Festung Kufstein#
Eine mächtige Anlage mit langem unterirdischen Gang, gedecktem Aufgang und dem Kaiserturm (anstelle des ehem. Bergfrieds).
Vom 6. bis zum 8. Jahrhundert war hier der Ausgangspunkt der bayerischen Landnahme und der von Salzburg eingeleiteten Christianisierung Tirols. 790 wird Kufstein, damals Caofstein genannt, in einer Salzburger Urkunde erstmals genannt.
Im Besitz der Regensburger Bischöfe und der Herzöge von Bayern wird die Festung 1205 urk. erwähnt. Angesichts seiner strategischen Bedeutung wechselte der „Schlüssel von Tirol“, wie Kufstein genannt wurde, immer zwischen Bayern und Österreichern, die die Festung abwechselnd in ihren Besitz brachten.
Margarethe Maultasch erhielt die Burg 1356 als Morgengabe, aber 1369 wurde sie wieder bayerisch.
1415 verstärkte Herzog Ludwig der Gebartete und die folgenden Wittelsbacher die Befestigungen gegen Habsburg. 1504 im Zuge des Bayerischen Erbfolgekrieges belagerte und eroberte Kaiser Maximilian I. Kufstein und ließ die Burg neu zur Festung ausbauen. Beinahe 200 Jahre herrschten die Habsburger über Kufstein.
1522 wurde der Festungsbaumeister Michael Zeller beauftragt Kufstein auszubauen. Seit dem schützte eine mächtige Festung die neue Landesgrenze und damals entstanden die wichtigsten Bauteile der heutigen Anlage.
König Ferdinand I. ließ zwischen 1552 und 1563 die Wehreinrichtungen durch Balthasar Lanianello und Degen Salapart weiter verstärken.
1703 rückten die mit Frankreich verbündeten Bayern unter Kurfürst Max Emanuel gegen die Stadt vor. Graf Wolkenstein ließ die Vorstadt anzünden, um den Bayern vermutlich jegliche Deckung zu nehmen. Doch die Flammen breiteten sich auf die Burg aus und schließlich explodierte der große Kaiserturm samt Pulvermagazinen. Somit gelang es den Bayern die Festung mit Leichtigkeit einzunehmen. Kufstein war wieder bayrisch, musste aber 1704 durch den Ilbesheimer Partikularvertrag an Österreich zurückgegeben werden.
Zwischen 1722 und 1740 errichtete man die Eugenschanze und die durch einen 170 m langen Kasemattengang geschützte Josefsburg auf der unteren Terrasse des Burgfelsens nach Plänen von Johann Martin Gumpp d. J. 1805 standen die Bayern mit ihren französischen Verbündeten wieder vor Kufstein und man übergab Stadt und Festung kampflos dem französisch-bayerischen Kontigent. Im Frieden von Pressburg im selben Jahr kam Tirol an Bayern und erst nach dem Wiener Kongress 1814 ging es zurück an Österreich.
Im 18. und vor allem im 19. Jahrhundert, als sie ihre militärische Bedeutung bereits verloren hatte, diente die Burg als Kaserne und Staatsgefängnis. Bereits während des Siebenjährigen Krieges von 1756 bis 1763 waren hier preußische Generäle interniert worden. 1882 wurde die Festung aufgelassen. 1924 gelangte sie in den Besitz der Stadt Kufstein, die 1931 die große Heldenorgel einbauen ließ. Seither wird sie jeden Tag zur Erinnerung an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges gespielt. Von 1945 bis 1948 wurde die Burg für ehemalige Nationalsozialisten und Kriminelle nochmals zum Gefängnis.
Heute stellt sie sich als barocker Festungsbau dar, der durch Teilabbrüche im 19. und 20. Jahrhundert einen ruinenhaft-romantischen Charakter angenommen hat. Das Tunnelsystem, das den Festungsberg durchzieht, diente der beschusssicheren Kommunikation zwischen den einzelnen Verteidigungsabschnitten. Noch im Zweiten Weltkrieg bot es der Bevölkerung Schutz vor Bombenangriffen.
1996 wurde die gesamte Anlage an die Top City Kufstein GmbH verpachtet, die sie restaurieren ließ und sich seither um ihre Vermarktung bemüht. Die sehr gut erhaltene Festung ist heute Heimatmuseum und beherbergt eine Gastwirtschaft. Es finden auch Konzerte und Burgspiele statt.
Eigentümer: Stadtgemeinde Kufstein
Der Text und die Literaturangaben sind aus dem Buch 'Österreichisches Burgenlexikon - Schlösser, Burgen und Ruinen' (1991) von Georg Clam Martinic übernommen. Der Beitrag wurde jedoch im Oktober 2010 mit folgenden Quellen aktualisiert:
Burgen und Schlösser in Österreich und Südtirol (2005) von Gerfried Sitar und Anna Hoffmann
und mit Webrecherchen.
Literatur#
- Dehio Tirol, Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Tirol, bearb. von Gert Amman, Erich Egg, Johanna Felmayer, Josef Franckenstein, Wolfram Heike, Horst R. Huber, Herta Öttl, Meinrad Pizzinini, Wien 1980, Seite 438ff.
- Weingartner, Josef Hörmann-Weingartner, Magdalena Die Burgen Tirols. Ein Burgenführer durch Nord-, Ost- und Südtirol, 3. Aufl., Innsbruck-Bozen 1981, Seite 42f.