Die Anstaltsapotheke im LKH-Univ. Klinikum Graz#
Von Mag. pharm. Dr. Bernd Mader
Ihre Leiter seit der Konzessionserteilung und ihr Leistungsangebot bis zur Fertigstellung des Neubaus.
Vom Jahre 1984 an bis Ende 2006 war ich in dieser Apotheke tätig und so verwundert es nicht, dass ich dieser Arbeitsstätte noch immer sehr verbunden bin. Zudem an allem Historischen interessiert, beschäftigte ich mich auch mit der Geschichte dieser Apotheke und mit jenen Personen, die sie geleitet haben. Es sei hier kurz darauf verwiesen, dass das "AllgemeineKrankenhaus", der Vorgängerbau in der Paulustorgasse, keine eigene Apotheke besaß, sondern seine Medikamente von den Stadtapotheken bezog. In einem Krankensaal war jedoch für dringendste Fälle ein "Medikamenten-Notapparat" untergebracht. [1]
Eine Apotheke anstatt einer Dienstwohnung#
Im neu errichteten Landeskrankenhaus war nun eine Apotheke geplant, obwohl immer wieder die Geschichte erzählt wird, man hätte auf sie vergessen, so dass die ursprünglich für den Direktor vorgesehene Dienstwohnung für die Apotheke adaptiert werden musste.[2] Nach einem Baubeginn im Jahre 1904 dauerte es bis zum 20. Mai 1912 bis das neue Krankenhaus in einer schlichten Feier, nach einer Segnung durch Fürstbischof Dr. Leopold Schuster, eröffnet werden konnte. Die Konzession für die Apotheke wurde am 23. Mai 1912 erteilt.
Fritz Wischo stammte aus Ungarn, sein Pharmaziestudium absolvierte er in Prag. Darnach arbeitete Wischo in nordböhmischen und schlesischen Apotheken, pachtete später eine Apotheke in Südtirol, um dann 1908 die Löwen-Apotheke in Liezen zu kaufen. Vier Jahre später verkaufte er die Löwen- Apotheke und wurde mit 6. Juli 1912 mit der Leitung der Apotheke im neuen Landeskrankenhaus betreut. 1920 wurde Wischo zum "Medikamentenoberverwalter", 1926 zum Direktor ernannt. [4]
In Apotheker Wischos Leiterzeit fällt auch die Gründung der "Chemisch-pharmazeutischen Werke des Landes Steiermark", die später den Namen "Rieswerke" erhielten. Es war im Kriegsjahr 1917, als der damalige Leiter des Landeskrankenhauses, Prof. Dr. Wilhelm Scholz, bei der steirischen Landesregierung anregte, den dringenden Bedarf an Medikamenten durch Gründung eineseigenen Werkes zur Medikamentenerzeugung zu decken. [5]
Man griff diese Idee auf und begann vorläufig in den Räumlichkeiten der Anstaltsapotheke mit der Erzeugung. Zum Betriebsleiter wurde der Leiter der Anstaltsapotheke, Fritz Wischo, bestellt. Die "Rieswerke" erhielten erst in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg ein eigenes Gebäude. Prof. Dr. Ludwig Zechner war ihr verantwortlicher Leiter. Infolge allgemeinen Platzmangels für Kranke wurden die "Rieswerke" letztlich aufgelöst und an dieser Stelle das Strahlentherapiezentrum errichtet.
Von der Zwischen- bis zur Nachkriegszeit#
Nach dem Tode Wischos im Sommer 1934 wurde noch im selben Jahr Magister Franz Freiberger zum Provisor ernannt. [6].
Franz Freiberger war im Jahr 1887 im steirischen Weißkirchen geboren worden. Das Tirocinium, das war eine dreijährige Praktikantenzeit vor dem Studium, und das nachfolgende Studium absolvierte er in Graz und war dann 1912 in die Anstaltsapotheke eingetreten.
Apotheker Freiberger führte die Apotheke mit Umsicht durch die schwierigen Zeiten der Zwischenkriegszeit und während der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Er blieb bis zu seiner Pensionierung in der Anstaltsapotheke tätig, obwohl mit Kriegsende Dr. Romuald Gager zum neuen Leiter bestellt worden war.
Auch für Dr. Gager war es nicht einfach, in derschwierigen Zeit nach 1945, wo stets an allem Mangel herrschte, das Krankenhaus mit dem Notwendigstenzu versorgen. Zudem mussten immer wieder auch die steiermärkischen Landesspitäler versorgt werden. Dr. Gager blieb bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1961 Leiter der Anstaltsapotheke.
Sein Nachfolger wurde Mag. pharm. Dr. Josef Horner (Abb. 5). Dr. Horner wurde 1928 im Mühlviertel (OÖ), nahe der Stadt Freistadt, geboren. Er studierte in Graz Pharmazie, sponsierte hier 1952 und beendete sein Studium ein Jahr später mit dem Doktorat. Nach seiner zweijährigen Aspirantenzeit trat er 1955 in die Anstaltsapotheke ein und wurde 1962, nach Ausscheiden Dr. Gagers, zu deren Leiter bestellt. Er leitete sie bis Ende des Jahres 1993, also einunddreißig Jahre lang!
Hofrat Dr. Horner war eine bedeutende Persönlichkeit der österreichischen Nachkriegs-Pharmazie. Viele Jahre lang war er Lektor am Pharmakognostischen Institut der Universität, weiters Vortragender in Kursen der Aspiranten und deren Prüfer, er war Gründungsmitglied der „Europäischen Vereinigung für Klinische Pharmazie“ 1982 erhielt er den Umweltschutzpreis des Landes Steiermark.
Nach der Pensionierung von Dr. Horner wurde Mag. pharm. Barbara Primus mit der Leitung betraut. Sie war eine gebürtige Wienerin (geb. 1952), wuchs jedoch in Salzburg auf und studierte in Graz. 1977 beendete sie das Studium und war bis 1985 in verschiedenen Apotheken tätig. 1986 trat sie in die Anstaltsapotheke ein. Frau Mag. Primus leitete von 1994 bis 2004 die Apotheke.
In die Zeit ihrer Tätigkeit fiel erstmals eine Erweiterung der Apotheke innerhalb des LKH-Univ. Klinikum Graz. Einem dringenden Bedarf nachkommend wurden zwei pharma-onkologische Abteilungen (POA), eine auf der heutigen Univ.- Klinik f. Innere Medizin, die andere auf der Univ.- Klinik f. Kinder- und Jugendheilkunde geschaffen.
Mit Jahresende 2004 übernahm Frau Mag. pharm. Ellinor Haudek die interemistische Leitung der Apotheke. Mag. Haudek ist gebürtige Grazerin (geb. 1950), studierte auch in Graz und absolviert dort auch ihre einjährige Aspirantenzeit. 1981 trat sie in die Anstaltsapotheke ein. Gleich von Anfang an leitete sie die Sterilabteilung. Über dieses Fachthema hat sie auch über viele Jahre die steirischen Aspiranten ausgebildet.
Neuorganisation und Neubau#
Seit 2005 erfolgte eine Neuorganisation der Anstaltsapotheke, insbesondere der Organisation und der Prozesse im Bereich Herstellung, Logistik und pharmazeutische Dienstleistung.
Herauszuheben sind die Etablierung
- der elektronischen Arzneimittelliste des Klinikums mit Bestellfunktion,
- der Geschäftsstelle der Arzneimittelkommission,
- eines gesicherten Informationssystems für Chargenrückrufe und behördliche Mitteilungen für das Klinikum und die Landesspitäler,
- oder einer Arzneimittelinformationsstelle um nur einige Beispiele zu nennen.
Das zentrale Artikel- und Preiswartungsservice sowie die KAGESweite Tamifluversorgung im Pandemiefall werden von hier aus organisiert. Ein Benchmark mit der Anstaltsapotheke des Univ.- Klinikum Innsbruck führte zu weiteren künftigen strategischen Überlegungen.
Auf den Herstellungs- und Beratungssektor sind die besonderen Leistungen der Labore, der Sterilabteilung und der Pharmazeutischen Onkologischen Abteilungen hervorzuheben, die zu individuellen Kunden- und Patientenlösungen führen und wesentliche Beiträge zur Kostenreduktion bringen.
Neben der Versorgung des Klinikum werden durch die Anstaltsapotheke 15 Landesspitäler mit Medikamenten und magistralen Herstellungen versorgt.
Derzeit laufen als Projekte die Zertifizierung der Anstaltsapotheke nach DIN EN ISO 9001:2000, sowie die Planung und Gestaltung des Apothekenneubaus mit geplantem Bauende 2013.
[1] Vgl. Mathias Macher, Medizinisch-statistische Topographie des Herzogtums Steiermark, Graz 1860, S. 358.
[2] Entnommen einem Schreiben vom 10. April 1957. Reg. Rat. Dr. Romuald Gager, der damalige Leiter der Anstaltsapotheke, rechtfertigt in einem Schreiben an die Zentraldirektion den Raummangel, der anlässlich einer Apothekenvisitation protokolliert worden war. In diesem Schreiben war zwar von “Kanzleiräumen“ die Rede, Hofrat Dr. Horner versicherte aber, dass es die Dienstwohnung des Direktors gewesen war.
[3] Vgl. Kurt Ryslavy, Geschichte der Apotheken der Steiermark und der Untersteiermark bis nach dem Ersten Weltkrieg, (= Ryslavy, Geschichte), Wien 1992, S. 56. Fälschlich gab Ryslavy das Datum der Konzessionserteilung mit 28. Mai an. Nach der Urkunde war es aber der 23. Mai.
[4] Ebda, S. 56, 162. - Vgl. auch: Wolfgang–Hagen Hein, Holm-Dietmar Schwarz (Hsgr.). Deutsche Apothekerbiographie, Bd. 60 der Veröffentlichungen der IGGPh, Erg. Bd. II, Stuttgart 1997, S. 356f.
[5] Vgl. Otto Nowotny, Die pharmazeutische Industrie Österreichs. Teil II. In: Österreichische Apotheker-Zeitung, 55.Jg., Nr. 23, Wien 2001, S. 1205.
[6] Vgl. Ryslavy, Geschichte, S. 57.