Anrede#
Innerhalb eines Dorfes war (und ist) das Duzen gebräuchlich, wie auch innerhalb bestimmter Gemeinschaften (z.B. Schul-, Studien-, Sport- Berufskollegen). Seit dem 8. Jahrhundert bürgerte sich die Sie-Anrede (2. Person Mehrzahl) für Oberschichtangehörige ein, die aber ihrerseits die Untertanen mit Du ansprachen. Im 16. und 17. Jahrhundert war es üblich, Männer mit Er, Frauen mit Sie anzureden, doch wurde dies ab dem 18. Jahrhundert als abwertend empfunden und allgemein durch das Sie ersetzt. Noch im 20. Jahrhundert war es in manchen Gegenden (Niederösterreich, Vorarlberg) Brauch, dass Kinder zu ihren Eltern Sie sagten. Hingegen zeichnet sich in der Werbung, auch von der Stadt Wien, im 21. Jh. der Trend zu Du-Anrede ab. "... Reiche deine Idee ein ... Informieren kannst du dich unter ... "Ältere Menschen finden das respektlos. z.B. "Mach mit im Wiener Klimateam. ...Du hast bestimmt eine gute Idee fürs Wiener Klima. Scherzhaft meint man auch über einen guten Wein "Zu dem muss man Sie sagen."Der Gebrauch von Titeln geht auf das byzantinische Hofzeremoniell zurück. Im Heiligen Römischen Reich ließ sich Kaiser Karl V. (1500-1558) als erster mit "Majestät" titulieren. Seit Ende des Ersten Weltkriegs (1918) sind in Österreich Adelstitel abgeschafft. Die korrekte Anrede gesellschaftlich hochstehender weltlicher oder kirchlicher Personen ist protokollarisch geregelt - wie Exzellenz für einen Botschafter, Eure Eminenz für einen Erzbischof, Magnifizenz für einen Universitätsrektor. Obwohl in Österreich akademische Grade kein Teil des Namens, sondern Zusatz zum Namen sind, ist es üblich, sie in der Anrede zu benutzen. Sie können in amtliche Urkunden (z. B. Ausweise) eingetragen und mit dem Namen angegeben („geführt“) werden.
Berufstitel wie Hofrat, Regierungsrat, Kommerzialrat, Ökonomierat, Kammersänger - die ebenfalls häufig in Anreden verwendet werden - sind Auszeichnungen für besondere Leistungen. Nach positiver Beurteilung des Antrags durch das zuständige Bundesministerium verleiht der Bundespräsident den entsprechenden Titel an Personen, die sich in langjähriger Ausübung ihres Berufes Verdienste um die Republik Österreich erworben haben. Nur beim Berufstitel Professor - für in der Erwachsenenbildung, Kunst, Volkskultur oder Wissenschaft Tätige - ist das Fachgutachten einer inländischen Universität oder universitätsähnlichen Einrichtung erforderlich.
Quellen:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 27
Wikipedia: Anrede (Stand: 3.3.2024)
Wikipedia: Akademischer_Grad (Stand: 3.3.2024)
Inserat Stadt Wien, in "Heute", 26.4.2023