Schrebergarten#
Namensgeber der Kleingärten war der Leipziger Orthopäde Daniel Gottlieb Moritz Schreber (1808-1861). Drei Jahre nach seinem Tod gründete sein Schwiegersohn Ernst Hauschild den ersten "Schreberverein", um Kindern einen beaufsichtigten Spielplatz zur Verfügung zu stellen. In den nächsten Jahren regten Reformpädagogen an, dass die Kinder dort eigene Beete anlegten. In der Folge zäunten die Eltern die gepachtete Fläche ein und teilten sie in Kleingärten.
Lebensreformer und Vegetarier waren um die Jahrhundertwende die ersten, die im Wiener Umland in einer Schrebergartenkolonie ("Heimgarten" in Purkersdorf) ihre Ideen verwirklichten. 1910 gründeten sie den Verein "Schrebergarten in Wien und Umgebung" und suchten mit Zeitungsinseraten Gleichgesinnte. Sie wendeten sich an den Magistrat, ihnen im Wald-und Wiesengürtel zu diesem Zweck billige Pachtgründe von 200 bis 600 m2 zu überlassen. Nachdem das Ansuchen unbeantwortet blieb, fanden die Aktivisten 1911 eine andere Möglichkeit, auf dem Gallitzinberg. Im und nach dem Ersten Weltkrieg entstanden mehrere "wilde" Siedlungen im Stadtgebiet. Staatliche Stellen vergaben unverbaute Flächen als Kriegsgemüsegärten. An Stelle des Exerzierplatzes im Prater parzellierte man 700 Grundstücke, die spätere Kleingartenkolonie Wasserwiese. Weitere folgten im 10., 11. und 12. Gemeindebezirk.
Die Geschichte der Kleingartenbewegung begann 1814 in Hessen (D). Vereinsgründer war Landgraf Carl. In Kappeln an der Schlei verpachtete er Gartenparzellen an Arme. 1864 entstand in Leipzig der erste Kleingartenverein Europas. 1904 starte die erste Schrebergartenkolonie in Purkersdorf. Graz, St Pölten, Graz und Klagenfurt folgten.
Im österreichischen Zentralverband der Kleingärtner sind derzeit (2024) fünf Landesverbände mit ca. 400 Vereinen und mehr als 40.200 Mitgliedern organisiert. In Wien nimmt sowohl die Gesamtfläche als auch die Parzellenanzahl der klassischen Kleingärten stetig ab. Im Gegenzug erhöhen sich Zahl und Flächen der Kleingärten mit einer Widmung für das ganzjährige Wohnen. Seit 1996 dürfen bis zu 50 Quadratmeter verbaut und ganzjährig als Hauptwohnsitz verwendet werden. Die meisten Wiener Schreibergärten befinden sich im 22. (329 ha) und 21. Bezirk (237 ha), im 1. und 4. bis 9. Bezirk gibt es keine Kleingärten.
Quellen:
Karl Brunner, Petra Schneider (Hg.): Umwelt Stadt. Wien 2005. S. 488 f.
Kleingarten Wien
"Kurier" 21.10.2023
Verein
Bild:
Kleingarten Auf der Schmelz, Wien 15. Foto: Doris Wolf
Siehe auch:
Heimatlexikon
Rezension Kleingärten