Schloss Halbturn#
Gemeinde: Halbturn
Burgenland, Halbturn
Katastralgemeinde: Halbturn
Bedeutendster barocker Profanbau des Burgenlandes. Langgestreckte zweigeschoßige Front mit Mittelrisalit und Eckpavillons. An das Hauptgebäude schließen nördlich um drei Höfe Wirtschaftstrakte an, die aus derselben Bauzeit stammen. Im Mittelsaal des Schlosses Deckenfresko von Franz Anton Maulbertsch.
Halbturn ist kein alter Ort. Ständig wurde das gesamte Gebiet Seewinkel durch die Fehden zwischen Friedrich III. und Matthias Corvinus sowie durch Pestepidemien und Türkeneinfälle entvölkert.
Das heutige Schloss hatte einen Vorgängerbau. 1540 wurde aus Budapest hierher ein Gestüt verlegt doch wurde dieses beim Türkeneinfall von 1683 zerstört. Nachdem die Türkengefahr endgültig gebannt war, konnte sich das damalige Westungarn wieder erholen.
Alois Thomas Raimund Graf Harrach ließ um 1710 das heutige Gebäude als Jagdschloss erbauen. Er war Vizekönig von Neapel und hatte seit 1701 Halbturn (wozu auch Ungarisch-Altenburg gehörte) als Pfandbesitz inne.
Das Schloss gilt als Frühwerk des Architekten Johann Lukas von Hildebrandt. 1711 war das Schloss äußerlich fertig, doch dauerte die Innenausstattung noch einige Jahre.
Um 1720 löste Kaiser Karl VI. die Pfandschaft wieder ein. Er hielt sich bis zu seinem Tode gerne zur Jagd hier auf. Vermutlich gehen die Nebenbauten und Wirtschaftshöfe auf ihn zurück. Das Gartenparterre als Herzstück des großen Parks wurde in den Jahren 1724 bis 1727 angelegt. Hier war das kaiserliche Gestüt mit mehr als 350 Pferde untergebracht. 1740 erkrankte der Kaiser im Schloss vermutlich an einer Pilzvergiftung, worauf er kurz danach in Wien verstarb. In der Folge diente es seiner Gemahlin Elisabeth Christine als Witwensitz.
Seine Tochter Kaiserin Maria Theresia erwarb Ungarisch-Altenburg mit Halbturn und ließ es durch ihren Hofbaumeister Franz Anton Hillebrandt umbauen. 1765 schenkte sie es ihrer Tochter Maria Christine zu ihrer Hochzeit mit Herzog Albert von Sachsen-Teschen. Zu dieser Zeit wurde die Hoffront verändert und auch die Innenausstattung erneuert.Halbturn diente als Sommerresidenz. Die Ehe blieb kinderlos. Man adoptierte daher den Lieblingsneffen Erzherzog Karl, den Sohn Kaiser Leopolds II. 1847. Dessen ältester Sohn, Feldmarschall Erzherzog Albrecht, übernahm 1847 den Besitz.
Ein Dachbrand gegen Ende des 19. Jahrhunderts führte zu baulichen Veränderungen, da ein flaches Blechdach aufgesetzt wurde. Außerdem wurde der Mittelrisalit des Schlosses mit einem unförmigen Aufsatz versehen. Albrechts adoptierte den Sohn seines Bruders Karl Ferdinand. So gelangte sein beträchtliches Vermögen nach seinem Tod 1895 an Erzherzog Friedrich, dem Oberbefehlshaber der österreichischen Armee im Ersten Weltkrieg. Er ließ das das ursprüngliche Aussehen des Schlosses wiederherstellen. Auch er benützte Schloss Halbturn gerne als Sommersitz. Zu den von ihm veranstalteten Jagden und Festen lud er immer wieder Gäste aus der Hocharistokratie ein. 1914 waren Schloss und Park bestens gepflegt. Danach wurde es still um den Landsitz, der mit dem Burgenland erst 1921 zu Österreich kam. Erzherzog Friedrichs Sohn Albrecht war der nächste Besitzer. In der Zwischenkriegszeit galt er als möglicher Thronprätendent und ungarischer König. Später kam er kaum noch nach Halbturn, da er sich nach dem durch den Zweiten Weltkrieg erfolgten Wegfall seiner ausgedehnten ungarischen Besitzungen vorwiegend in Argentinien aufhielt.
Das unbewohnte Schloss wurde von russischen Soldaten und der umliegenden Bevölkerung ausgeplünderte. Das zwar unter Denkmalschutz stehende wurde als landwirtschaftliches Magazin benützt, wodurch 1949 ein Brand ausgelöst wurde, der das Hauptgebäude fast völlig zerstörte. Lediglich der Mitteltrakt mit dem Maulbertsch-Deckenfresko konnte gerettet werden. Ansonsten blieben nur mehr die Außenmauern stehen.
1955 erbte Albrechts Neffe, Paul Freiherr von Waldbott-Bassenheim, den Besitz. Der Besitz war in schlechtem Zustand, aber umfangreiche Renovierungsarbeiten gelangen und das Schloss konnte in den Jahren 1961 (Dach) und 1972-74 in vereinfachter Form wiederaufgebaut werden.
Vorübergehend war das Schloss von der burgenländischen Landesregierung gepachtet. Das Gut wird nach wie vor landwirtschaftlich genutzt, eine bedeutende Weinkellerei ist untergebracht. 2000 adoptierte Baron Paul Waldbott-Bassenheim seinen Neffen Markus Graf zu Königsegg-Aulendorf, der mittlerweile das Halbturner Weingut führt. Bewohnt wird ein großzügig angelegtes Nebengebäude. Im westlichen Nebentrakt ist heute ein Restaurant untergebracht.
Im Schloss selbst werden seit 1974 in den Sommermonaten große Sonderausstellungen (Mode, Kostüme, Tapisserien, Post- und Telegrafenwesen) gezeigt. Im Festsaal werden gelegentlich Konzerte abgehalten. Die Räume können für Seminare, Tagungen und Empfänge gemietet werden.
Eigentümer: Paul Baron Waldbott-Bassenheim
Weiterführendes#
- Halbturn (AEIOU)
- Schloss Halbturn im Buch "So lebten die Habsburger"
- Siehe auch das Buch Karl VI , und seine Welt, etwa Seite 485
Web-Link#
Der Text und die Literaturangaben sind aus dem Buch 'Österreichisches Burgenlexikon - Schlösser, Burgen und Ruinen' (1991) von Georg Clam Martinic übernommen. Der Beitrag wurde jedoch im Oktober 2010 mit folgenden Quellen aktualisiert:
Burgen und Schlösser in Österreich und Südtirol (2005) von Gerfried Sitar und Anna Hoffmann
und mit Webrecherchen.
Literatur#
- Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Burgenland, bearb. von Adelheid Schmeller-Kitt, hg. vom Institut für österreichische Kunstforschung des Bundesdenkmalamtes, 2. Aufl., Wien 1980, Seite 125f
- Prickler, Harald, Burgen und Schlösser, Ruinen und Wehrkirchen im Burgenland, Wien 1972, Seite 64ff
- Schmeller, Alfred, Das Burgenland, Salzburg 1965, Seite 119ff