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Seiltänzer#

Seiltänzer

Seit 1503 finden sich Seiltänzer in den Wiener Stadtbüchern (Vorschreibung des Stadtoberkämmerers): "Am Suntag nach Sand Jacobstag dem Spilmann, so auf dem Sail gangen ist, und das meinem herrn Burgermaister und dem Rat hat sehen lassen, zu trinkhgelt … 2 Pfund." 1551 lautete die Stadtrechnung: "Am 7. Februar zweyen Weibspersonen, so im Rathhaws auf dem Sail ganngen… 1 Gulden." 1650 bis 1667 war das Seiltanzen verboten.

Johann Ev. Schlager erstellte ein "Verzeichnis der Seiltänzer- Komödien-, Marionetten-, Polcinell- und anderer Wiener Spektakelhütten" zwischen 1667 und 1736. Diese befanden sich meist auf dem Judenplatz und auf der Freyung. Die Darbietungen fanden zu Marktzeiten, oder einige Wochen während des Jahres statt. Das Verzeichnis umfasst auch Glücksspiele und Spektakel, wie 1687 einen "affricanischen Mann oder Hodtendoth". Dessen Eigentümer zahlte der Stadt für die neun Tage seines Gastspiels 13 fl. 1688 gastierte Anton Veragen aus Brabant 23 Tage mit Löwen und anderen ausländischen Tieren, wofür er 23 fl. bezahlte. Im folgenden Jahr kam er mit einem Elefanten. 1718 beschwerte sich Fürst Schwarzenberg über eine Seiltänzerhütte auf dem Neuen Markt, worauf sie abgebrochen wurde. Die letzte Eintragung eines Seiltänzers lautet 1734: "Jacob Germani, Prinzipal der Laitter- und Sailtänzer, Voltigier und Lufft Springer Compagnia".

Noch Jahrhunderte später begeisterten Seiltänzer mit ihrer wagemutigen Darbietungen die Besucher von Varietés. 1949 ereignete sich eine Tragödie. Der Artist Josef Eisemann (1911-1949) veranstaltete im Sommer mehrere Vorführungen, bei denen er auf einem 120 m langen Drahtseil den Donaukanal überquerte Dieses befand sich in 40 m Höhe, ohne Netz. Bei der letzten der geplanten Darbietungen wollte der Seiltänzer seine 16-jährige Tochter Rosa auf den Schultern tragen. Beim Absturz kamen beide ums Leben.


Quellen:
Johann Ev. Schlager: Wiener Skizzen aus dem Mittelalter. 3 Bde. Wien 1836-1846, 1839/277, 359
Eisemann

Bild:
Foto: Ein Seiltänzer im Varietétheater. Wien, I. Handkoloriertes Glasdiapositiv. Um 1910. © IMAGNO/Öst. Volkshochschularchiv, 00579232