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Schloss Steyr (Lamberg, Schloss)#

Bezirkshauptmannschaft: Steyr Oberoesterreich, Steyr

Gemeinde: Steyr

Katastralgemeinde: Steyr



Schloss Steyr, Foto: Christoph Waghubinger (Lewenstein). Aus: WikiCommons
Schloss Steyr
Foto: Christoph Waghubinger (Lewenstein). Aus: WikiCommons, unter CC BY-SA 3.0

Anlage mit dreieckige Grundriss, in seinen drei langgestreckten Trakten befinden sich 122 Räume. Ältester Teil der Anlage ist der an der Südwestseite gelegene Römerturm. Nach dem großen Stadtbrand von 1727 gestaltete Baumeister Johann Michael Prunner den Neubau: einen Torbau (unter dem Einfluß Lukas von Hildebrandts), den hohen Uhrturm, die urspr. gotische Kapelle. Das Schloss enthält nun prächtige Öfen und Stuckplafonds sowie die berühmte Lambergsche Adelsbibliothek, in deren Rokokobücherschränken rund 12.000 Bände erhalten sind. In der Mitte des dreieckigen Hofes befindet sich ein großes Brunnenbecken und einige groteske Sandsteinfiguren.

Schloss Lamberg geht in seinen Grundzügen auf die mehr als tausend Jahre alte Steyrburg zurück. Sie wurde bereits 985 erstmals erwähnt und dürfte gegen die Ungarneinfälle erbaut worden sein. 1078 scheint Otakar II. urkundlich auf. Ein Jahr später nannte er sich schon Markgraf von Steier und wählte die Steyrburg als seine Residenz.
Der kurz zuvor zum Herzog ernannte Otakar IV. vermachte 1186 seine Ländereien und damit auch Steyr an dem mit ihm verwandten Herzog Leopold V. von Österreich. Damit wurden die Babenberger Herren der Steyrburg. Sie starben jedoch bereits 1248 mit Friedrich II. dem Streitbaren aus, so dass die Burg vorübergehend herrenlos wurde. Es gelang Dietmar von Steyr 1252 sich der Anlage zu bemächtigen. Er musste sie aber wenig später im Tausch gegen die Burg Losenstein an König Ottokar II. von Böhmen abgeben. Dieser übertrug die Verwaltung der Burggrafschaft Steyr an den böhmischen Marschall Burghart von Klingenberg. Er konnte sich aber auch nicht lange in seinem Besitz halten, da 1273 Rudolf von Habsburg das Erbe der Babenberger antrat.
1467 hatte sich der damalige Pfandinhaber Georg von Stein in der Burg verschanzt und wollte sie nicht mehr an Kaiser Friedrich III. zurückgeben, der das Pfand einlösen wollte. Er musste vertrieben werden.
Zwischen 1476 und 1490 ließ Erzbischof Johann Beckenschlager als Pfandbesitzer die Burg renovieren, stark befestigen und den Schlosspark anlegen. Weitere Umbauten erfolgten 1518 und 1576. Damals wurden vor allem die Befestigungen verstärkt. Unter Ludwig Graf Starhemberg kam es 1596 zu einem blutuigen Bauernaufstand.

Schloss Steyr, Aus: WikiCommons
Schloss Steyr
Aus: WikiCommons, unter CC BY-SA 3.0

1614 wurde der ehemalige Landeshauptmann von Oberösterreich, Georg Siegmund Freiherr von Lamberg, als Burggraf zu Steyr bestellt. Zwei Jahre später ließ er die Schlosskapelle erneuern. Im Bauernaufstand von 1626 besetzten die Rebellen die Burg und plünderten die Rüstkammer. Georg Siegmund übernahm 1631 die Herrschaft als Pfandbesitz. Seine Nachkommen blieben über 300 Jahre lang im Eigentum der Burg. Johann Maximilian von Lamberg wurde 1641 von Kaiser Ferdinand II. zum Reichsgrafen ernannt. Ihm gelang es 1666 Steyr als freies Eigen zu erhalten. 1687 ließ Franz Josef Graf Lamberg die Anlage neuerlich renovieren und im Inneren mit Fresken von Anton Galliardi und Karl von Reselfeld schmücken.
1727 verwüstete ein verheerender Brand die Burg. Nach Plänen des Linzer Meisters Johann Michael Prunner erhielt die Burg ihr neues Aussehen. Die gotische Burg wurde in ein Barockschloss umgewandelt. 1731 waren die Bauarbeiten beendet.
Der mit dem Schloss verbundene Besitz stellte um 1750 die größte Grundherrschaft Oberösterreichs dar. Während der Franzosenkriege in den Jahren 1800, 1805 und 1809 wurden größere Schäden angerichtet. Bei einem neuerlichen Stadtbrand wurde 1824 vor allem der große Turm beschädigt. Beim Wiederaufbau erhielt er seine heutige Form.
1841 heiratete Fürst Gustav Joachim von Lamberg eine hübsche Hausiererin und büßte seine Familie den Fürstentitel ein.
Der schwer verschuldete Vollrat Graf Lamberg verkaufte 1938 die längst Schloss Lamberg genannte Steyrburg samt dem umfangreichen Waldbesitz im Enns- und Steyrtal an die deutsche Reichsforstverwaltung. Das Schlossarchiv wurde dem Landesarchiv in Linz übergeben.

Von 1941 bis 1956 gehörte das Schloss dem Gau Oberdonau bzw. nach Kriegsende dem Bundesland Oberösterreich. Die Schäden des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit erforderten umfangreiche Restaurierungsarbeiten. Schließlich übernahmen die Österreichischen Bundesforste den Besitz. Ab 1977 wurde das Schloss großzügig restauriert. 1980 wurde das Dach erneuert. 1993 wurde die Bibliothek der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die zahlreichen Innenräume des Schlosses werden heute vielfältig genutzt. Ein Teil ist an die Bundespolizeidirektion Steyr vermietet, ein Teil wurde in Wohnungen umgewandelt. Auch der Forstbetrieb Steyr der Bundesforste hat hier seine Büros. Im einstigen Getreidespeicher ist die Schlossgalerie des Kunstvereins Steyr untergebracht.


Eigentümer
Republik Österreich (Bundesforste)

Weiterführendes#


Schloss Lamberg, Hauptportal, Foto: Christoph Waghubinger (Lewenstein). Aus: WikiCommons
Schloss Lamberg, Hauptportal
Foto: Christoph Waghubinger (Lewenstein). Aus: WikiCommons, unter CC BY-SA 3.0
Schloss Lamberg, Treppenhausvorhalle, Foto: Christoph Waghubinger (Lewenstein). Aus: WikiCommons
Schloss Lamberg, Treppenhausvorhalle
Foto: Christoph Waghubinger (Lewenstein). Aus: WikiCommons, unter CC BY-SA 3.0
Schloss Lamberg, Römerturm, Foto: Christoph Waghubinger (Lewenstein). Aus: WikiCommons
Schloss Lamberg, Römerturm
Foto: Christoph Waghubinger (Lewenstein). Aus: WikiCommons, unter CC BY-SA 3.0
Schloss Lamberg, Unteres Burgtor, Aus: WikiCommons
Schloss Lamberg, Unteres Burgtor
Aus: WikiCommons, unter PD




Der Text und die Literaturangaben sind aus dem Buch 'Österreichisches Burgenlexikon - Schlösser, Burgen und Ruinen' (1991) von Georg Clam Martinic übernommen. Der Beitrag wurde jedoch im Oktober 2010 mit folgenden Quellen aktualisiert:

www.burgen-austria.com

Burgen und Schlösser in Österreich und Südtirol (2005) von Gerfried Sitar und Anna Hoffmann

und mit Webrecherchen.

Literatur#

  • Dehio Oberösterreich, Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Oberösterreich, ErwinHainisch (bearb. von Kurt Woisetschläger), hg. vom Institut für österreichische Kunstforschung des Bundesdenkmalamtes, 6. Aufl., Wien 1977, Seite 324ff.
  • Grüll, Georg (II), Burgen und Schlösser im Salzkammergut und Alpenland, Wien 1963, Seite 105ff.
  • Sekker, Franz, Burgen und Schlösser, Städte und Klöster Oberösterreichs, in Georg Matthäus Vischers „Topographia Austriae superioris modernae, 1674", Linz 1925, Seite 273ff.


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