Werkelmann#
In Maria-Theresianischer Zeit waren die Werkelmänner meist Kriegsinvalide, die sich durch die Straßenmusik einen geringen Verdienst erwirtschaften konnten. 1838 gab es in Wien 800 Lizenzen, 1900 noch 120, nach 1930 wurden keine mehr vergeben. Eine Ausnahme war 1977 Karl Nagl (1922-1994) ein bekannter Wienerliedsänger, gelernter Orgelbauer und Werkelsammler. In letzter Zeit entwickelte sich der Böhmische Prater im Laaer Wald, Wien 10, zu einem Zentrum der "MEMUSI" (Mechanische Musik). Im Mai 2017 organisierte der Club der Unternehmer im Böhmischen Prater das "33. Internationale Orgeltreffen in Wien". Rund 50 TeilnehmerInnen aus sieben Ländern spielten auch in der Fußgängerzone Favoritenstraße und bei einer Feldmesse.
Bei der Drehorgel bewegt der Spieler mit einer Handkurbel die Walze, deren eingesetzte Stifte die Ventile der Orgelpfeifen öffnen bzw. schließen. Die ersten "Leierkasten" trug man um den Hals, mit zunehmender Technik und Größe kamen sie im 19. Jahrhundert auf fahrbare Gestelle. Werkelmänner spielten im Prater, in Vergnügungsstätten und Höfen, besonders gerne in den Durchhäusern der Vorstädte. Die Mieter warfen ihnen aus dem Fenster in Papier gewickelte Münzen zu - nicht selten, um sie dadurch zum Weiterziehen zu motivieren.
Quellen:
G. B. Benesch: Der Werkelmann. In: SammerJournal Schwäbisch Hall 1981, S. 1122 f.
Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Wien 1992-1997. Bd. 5/ S. 616
Bild:
Josef Engelhardt: Ball auf der Hängstatt, Werkelmann und tanzende Wäscherinnen
Siehe auch:
Heimatlexikon
Werkelmann in: Verschwundene BräucheDas Buch der untergegangenen RitualeHelga Maria WolfBrandstätter VerlagWien2015