Sagen und Legenden aus Österreich - "Der liebe Augustin"#
Dauermarkenserie
Wien wurde seit dem Jahre 1349 mehrmals von der Pest heimgesucht. Im Jahr 1679 breitete sich die verheerende Seuche abermals in Wien aus. Straßen und Plätze füllten sich mit Sterbenden und Leichen. Diese wurden aus Platzmangel oft auf den Karren übereinandergelegt und in außerhalb der Stadt ausgehobenen Pestgruben bestattet. Zu dieser Zeit lebte im Alten Wien ein Dudelsackpfeifer namens Augustin, ein lustiger Mann, der von einer Weinstube zur anderen zog, die Menschen in frohe Laune versetzte und mit ihnen manchen Becher Wein trank. Je schreckenserregender die Tage infolge der wütenden Pest wurden, desto lieber scharten sich die Wiener um diesen fröhlichen Gesellen, um wenigstens für ein paar Stunden die tödliche Gefahr der Seuche zu vergessen. Oft sang Augustin damals sein Lieblingslied: "O, du lieber Augustin, s' Geld is' hin, s'Mensch is' hin, o, du lieber Augustin, alles ist hin!" Eines Tages trug er wieder einmal sein Lied in einem Lokal der Innenstadt vor, heiter und übermütig, wie es seine Art war. Dabei rann der Wein so ausgiebig durch seine Kehle, daß er anschließend auf seinem Heimweg an einem Randstein stolperte, in ein Rinnsal fiel und einschlief. Da kamen Pestknechte vorüber, sahen den vermeintlichen Toten am Straßenrand liegen, hoben ihn auf und legten ihn zu den Leichen auf ihrem Karren. Dann leerten sie die traurige Last in die Grube. Zum Glück wurden die Leichen immer erst dann mit Erde zugedeckt, bis das ausgegrabene Geviert bis oben hin mit Toten gefüllt war. So lag also Augustin bis zum Morgengrauen tief schlafend auf den Pesttoten. Staunen schaute er in der Frühe um sich und wußte nicht recht, ob er noch träume oder schon wach sei. Als die Siechenknechte mit neuen Leichen ankamen, hörten sie jemand aus der Grube um Hilfe rufen, holten ihn herauf und waren nicht wenig verblüfft, als sie erkannten, daß es der stadtbekannte, stets liederfrohe Augustin war. Diesmal fluchte er aber gewaltig, weil man ihn in die Pestgrube geworfen hatte. Als er jedoch feststellte, daß er die Schauernacht heil überstanden und auch keine Ansteckung von den Pesttoten davongetragen hatte, kehrte seine gute Laune zurück und er besang noch oft vor weinseligen Menschen sein schaurig-nächtliches Erlebnis in Versen. So lautet die Sage vom "lieben Augustin". Augustin lebte auch nach seinem Tod in den Herzen der Wiener weiter, ja man setzte ihm sogar im Jahr 1908 ein Denkmal: den Augustinbrunnen. In der Serie "Sagen und Legenden aus Österreich" widmet die POST UND TELEKOM AUSTRIA dieser liebenswürdigen Gestalt des Alten Wien, die ein Symbol für den unbesiegbaren Optimismus der Wiener ist, eine Sonderpostmarke.