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Michael Mosers japanisches Märchen#

Wie aus einem Altausseer Bauernbuben 1870 der Fotograf und Dolmetscher der japanischen Regierung in Tokio wurde.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Selbstporträt von Michael Moser in japanischer Kleidung ENGELE
Selbstporträt von Michael Moser in japanischer Kleidung
Foto: © ENGELE

Als der Wiener Fotograf Wilhelm Burger im Jahr 1867 Landschaftsaufnahmen im schönen Altaussee machte, benötigte er ein neues Holzgestell für seinen Fotoapparat. Er wurde an den Kleinhäusler und Salzbergarbeiter Joachim Moser verwiesen, der im Nebenerwerb als Holzschnitzer und Tischler tätig war. Bei ihm lernte der Fotograf auch dessen 14-jährigen Sohn Michael kennen, der ihm durch seinen Fleiß und seine aufgeweckte Begeisterung auffiel und den er als Fotografenlehrling nach Wien mitnahm. Als Burger bereits ein Jahr später zum Expeditionsfotografen der k.u.k. Mission nach Ostasien (1868-1870) bestellt wurde, nahm er Michael als Gehilfen mit, der sich um die bewegliche Dunkelkammer, die Glasplatten, Chemikalien und das gesamte Verpackungsmaterial kümmern sollte. Das Ziel der Mission war, mit den ostasiatischen Monarchien Friedens-, Handels- und Schifffahrtsverträge abzuschließen.

Am 18. Oktober 1868 stachen die Schraubenfregatte „Donau I“ und die Schraubenkorvette „Erzherzog Friedrich“ unter dem Kommando von Konteradmiral Anton von Petz von Triest aus in See. Die Reise ging über Teneriffa, Kapstadt, Bangkok, Singapur, Hongkong und Shanghai mit langen Zwischenstopps und diplomatischen Verhandlungen bis nach Japan, wo sie Anfang Oktober 1869 in Nagasaki an Land gingen. Schon im November war die Mission beendet und die Schiffe verließen wieder das Land der Morgenröte. Nur einer blieb dort – Michael Moser. Warum ist unklar, hatte er Streit mit seinem Chef, dem Fotografen Burger, oder wollte er nicht schon wieder eine so lange Seereise antreten, weil er seekrank war?

Doch der Anfang in Japan war hart für ihn. Moser hielt sich als Kellnerbursche in der Hafenkneipe eines Russen über Wasser. Dann versuchte er mit einem Franzosen, der Gast in seinem Lokal war, ein Fotostudio zu eröffnen, das aber von einem Taifun zerstört wurde. Erst als er den Herausgeber der illustrierten Monatsschrift „Japan Gazette/Far East“, John Reddie Black aus Schottland, kennenlernte, besserte sich seine Situation. Nun machte er sich als Fotograf und Journalist zu Fuß und auf einem Maultier auf den Weg ins Landesinnere und verbesserte seine Sprachkenntnisse. Moser fotografierte den Alltag der Menschen, ihre Keidung, die Häuser der Japaner als einer der ersten Europäer und prägte mit seinen Bildern das Japanbild in der Heimat. Denn man darf nicht vergessen, Japan war für uns eine völlig fremde Welt, da sich das Kaiserreich nach 250 Jahren völliger Abschottung erst 1853 dem Ausland geöffnet hatte. Und Moser war nun sieben Jahre lang hautnah in einer Umbruch-Epoche dabei, die das Land in die Moderne führte. Als die japanische Regierung beschloss, auf Einladung Kaiser Franz Josephs an der Wiener Weltausstellung von 1873 teilzunehmen, wurde Michael Moser als Dolmetsch engagiert. Bei dieser Gelegenheit konnte er endlich wieder seine Familie in Altaussee besuchen. Auch nach Venedig reiste er, um bei Carlo Naya die Technik des „Mondschein-Fotografierens“ zu erlernen. Danach ging es wieder nach Japan zurück, wo er von der Regierung als Fotograf angestellt wurde und sich im Fremdenviertel von Endo, dem heutigen Tokio, ansiedeln durfte. Er wurde sogar dem 122. japanischen Tenno (Kaiser) Mutsuhito vorgestellt. 1876 begleitete er erneut eine japanische Delegation, diesmal zur Weltausstellung nach Philadelphia, wo er aber schwer an Typhus erkrankte und beschloss, wieder nach Österreich zurückzukehren. Am 1. Februar 1877 traf er in Altaussee ein und gründete mit seinem Bruder Eusebius im Elternhaus ein Fotoatelier. In einem Raum des Hauses richtete er sich sogar ein „japanisches Kabinett“ ein. 1880 eröffnete er ein Atelier in Bad Aussee und heiratete schließlich die Fotografin Franziska Frühwirth, 1890 wurde der einzige Sohn Philipp geboren. Nach Michaels Tod 1912 führte seine Frau das Studio weiter. Seine originalen Glasnegative sind heute im Kammerhofmuseum Bad Aussee und privat erhalten - ein großer Schatz aus der Frühzeit der Fotografie und der Modernisierung des alten Japan.

Die Schraubenkorvette 'Erzherzog Friedrich' 1868
Die Schraubenkorvette "Erzherzog Friedrich" 1868 (KK), unter PD
Japanisches Wohnen um 1870
Japanisches Wohnen um 1870
Fto: © MOSER/KAMMERHOFMUSEUM


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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele



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