Badstube#
Die älteste bekannte Badstube Wiens, "auf der Hohen Brücke" (Wipplinger Straße 25) wurde 1305 urkundlich erwähnt. 1326 bis 1350 hatte der jüdische Bader Leubmann das Bad auf der Hohen Brücke gepachtet, ein weiteres betrieb er in der "Wunderburg", Tiefer Graben 19. Die Wiener Bader und Wundärzte genossen hohes Ansehen. Um Bader-Meister zu werden, begann man mit 14 Jahren als Lehrling, wobei Lesen und Schreiben Bedingung war. Nach drei- bis vierjähriger Lehrzeit folgte die Gesellenprüfung und die - auch in anderen Gewerben übliche -Wanderschaft, um Berufserfahrung zu sammeln. Als Meister arbeitete man dann mit Personal. Die Preise der Badstuben wurden amtlich festgesetzt. Therapeutische Behandlungen, wie Kräuterbäder, zählten ebenso zum Angebot der Bader wie chirurgische. Seit dem 16. Jahrhundert mussten sie vor der medizinischen Fakultät eine Prüfung ablegen. Innerliche Heilmittel, Arzneien (composita), blieben akademischen Ärzten vorbehalten.
1521 bis ins 18. Jahrhundert bestand die Armenstiftung der Dorothea Rossmüllner, der Frau eines Baders. Mittellose konnten gratis baden, erhielten eine Mahlzeit und einen Geldbetrag, wenn sie, wie bei anderen "Seelenstiftungen", für die Stifter beteten. In der Kleeblattgasse im 1. Bezirk war das mittelalterliche "Judenbad", nach 1421 als Badstube "zu den Röhren" bis ins 18. Jahrhundert in Betrieb.
Im frühen 14. Jahrhundert waren im Bereich der Innenstadt elf Betriebe bekannt, in denen man in Holzschaffen badete. In Zeiten der Pest wurden die Badstuben geschlossen. Ein Bad in einem privaten Haushalt wird erstmals 1399 erwähnt. Auch von Heilquellen war bereits im Mittelalter die Rede: 1391 vom Goldbrünnl, einer Schwefelquelle beim späteren Brünnlbad, Wien 9, Lazarettgasse 16-20. Im 19. Jahrhundert konnte man hier Schwimmprüfungen ablegen. Ebenfalls im 9. Bezirk, am "Badergries" in der Rossau, wurden noch im 17. Jahrhundert Badstuben eröffnet.
Quelle: Karl Brunner, Petra Schneider (Hg): Umwelt Stadt. Wien 2005. S. 244 f.