Maux, Richard#
* 26. 1. 1893, Wien
† 2. 8. 1971, Wien
Tondichter
Am 26. Jänner 1893 unter den Weißgerbern in Wien geboren, besuchte Richard Maux das Gymnasium in Wien IX. Die Großstadt und der ländliche Raum waren für ihn die zwei wichtigsten Bezugspunkte in seinem Leben, zwischen denen er unaufhörlich wechselte. Meist zog er sich zum Komponieren aufs Land zurück. Orte wie Hadersfeld bei St. Andrä-Wördern/Greifenstein (Gasthof Aigner), Dürnstein (Gasthof Thierry), Gars am Kamp waren die bevorzugten Stätten, wo immer Zimmer für ihn bereit standen. Demgemäß stark waren auch seine Beziehungen zu niederösterreichischen Dichtern, Schriftstellern, Komponisten und Malern, wie etwa zu dem von den Nationalsozialisten gemaßregelten Bezirksschulinspektor Hofrat Franz Parak (dem Freund Ludwig Wittgensteins) und seiner als Lyrikerin bekannten Ehefrau Hertha, zu dem Lyriker Walter Sachs und dem Gmündner Wilhelm Franke, dessen Waldviertel-Lieder Richard Maux in mehreren Zyklen vertont hat, sowie zu dem Wiener Neustädter Komponisten Josef Matthias Hauer.
Richard Maux ist in Kunst und Alltag stets seine eigenen Wege gegangen und hat eben dadurch nicht unwesentlich zum Wohl und Ansehen Österreichs beigetragen.
Richard Maux setzt dem Mainstream des expressionistischen Jahrzehnts rund um den Ersten Weltkrieg seine Auffassung vom antiken Maßgedanken entgegen. Den Stil seiner Kompositionen, die heute in rund 1.000 Katalognummern in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek verwahrt werden, hat er selbst mit dem Satz umrissen: „Spätromantik mit stark impressionistischen Zügen“. Doch gilt er manchen Autoren – wohl wegen seiner Neigung, Geräusche und Klänge des Alltags stilisiert ebenso in seine Kompositionen einzubeziehen wie Naturlaute – als Vertreter der Neuen Sachlichkeit.
Unbeirrbar vertritt der Musikpädagoge Richard Maux die Grundgedanken der Arbeitsschule; er nimmt regen Anteil an Hans Kaysers harmonikaler Grundlagenforschung. Seine Vorträge werden zu lange nachwirkenden Erlebnissen. Daher zählen auch derart kontroversielle Persönlichkeiten zu seinen Schülern wie u.a.: Dietfried Bernet (Dirigent), Helma Gautier (Burgschauspielerin), Alphons Lhotsky (Historiker, Kunsthistoriker), Franz Mrkvicka (Stadtrat für Kultur und Volksbildung in Wien), Leo Navratil (Psychiater, Kunst der Geisteskranken), Norbert Pawlicki (Komponist, Pianist), Roswitha Posselt (Burgschauspielerin), Hans Strotzka (Psychiater, Kunst und Unbewusstes), Eberhard Wächter (Bariton, Direktor der Wiener Staatsoper), Hans Zwölfer (Altphilologe, Cellist, Dirigent, Kirchenmusiker, Schöpfer des Gymnasiums für Studierende der Musik).
Aber auch in politischer Hinsicht hat der Musiker Richard Maux einen eigenen Weg eingeschlagen: Von Haus aus zwar großdeutsch gesinnt, distanziert er sich bereits 1925 von den Gesellschafts- und Kulturprogrammen der Nazis. Das hat ihn und sein Werk nach der Annexion Österreichs in Schwierigkeiten gebracht. Der Rundfunk boykottiert ihn, seine Schülerkonzerte, deren Bekanntheit einst weit über die Grenzen Österreichs hinausreichte, werden gestrichen, seine Kompositionskonzerte stark eingeschränkt. In den wenigen ihm nach 1941 verbliebenen führt er immer wieder trotzig Lieder öffentlich auf, die er nach Gedichten jüdischer Autorinnen und Autoren komponiert hat (z.B. nach Texten von Alma Johanna Koenig und Friedrich Prenzlau). Doch erlebt er nach 1945 noch Jahre der Anerkennung, bevor sein Werk – wie übrigens das seines Mitschülers Korngold – durch Dodekaphonie und serielle Kompositionsweise von den Konzertpodien verdrängt wird.
Richard Maux starb am 2. August 1971 mäßig verschuldet in Wien.
Erstellt an Hand eines Textes von Roman Roček.
Eine von R. Maux geschaffene "Hakenkreuz-Hymne" lässt allerdings Zweifel darüber aufkommen, ob die Distanzierung des Komponisten vom NS-Gedanken tatsächlich so tiefgreifend war, wie von Roček beschrieben und wann sie genau anzusetzen ist.
Literatur#
Roman Roček„Tonal gegen den Zeitgeist.
Leben und Werk des Tondichters Richard Maux in Dokumenten“
Johannes Martinek Verlag / edition hic@hoc
A-2380 Perchtoldsdorf, Herzogbergstraße 210
ISBN 978-3-9502885-2-0
Quellen#
- siehe oben
Redaktion: P. Diem