wurden bei Ausbrüchen dem Erdboden gleichgemacht – von einem Gott oder mehreren Göttern gleich vernichtet – nur davon hat die Welt nie erfahren. Höchstens, dass der Vulkan die Umgebung buchstäblich umgestaltet hatte.
Die Spuren, egal wie weit sie in der Menschheitsgeschichte zurückliegen, sind heute noch sichtbar. Vulkane bestimmten von jeher unser Dasein.
Wissenschaftler haben sie bestiegen so gut es ging, auch unter Einsatz ihres Lebens, und hatten sie vermessen. Viele bildende Künstler waren diese Ungetüme in der Natur Sujet beeindruckender Zeichnungen oder Gemälde.
Das Ganze ist eine oberflächliche Betrachtung. Ich möchte hier nur das Augenmerk auf Gemälde oder Zeichnungen richten, die als Inhalt den Vulkan, den Feuerberg haben. Menschen zu allen Zeiten waren fasziniert über diese bedrohlichen und schaurigen Phänomene, die unsere – einzige – Heimatwelt hervorbringt. Für uns Gefahr und Anziehungspunkt in unseren Dasein. Ein gigantischer Hinweis wie lebendig unser blauer Planet in unseren Sonnensystem ist.
Und Naturkatastrophen üben noch immer auf uns Menschen eine gewisse schaurige Faszination aus …
Künstler, die Zeugen mancher vulkanischer Tätigkeit wurden, brachten das schnell zu Papier oder Leinwand. Eine Vulkan-Graphikserie schuf Andy Warhol (1985). Bei ihm ging es nur um das formale und farbige eines Feuerberges. (Vgl. bitte Andy Warhol Vesuvius.)
Abschließen will ich das mit einigen Worten eines Zeitgenossen, der mit Traurigkeit den Untergang einer bis heute bekannten Stadt schilderte.
Plinius der Jüngere berichtete über den Ausbruch und über seinen mutigen Onkel Plinius den Älteren (in Auszügen):
"Er {Plinius der Ältere} befand sich gerade in Misenum, wo er persönlich das Kommando über die Flotte führte. Am 24. August, ungefähr um ein Uhr mittags {die ersten Eruptionsphasen wurden übersehen}, berichtete ihm meine Mutter, es zeige sich eine Wolke von ungewöhnlicher Größe und Gestalt. Er … stieg auf eine Anhöhe, von wo aus man die wunderbare Erscheinung am besten betrachten konnte. Die Wolke stieg auf - für Zuschauer aus der Ferne war nicht zu unterscheiden, von welchem Berg; dass es der Vesuv war, erfuhr man erst später -, sie sah ihrer ganzen Gestalt nach nicht anders aus als ein Baum, und zwar wie eine Pinie. Sie hob sich nämlich wie auf einem sehr hohem Stamm empor und teilte sich dann in mehre Äste. Sie zerfloss wohl deshalb in die Breite, weil sie durch den frischen Luftzug zunächst zwar in die Höhe getrieben wurde, durch ihr eigenes Gewicht aber wieder herabgedrückt wurde. Zuweilen erschien sie glänzend weiß, dann wieder schmutzig und fleckig, je nachdem sie Erde oder Asche mit sich führte./Einem so bedeutenden Naturforscher wie meinem Onkel schien das Ereignis wichtig und einer näheren Betrachtung wert zu sein. Er ließ ein kleines Fahrzeug segelfertig machen und stellte mir anheim, ihn zu begleiten. Ich erwiderte, ich wolle lieber bei meiner Arbeit bleiben … / Indessen leuchteten vom Vesuv her an mehreren Stellen weite Flammenflächen und mächtige Feuersäulen, deren strahlender Glanz im Dunkel der Nacht noch heller wirkte … In der Nacht tobte der Vesuv weiter und verschüttete das nur wenige Kilometer entfernte Pompeji völlig. Auch über Stabiae gehen Asche und Lapilli (Steine) nieder … Denn von vielen heftigen Erdstößen wankten die Häuser, gleichsam als seine sie aus dem Boden gerissen, und man hatte den Eindruck, als schwankten sie hin und her. Unter freiem Himmel fürchtete man allerdings das Herabfallen der freilich leichten und ausgebrannten Bimssteine … Schon war anderswo Tag, dort aber Nacht, dichter und schwärzer als alle Nächte bisher. Doch erhellten diese Nacht vielerlei Fackeln und allerhand Lichterscheinungen … Das Meer schien sich selbst aufsaugen zu wollen und wurde durch das Erdbeben gleichsam zurückgedrängt. Jedenfalls hatte sich der Strand verbreitert und viel Seegetier bedeckte den trockengelegten Sand. Auf der anderen Seite öffnete sich eine schreckliche schwarze Wolke, zerrissen durch plötzliche Feuerausbrüche, die kreuz und quer hervorschossen. Sie loderten in länglichen Feuergarben auf, Blitzen gleich, doch größer … / Wenig später senkte sich die Wolke herab auf die Erde und bedeckte das Meer, sie umgab Capri, entzog die Insel unseren Blicken und verbarg das Vorgebirge von Misenum … Wir hatten uns kaum niedergesetzt, da umhüllte uns bereits die Nacht, nicht eine mondlose oder von Wolken verdunkelte Nacht, sondern die Finsternis eines geschlossenen, lichtlosen Raumes. Man hörte das Heulen der Frauen, das Gewimmer der Kinder, die Schreie der Männer … . Aus Angst vor dem Tod riefen manche nach dem Tod. Viele hoben die Hände zu den Göttern; groß war die Zahl derer, die glaubten, es gebe keine Götter mehr und über die Welt sei die letzte, die ewige Nacht hereingebrochen …"[1]
Plinius der Ältere starb während der überstürzten Flucht aus körperlicher Überforderung dort und sein Neffe Plinius der Jüngere (18) entkam mit anderen mühevoll.
[1] Pompeij/Plinius
Während seiner Italienischen Reise bestieg Goethe im März 1787 den berühmten Vesuv gleich dreimal und verfasste darüber seine detaillierten Berichte. Der abenteuerlustige Dichter fertigte dazu eine Zeichnung an, die einen bedrohlichen eruptierenden Berg zeigt.
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=goethe_vesuv
Goethe schrieb über seine Vesuv-Besteigung am 20. März 1787: "Wir versuchten noch ein paar Dutzend Schritte, aber der Boden ward immer glühender; sonneverfinsternd und erstickend wirbelte ein unüberwindlicher Qualm. Der vorausgegangene Führer kehrte bald um, ergriff mich, und wir entwanden uns diesem Höllenbrudel."[2]
[2] Goethe: Italienische Reise. Neapel, 20. März 1787
Interessant wäre noch eine Vulkandarstellung in der japanischen Kunst. Sie haben aus asiatischer Sicht eher Volkskunstcharakter. Der Ausnahmekünstler Katsushika Hokusai schuf um 1830 einen 36teiligen Zyklus um den Fuji. Wobei "Die große Welle vor Kanagawa" eines seiner beeindruckendsten Werke ist. Vielleicht ist dieses außergewöhnliche Holzschnittbild ein Hinweis auf einen Tsunami, ausgelöst durch ein Erdbeben um den Fuji? In Japan sind Erd- und Seebeben nichts ungewöhnliches. Der gleiche Künstler schuf auch "Der Flug des Drachen über dem Fuji", wohl um 1800. Seitlich über dem Gipfel eine schlangenartige Rauchsäule. Der höchste Berg Japans (3.776,24 Meter) hatte seine letzte große Eruption 1707. Hokusai könnte noch Aktivitäten des Vulkans gesehen haben. Heute ist die Gegend um dem Fuji seit 2013 Teil des Weltkulturerbe.
ABBILDUNGEN NOCH IN AUSWAHL
Natürlich gibt es auch Mythen zur Thematik Vulkan. Ich denke da an die Schmiede des Vulkans und ähnliche Geschichten. Aber das ist weit hergeholt. Eher geeignet für ein eigenes Essay. - Ernst Zentner
Inzwischen ist der Anak Krakatau - der Sohn des Krakatau - öfters, zuletzt Dezember 2018 und im Oktober 2019 ausgebrochen …
Am 14. und 15 Januar 2022 brach der Unterwasservulkan Tonga-Hunga Ha'apai mit massive Eruptionen aus. Der Knall weltweit zu hören. Die Beben wurden ebenfalls entsprechend registriert. Die Aschewolke erreichte einen Durchmesser von fast 500 Kilometer. Der Inselstaat Tonga rief den Katastrophenfall aus
Siehe auch im Austria-Forum
Ernst Zentner 2019-2022