Eingericht#
Die ältesten Exemplare von Schnitzereien oder Klebearbeiten aus Holz und Papier, die in einer Glasflasche zusammengebaut wurden, stammen aus dem 16. Jahrhundert. Sie wurden mit Geschicklichkeit und Geduld von Laien gebastelt, aber auch zum Verkauf serienmäßig hergestellt. In Berchtesgaden erzeugte man in Heimindustrie Flaschen mit "beweglichen Seiltänzern" und von innen verschlossenen Stoppeln. Die Themen der "Geduldflaschen" waren regional unterschiedlich: In Norddeutschland, wo sie Fischer und Matrosen herstellten, zumeist komplizierte Segelschiffe. Sächsisch-böhmische Bergleute konstruierten im Glas kleine Maschinen. In Bayern und Österreich waren religiöse Motive beliebt. Man fertigte handwerksmäßig Heiliggeistkugeln (hölzerne Taube in einer Glaskugel zum Aufhängen) Krippenszenen und die "Arma Christi". Die Leidenswerkzeuge waren bis in das 19. Jahrhundert fester Bestand der volkstümlichen Bilderwelt. Ihre andächtige Betrachtung sollte vor plötzlichem Tod schützen und Gebärenden Beistand leisten.
Quellen:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 162
Lenz Kriss-Rettenbeck: Bilder und Zeichen religiösen Volksglaubens. München 1963
Bild:
Eingericht, Kreuzigung. Foto: Volker Urban. Aus:Wikicommons unter CC