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Ritter von Rittinger, Peter#

* 23. 1. 1811, Neu-Titschein (Novy Jičín, Tschechische Republik)

† 7. 12. 1872, Wien


Erfinder, Montanist, Pionier der Erzaufbereitungstechnik


Peter von Rittinger
Peter von Rittinger. Lithographie von J. Kriehuber, 1856
© Technisches Museum Wien

Am 23. Jänner 1811 kam Peter Rittinger in Neutitschein in Mähren auf die Welt.

Er stammte aus armen Verhältnissen und war früh verwaist. Damals wäre es ihm kaum in den Sinn gekommen, dass er einst in den erblichen Ritterstand aufgenommen werden würde (1863). Dementsprechend schwer gestaltete sich seine schulische Ausbildung. Er besuchte in Lipnik (Leipnik) die Piaristenschule und mit Hilfe der Unterstützung dieses Schulordens das Gymnasium in Olmütz.

Von dort ging er dann an die Wiener Universität und studierte Jus, Mathematik und Physik. Nach der Beendigung dieser Studien besuchte er die Bergakademie in Schemnitz, um hier weitere Studien zu beginnen. Sofort nach deren Beendigung wurde er in Schemnitz zum Pochwerkdirektor ernannt (Leiter eines Stampfwerkes zum Zerkleinern von Erzen). Diese Ernennung ist ein deutliches Indiz für seine fachlichen und organisatorischen Fähigkeiten. Seine Tätigkeit dauerte von 1840 bis 1848. Mit seinen in der Praxis erworbenen Kenntnissen und seinen Erfindungen wurde er zum Pionier der neuzeitlichen Erzaufbereitung. Neben seiner umfassenden Publikationstätigkeit gelangen Rittinger entscheidende technische Fortschritte im Berg- und Hüttenwesen. Er erfand mehrere Neuerungen zur nassen Aufbereitung des Fördergutes, so die Waschtrommel und den Spritzkastenapparat. Diese Erfindungen führten zum Umbau von mehreren Pochwerken. Die neue Aufbereitungsmethode wurde bald von Schemnitz aus in anderen Bergwerken der Monarchie und auch in anderen Ländern eingeführt.

1849 wurde Rittinger Bergoberamtsvorsteher in Joachimsthal. Hier entwickelte und erfand er eine einachsige Pumpe, die Wassersäulenmaschine. Sie bewährte sich ganz besonders für die Wasserhebung und Wasserförderung im Bergbaubetrieb.

Seine nächste Erfindung in der Joachimsthaler Zeit war die des kontinuierlichen Stoßherds, der eine ununterbrochene Arbeitsweise in der Schlammaufbereitung ermöglichte, die bis dahin nur im Unterbrechungsverfahren durchgeführt werden konnte. Die neue Methode bedeutete eine weit über den Rahmen einer rein lokalen Neueinführung hinausreichende Errungenschaft.
1850 wurde Rittinger als Sektionsrat an das Ministerium für Landwirtschaft und Bergwesen nach Wien berufen.

1853 meldete er ein "Abdampfverfahren" zum Patent an, das er für den Salzsiedeprozess der Saline Ebensee entwickelt hatte. Das Verfahren versprach eine Energieersparnis von 80 Prozent gegenüber dem herkömmlichen Eindampfprozess.
Mit dieser "Anlage zum Abdampfen der Salzsole mittels der aus Wasserdampf durch Wasserkraft reproduzierten Wärme" ist er der Schöpfer der Wärmepumpe. Nach seinem Verfahren konnte der Abdampf für die Heizung oder für eine neuerliche Abdampfung verwendet werden. In der Saline Ebensee wurde 1856 mit dem Bau eines Versuchsapparates begonnen, ein Jahr später lief er. Mit reinem Wasser gab es im Versuchsbetrieb keine Schwierigkeiten, beim Sole-Dampfverfahren versagte aber die Maschine. 1858 gab man entmutigt auf, doch das Prinzip der Wärmepumpe war erfunden.

(Auf Basis des Rittinger-Patents wurde in der Schweiz 1870 eine weitere Wärmepumpe zur Soleverdampfung gebaut. Der Durchbruch gelang dem Schweizer Josef Wirth Ende des 2. Weltkriegs mit der Entwicklung eines elektrischen Turbo-Kompressors. Heute zählt die Wärmepumpe zu den modernsten und umweltfreundlichsten Heizsystemen.)

Auch auf dem Gebiet des montanistischen Forschungs- und Publikationswesens erwarb sich Rittinger besondere Verdienste. Auf seine Anregung hin sollten die von Bergfachleuten gemachten Erfahrungen, Beobachtungen und eigene Erfindungen alljährlich in Berichten notiert und in gewissen Zeitabständen veröffentlicht werden.

Ab 1854 gab er die "Erfahrungen im Berg-, Hütten- und Aufbereitungsfache" als Beilage in der "Österreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen" heraus. Durch diese wissenschaftliche Publikation wurden die Erkenntnisse und Erfahrungen im österreichischen Bergbau einem breiten Fachpublikum bekannt gemacht.

Nach Praxisprüfungen der nach seinen Ideen ausgeführten Rohr- turbinen und Zentralventilatoren erschien seine Abhandlung „Centrifugalventilatoren und Centrifugalpumpen". Sein „Lehrbuch der Aufbereitungskunde in ihrer neuesten Entwicklung und Ausbildung" wurde zu einem Standardwerk. Rittinger erhielt dafür auf der Pariser Weltausstellung von 1867 die Goldene Medaille.

1863 wurde sein Lebenswerk durch die Erhebung Rittingers in den erblichen Ritterstand ausgezeichnet. 1864 wurde er zum Ministerialrat im Finanzministerium ernannt, führte ab 1872 das Referat Bergbau und war in dieser Funktion auch Chef der Salinenverwaltung, die als altes "Cameralgut" dem Finanzministerium unterstand.

Am 7. Dezember 1872 ereilte Peter Ritter von Rittinger in Wien ein plötzlicher Tod.
Besucher des Bergwerkes im Technischen Museum können beim Bergwerkseingang die Büste Rittingers betrachten.

Literatur#

  • Österreichisches Biographisches Lexikon

Quellen#

  • Österreichs große Erfinder: ihr Leben, ihre Arbeiten, ihre Schicksale. Heinz Jankowsky, Verlag Styria (2000), 240 S.

Redaktion: I. Schinnerl