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Der „Herzlfresser“, der ein Serienmörder war #

Eine der schrecklichsten Mordserien der Steiermark fand zwischen 1779 und 1786 in der Region Kindberg statt: Ein 30- jähriger Knecht tötete sechs Frauen und aß von zweien das Herz. #


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Das „Herzlfresser-Marterl“
Das „Herzlfresser-Marterl“, das an den grausamen Mord erinnert
© KK

Vorbei an Schloss Oberkindberg führt ein Hohlweg zum Herzogberg – der „Herzlfresserweg“. Dort steht auch das sogenannte „Herzlfresserkreuz“ und erinnert an eine der grausigsten Mordtaten der ganzen Region.

Was war geschehen? Am 15. Jänner 1786 verschwand die Dienstmagd Magdalena Angerer, die kurz vor ihrer Hochzeit stand. Am Lichtmesstag (2. Februar) wurde ein Bauer durch lautes Rabengeschrei angelockt – und fand einen nackten menschlichen Leichnam sowie einige Kleiderreste. Schließlich einen Kopf mit rötlichen Haaren – die menschlichen Überreste der verschwundenen Frau. Die gerichtliche Besichtigung stellte eine bestialische Ermordung fest, heißt es in „Blätter zur Geschichte und Heimatkunde der Alpenländer“ vom 29. Jänner 1911 unter Berufung auf die „wahrheitsgemäße Darstellung“ des Falles durch Kajetan Wanggo 1816.

Einen Monat später bezichtigten zwei Bauern den 30-jährigen Knecht Paul Reininger des Mordes. Sie wiesen auf seinen lockeren Lebenswandel hin und dass er genau am Tag, an dem Magdalena verschwunden war, in einem Kindberger Gasthaus getrunken und Geld verspielt hätte. Auch hätten ihn am selben Abend mehrere Personen schlafend in der Gegend liegen gesehen, wo der Leichnam gefunden wurde.

Das Gericht ließ die Habseligkeiten des Beschuldigten untersuchen. Und wirklich, in seiner Truhe entdeckte man die blutigen Kleider der Braut, ihren Brautkranz –- und die Hälfte eines kleinen menschlichen Herzens. Reiniger wurde verhaftet. Beim Verhör gestand er nicht nur diesen grausigen Mord, sondern schilderte sein bislang unbekanntes „ruchloses Treiben“.

Reininger erzählte, dass er am Fronleichnamstag 1779 in Kindberg nach der Prozession in einigen Gasthäusern gezecht habe. Auf dem Heimweg traf er eine ihm gut bekannte Dienstmagd, die ihm Vorhaltungen machte, dass er so spät erst heimging. Mit Liebesschwüren besänftigte er sie und machte die Frau seinen Wünschen gefügig. Gleich nach dem Liebesakt stieß er ihr ein Messer in den Hals. Reiniger versteckte die Leiche im Gebüsch und ging nach Hause. Der Grund für den Mord? Er hatte Angst, dass sie schwanger werden könnte, rechtfertigte er sich sieben Jahre später vor Gericht.

Zwei Jahre danach verübte Reininger seinen zweiten Frauenmord. An einem Sonntag im Fasching 1781 verspielte und vertrank er wieder seine Barschaft. Da entschloss er sich, eine ihm bekannte Näherin zu berauben. Um Mitternacht drang er in die Stube der Frau ein, erwürgte sie und nahm ihre Ersparnisse mit.

Im selben Jahr am Fronleichnamstag begegnete Reininger auf dem Heimweg aus Kindberg einem achtjährigen Mädchen, das Schafe und einen Ziegenbock hütete. Da er gerne eine neue Hose aus Leder gehabt hätte, erzählte er dem Kind, dass er den Bock vom Bauern gekauft hätte und ihn nun abholen wollte. Bereitwillig gab ihm das Mädchen den Bock mit, folge ihm aber heimlich. Aus Angst, verraten zu werden, stürzte sich Reininger auf die Kleine, tötete sie und schnitt ihr kleines Herz heraus. Schließlich zog er dem Ziegenbock noch die Haut ab und nahm sie mit. Die Hälfte des Mädchenherzens aß er auf – im irren Aberglauben, dass ihm dies Glück im Spiel bringen und ihn unsichtbar machen würde. Die zweite Hälfte wurde fünf Jahre später in seiner Truhe gefunden.

Sein wahnsinniger Glaube, als Mörder nun „unsichtbar“ zu sein, verführte ihn zu zwei weiteren Bluttaten. In einem Buchenwald „gegen Seewiesen zu“ brachte er eine 50-jährige Bauernmagd um. Fünf Tage später nach einer Hochzeit in Turnau eine 17-Jährige, die ihm sehr gefiel, aber nichts von ihm wissen wollte. Am 15. Jänner 1786 traf der Betrunkene Magdalena Angerer, die in einer Schachtel einen Brautkranz mittrug. Der Unhold hoffte, dass sie Geld bei sich hatte, stach sie nie Rader, schnitt ihr das Herz heraus und trennte ihren Kopf ab.

Die Richter des Landgerichts zu Wieden in Kapfenberg verhängten am 24. April 1786 das Todesurteil am Rad über den Frauenmörder. Doch Kaiser Josef II. änderte das Urteil ab. Der Übeltäter sollte an drei Tagen je 100 Stockstreiche erhalten, danach sei er nach Graz in das gefürchtete Gefängnis auf dem Schloßberg zu überführen und dort in ein ewiges Gefängnis anzuschmieden. Die Züchtigungsstrafe wurde sofort in Kapfenberg vollzogen, wobei der Scharfrichter den Mann derart prügelte, dass er 14 Stöcke abschlug. Reininger überlebte und wurde am 12. August unter großem Volksauflauf nach Graz gebracht. Er starb am 11. November 1786, wie die „Grätzer Zeitung“ kurz vermeldete.



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele