Hildegard, hl.#

Hildegard von Bingen (um 1098 - 1179) war Benediktinerin (ab 1136 Äbtissin) und die erste Vertreterin der deutschen Mystik des Mittelalters. Ihre sieben Bücher befassen sich mit Religion, Medizin, Musik, Ethik und Kosmologie. Sie wird als Autorin geschätzt, die durch ihre Denkansätze neue Impulse setzte und damit einen umfassenden Blickwinkel ermöglichte. 

2012 erhob Papst Benedikt XVI. die heilige Hildegard zur Kirchenlehrerin (Doctor Ecclesiae universalis) und dehnte ihre Verehrung auf die Weltkirche aus. Hildegard, am 17. September ist ein nicht gebotener Gedenktag im Regionalkalender.

Darstellungen zeigen Hildegard als Äbtissin mit Stab und Buch, auch als Prophetin zwischen Königen.

Die hl. Hildegard ist die Patronin der Esperantisten, Sprachforscher und Naturwissenschaftler.

Populär sind ihre Abhandlungen über Pflanzen ("Liber subtilitatum diversarum naturarum creaturarum") und Krankheiten ("Causa et curae", nach 1150), die in Kopien aus dem 13.-15. Jahrhundert erhalten sind. Hildegard beschrieb Pflanzen und Tiere nicht wie bisherige Autoren nur aufgrund der Schriften antiker Ärzte, sondern auch nach eigener Beobachtung und Berichten aus ihrer Umgebung. Als Äbtissin war sie davon überzeugt, dass Heil und Heilung des kranken Menschen nur von der Hinwendung zum Glauben ausgehen können, der gute Werke und eine maßvolle Lebens-Ordnung hervorbringt.

1970 prägte der österreichische Arzt Gottfried Hertzka (1913-1997) den Begriff Hildegard-Medizin. Dazu gehören Pflanzenheilkunde, Ernährungsregeln, Ausleitungsverfahren und Edelsteintherapie. Das naturheilkundliche Alltags- und Erfahrungswissen des Mittelalters erfreut sich in der esoterisch orientierten Alternativmedizin großer Beliebtheit. Kritiker bezweifeln Authentizität und Wirksamkeit der Hildegard-Medizin und bemängeln die kommerziellen Interessen.