Waschmittel im Test: Knapp 2/3 enthalten zugesetztes Plastik in fester oder flüssiger Form#
GLOBAL 2000 sieht jedoch ersten Erfolg: nur mehr 14 Waschmittel mit festem Mikroplastik und mehr ökologisch zertifizierte Alternativen#
Wien (OTS) - Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 und der Konsumentenschutz der AK OÖ haben nach zwei Jahren erneut Waschmittel auf Plastik untersucht. Insgesamt wurden die Inhaltsstoffe von 256 Waschmittel auf Mikroplastik und synthetische Polymere durchleuchtet. Nur mehr in 14 Produkten wurde festes Mikroplastik entdeckt, allerdings hat sich der Anteil der Produkte mit wasserlöslichen, synthetischen Polymeren, also mit wasserlöslichem Plastik, verdoppelt. „Unser Test zeigt durchaus positive Ergebnisse: zahlreiche Produkte beweisen, dass es auch ganz ohne Plastik im Waschmittel geht. Leider konnten wir aber auch durchaus problematische Entwicklungen sehen, denn mittlerweile wird wasserlösliches Plastik im großen Stil eingesetzt, häufig als Ersatz für festes Mikroplastik. Über die langfristigen Auswirkungen wissen wir kaum etwas, da die Analysemethoden noch unausgereift sind. Damit gehen die Hersteller ein enormes Umwelt- und Gesundheitsrisiko ein“, zeigt sich Lena Steger, Ressourcensprecherin von GLOBAL 2000, besorgt.
Zahlreiche Waschmittel ohne Plastik erhältlich#
Erfreulich ist, dass 100 Waschmittel ganz ohne flüssiges oder festes Plastik auskommen. 50 davon sind besonders empfehlenswert, da sie zusätzlich auf umwelt- und gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe verzichten und deshalb auch mit dem Österreichischen Umweltzeichen, der Austria Bio Garantie oder anderen Bio-Siegel ausgezeichnet sind. Unter den besonders empfehlenswerten Waschmitteln finden sich zwei Produkte der Spar Eigenmarke „Splendid Bio“, eines von Müller „Blink Öko“, zwei Produkte des deutschen Herstellers Frosch, sowie auffällig viele nachhaltige Produkte kleinerer, österreichischer Hersteller, wie Planet Pure, Biobär oder Cliir. „Als Reaktion auf unsere Analyse von 2019 haben Rewe, Spar und selbst der Waschmittelhersteller Henkel festes Mikroplastik aus ihren Eigenmarken verbannt“, zeigt sich Steger erfreut. „Nur Lidl und Hofer sind ihren Zusagen bisher noch nicht nachgekommen, wobei Hofer angibt, dies bis 2022 umzusetzen. Insgesamt wurde nur noch in 14 Waschmitteln festes Mikroplastik gefunden.“Wasserlösliches oder flüssiges Plastik kommt vermehrt zum Einsatz – mit unbekannten Folgen#
Trotz der positiven Entwicklung enthalten immer noch 156 – also knapp 2/3 – der Waschmittel industriell hergestelltes Plastik. Während festes Mikroplastik kaum noch in Waschmittel zu finden ist, hat die Verwendung von wasserlöslichen Polymeren im Vergleich zum letzten Test deutlich zugenommen:- 2019 enthielten 27 Prozent aller untersuchten Waschmittel wasserlösliches Plastik, in der aktuellen Erhebung sind es 55 Prozent – somit hat sich der Anteil verdoppelt!
- 66 Prozent der Waschpulver enthalten wasserlösliches Plastik
- Gelkissen enthalten am häufigsten Plastik – in 97 Prozent der untersuchten Produkte wurde Mikroplastik oder wasserlösliches Plastik gefunden
Lösliche Polymere sind Chemikalien, die sich zwar beim Kontakt mit Wasser lösen, aber dennoch in die Umwelt gelangen. Dort können sie als Mikroschadstoffe verbleiben und eine Gefahr für die Umwelt sein. Sie sind meist nicht biologisch abbaubar. GLOBAL 2000 kritisiert, dass mittlerweile doppelt so viele Waschmittel wasserlösliches Plastik enthaltenDenn über das Ausmaß und die Auswirkungen der Umweltverschmutzung ist sich die Wissenschaft noch im Unklaren. Die analytische Untersuchung von löslichen Polymeren in der Umwelt steckt noch in den Kinderschuhen.
Durch den ansteigenden Einsatz von wasserlöslichem Plastik werden auch die Konzentrationen in der Natur zunehmen – mit noch ungeklärten Folgen. Eine Studie zeigte, dass wir bereits jetzt über verschiedene Quellen im Durchschnitt etwa 5 Gramm Mikroplastik pro Woche aufnehmen – das entspricht dem Gewicht einer Kreditkarte. Das große Problem bei Plastik ist die extreme Beständigkeit des Materials, wodurch es in der Umwelt im Laufe der Zeit zu einer Zunahme der Konzentration in den Ökosystemen führt. Daher führt jede Freisetzung zu nachteiligen Auswirkungen, die nur schwer bis gar nicht wieder rückgängig gemacht werden können. Dadurch können auch negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit nicht einfach gestoppt werden.
Jede Art von Plastik beschränken – egal ob fest oder flüssig!#
Festes absichtlich beigemengtes Mikroplastik soll laut der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) unter anderem in Waschmitteln bald europaweit verboten werden. Die EU-Kommission arbeitet derzeit an einem entsprechenden Gesetzesvorschlag, der bis Ende 2021 vorliegen soll. Aktuell deutet jedoch alles darauf hin, dass wasserlösliches Plastik vom angekündigten EU-Verbot ausgenommen sein wird. GLOBAL 2000 und die AK OÖ fordern daher ein umfassendes Verbot von allen nicht biologisch abbaubaren synthetischen Polymeren.„Es ist eine beunruhigende Entwicklung, dass mittlerweile doppelt so viele Waschmittel wasserlösliches Plastik enthalten, wie noch vor zwei Jahren. Waschgang für Waschgang gelangt Plastik in unsere Umwelt und unseren Körper. Dass es auch ohne geht, zeigen die zahlreichen am Markt erhältlichen Produkte. Durch die Informationen aus unserem Test haben die Konsumentinnen und Konsumenten die Wahl und können auf plastikfreie Waschmittel setzen“, so Steger abschließend.
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