Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast

Die Volkskultur Steiermark GmbH#


Von

Silvia Renhart

Aus: Froschgoscherl und Kittlblech. Die Arbeitsblätter der Frauentrachten im Steirischen Heimatwerk. Hg.: Volkskultur Steiermark GmbH/Steirisches Heimatwerk. 2. Aufllage 2010.


Im Jahre 2008 wurde die Volkskultur Steiermark GmbH als hundertprozentige Tochter des Landes Steiermark mit Sitz in der Sporgasse 23 in Graz gegründet.

Zu den Teilbereichen zählen:

  • Service- und Infostelle für Volkskultur
  • Steirisches Heimatwerk
  • Volksliedarchiv
  • Schul- und Kindergartenprogramm »einfach lebendig«
  • Sonderprojekte, wie z.B. »Erzherzog-Johann-Gedenkjahr 2009«

Die Vision der Volkskultur Steiermark GmbH ist eine umfassend gelebte, auf Traditionen basierende Volkskultur weiter /u entwickeln und zu fördern. Mensch, Kultur, Natur, umweltbewusstes Denken, Leben und Verhalten gehören untrennbar zusammen - ebenso wie die Freude an der Musik, am Tanz, der Tracht, am Leben in diesem Land im Hier und Heute.

Die neue Service- und Infostelle steht allen volkskulturellen Vereinen, Verbänden und Interessierten zur Verfügung. Es werden auf dieser Plattform nicht nur aktuelle Veranstaltungen und Inhalte transportiert und publiziert, sondern auch die Vielfalt der steirischen Kultur dargestellt. Zu den Kernaufgaben zählen der Aufbau von Netzwerken und die Schnittstellenfunktion.

Das Volksliedarchiv wurde 1905 als »Arbeitsausschuss für das SteirischeVolkslied« gegründet. Die Präsenzbibliothek beherbergt die bedeutendste steirische Handschriftenabteilung mit über 30.000 Einzelliedern, Instrumentalstücken und eine große Jodlersammlung, eine Gstanzlkartei mit über 8.000 Belegen, über 10.000 Bücher und 80 Zeitschriften zum Thema Volkskultur, Tausende von Schellacks, Tonbändern, Musikkassetten, CDs, DVDs und noch mehr. Der Großteil dieser schriftlichen Hinterlassenschaft stammt aus der Anfangszeit von 1880 bis 1918.

Das Schul- und Kindergartenprogramm »einfach lebendig« begann 2005 im »Jahr der Steirischen Volkskultur« und wurde als Impuls zur zeitgemäßen und leben digen Vermittlung volkskultureller Inhalte gestartet. Die Schwerpunkte liegen auf der Vermittlung von traditionel len Liedern, Tänzen, Spielen und Themen. So wurden 2009 eigene Unterrichtsmaterialien (z. B. Erzherzog-Johann-und Anna-Plochl-Ausschneidebögen, die Publikation »Johann x 2«, vier »Wanderrucksäcke« gefüllt mit themenbezogenen Materialien) zum Jahresthema »Erzherzog Johann« geschaffen. Mehrere Tausend Schülerinnen und Kindergartenkinder konnten von den speziell ausgebildeten Referentinnen im Auftrag der Volkskultur Steiermark GmbH erreicht werden. Auch für Pädagoginnen werden Fortbildungsseminare in Zusammenarbeit mit den volkskulturellen Vereinen und Verbänden angeboten. Das Interesse an den Programmen, die jedes Jahr durch neue Schwerpunktsetzungen und Erweiterungen attraktiv und aktuell gehalten werden, ist beträchtlich.

Das Steirische Heimatwerk mit attraktivem Geschäft und Schneiderei ist seit 2008 ebenfalls als Teil der Volkskultur Steiermark GmbH in der Sporgasse untergebracht. Neben den Erzeugnissen steirischer Handwerkskunst werden im Hause maßgeschneiderte Dirndl sowie dazugehörige Accessoires angeboten. Zu den Stärken des Heimatwerks zählt vor allem auch die Trachtenberatung, die im kulturellen Auftrag des Landes Steiermark durchgeführt wird. Aus dieser Tätigkeit entstanden im Laufe des Bestehens über 270 Dirndl, die in der »Sammlung der Arbeitsblätter der Frauentrachten im Steirischen Heimatwerk« festgehalten sind und in diesem Buch präsentiert werden.

Das Steirische Heimatwerk#

Am 7. Juli 1934 kam es zur Eröffnung des ersten Heimatwerks in Österreich als Teil des Steirischen Volkskundemuseums durch den bedeutenden Volkskundler Viktor von Geramb. Gleichzeitig erschien sein gemeinsam mit Konrad Mauthner begonnenes, zweibändiges »Steirisches Trachtenbuch«. Erste Planungen zum Verkauf »echter heimischer Andenken« erfolgten allerdings schon 1915. Als Anregung dazu dienten einerseits die um 1870 in Skandinavien gegründeten Heimatwerke und andererseits die im Zuge der Weltausstellungen in Paris und Wien entstandene Gegenbewegung zur Industriellen Revolution. Das Ziel dieser neuen Bewegung war, die regionale Identität über den Weg gestaltender und menschlicherer Arbeitsprozesse zu fördern. Zwei Jahre später, 1917, wurde im ebenfalls von Geramb initiierten und geleiteten Volkskundemuseum am heutigen Universalmuseum Joanneum Graz eine »Volkskundliche Verkaufsstelle« - u. a. zur Unterstützung der Versehrten des Ersten Weltkriegs gedacht - errichtet.

1918 gründete Josef Steinberger das »Bäuerliche Volksbildungsheim Schloss St. Martin« bei Graz, wo Viktor Geramb volkskundliche und volkspädagogische Vorträge hielt und vor der vornehmlich ländlichen Jugend und Lehrerschaft die Trachtenkunde und Trachtenpflege betonte. Auch als Lehrer an der Universität Graz verfolgte er dieses Ziel.

Mit der Heimatwerkbegründung wollte er durch Nachahmungen von im Museum vorhandenen Originalen steirischer Volkskunst einerseits volksbildnerisch tätig werden, aber andererseits mit dem Verkauf auch das bäuerliche Haus- und Kleingewerbe fördern sowie einen neuen Markt für bodenständige und wertvolle Produkte schaffen. Denn gerade im Sog der großen Wirtschaftskrise der 30er Jahre ereilte viele Kleingewerbler und Geschäftsbetriebe der Bankrott. Damit kam es neben menschlichen Tragödien auch zu einem ungeahnten Verlust an heimischem, über Jahrhunderte gewachsenem Wissen und Fertigkeiten. Ganze Betriebszweige drohten verloren zu gehen und der bäuerlichen Bevölkerung wurde zudem die Basis von überlebenswichtigen Nebenerwerbstätigkeiten entzogen.

Um dem entgegenzusteuern, wurden vom Heimatwerk Trachtenberatungen angeboten sowie eine Heimatwerkmarke an Erzeuger und Geschäfte für positiv bewertete Trachtenstücke und -Stoffe vergeben. Dies bewirkte gemeinsam mit der volksbildnerischen Tätigkeit einen Aufschwung der Trachten pflege, die besonders bei der Jugend großen Anklang fand.

In der Nachkriegszeit, nach Gerambs Rückkehr an Universität und Volkskundemuseum, kooperierten in diesem Sinne mit dem Steirischen Heimatwerk das Volksbildungsheim St. Martin mit seinen landwirtschaftlichen Fachschulen, das Landesjugendreferat samt seinen Tanzkreisen und die Steirische Landjugend. Dem zugute kam das steirische Gedenkjahr 1959 (100. Todesgedenkjahr Erzherzog Johann), in dem gemeinsam mit dem Steirischen Volksbildungswerk und auf Anregung des Geramb-Schülers Hanns Koren die Trachtenmappe »Steirische Trachten« herausgegeben sowie Vorführmuster für Trachtenschauen und eine Dia-Reihe für Vorträge angefertigt wurden. Auch Trachtennähkurse wurden in allen Regionen der Steiermark initiiert und organisiert. War es bis dahin die vornehmliche Aufgabe des Heimatwerks zu beraten und zu zeichnen, kam es jetzt erst zur Einrichtung einer eigenen Trachtenschneiderei. Der Erfolg der Nachkriegszeit zeigte sich in der Gründung verschiedener Heimatwerkfilialen, 1952 und 1976 in Kapfenberg (Zusammenlegung 1980/1981) und 1976 auch in Graz mit dem Betrieb in der Sackstraße 16, welcher 1986 in die Herrengasse 10 übersiedelte.

1978/79 wechselte die bisher im Stöckl des Volkskundemuseums beheimatete »Zentrale« in die Paulustorgasse 4. 2008 wurden die beiden Grazer Standorte schließlich mit der Einbringung des Steirischen Heimatwerkes in die Volkskultur Steiermark GmbH in die Sporgasse 23 verlegt.

Das Steirische Heimatwerk war das erste seiner Art in Österreich und Vorbild für die nachfolgenden Gründungen in den anderen Bundesländern. Die Heimatwerke arbeiten im Rahmen der Statuten des »Kuratorium Österreichisches Heimatwerk, Verband der Heimatwerke in den österreichischen Bundesländern« und erfüllen damit auch die Satzungen des »Verbandes Europäisches Heimatwerk« (»European Folk Art and Craft Federation«). Den aktuellen Vorsitz (2009 - 2012) führt das Salzburger Heimatwerk mit Hans Kohl, die Vizepräsidentschaft hat die Volkskultur Steiermark GmbH mit Silvia Renhart inne. In periodischen Abständen treffen sich die Mitglieder, um sich hinsichtlich gemeinsamer strategischer Überlegungen und Kooperationen zu beraten und auszutauschen.

Gundl Holaubek-Lawatsch folgte den Spuren und Anweisungen ihres Lehrers Geramb und zeigte sich für die Trachtenerneuerung ab 1974 verantwortlich, die 1983 in die Herausgabe des Buches »Alte Volkskunst, Steirische Trachten« mündete. Nicht unerwähnt sei an dieser Stelle, dass in den letzten Jahrzehnten in der Steiermark etliche Trachtenbücher, -mappen (Auflistung einer Auswahl im Anhang) von verschiedenen Autoren/Institutionen erschienen sind, wobei die jeweiligen Mitarbeiterinnen des Steirischen Heimatwerks beratend mitwirkten.

Ein Dankeschön#

An diesem neuen Trachten-/Dirndlbuch, das den Ansprüchen einer neuen, begeisterten Generation an Dirndlträgerinnen gerecht werden will, arbeiteten folgende Mitarbeiterinnen der Volkskultur Steiermark GmbH mit: Evelyn Kometter, Isolde Melinz, Rosina Frieß, Elisabeth Thalhammer, Agnes Harrer, Eva Heizmann, Stefan Orac und Silvia Renhart. Ihnen und allen anderen Mitarbeiterinnen im Haus gebührt der aufrichtige Dank für Idee, Konsequenz, fachliches Wissen, Unterstützung, Rücksichtnahme und Enthusiasmus.

In vielen intensiven Arbeitssitzungen wurde unter Anleitung von Evelyn Kometter jedes einzelne Dirndlmodell den objektiven Kriterien entsprechend besprochen und die Grafikvorlagen, die mit und von CHSARTS professionell umgesetzt wurden, erarbeitet. Die Fotos der Steirischen Sagengestalten, die zur Illustration dieses Buches dienen, wurden von Johannes Gellner gefertigt. Ein besonderer Dank für die Unterstützung während des gesamten Gestaltungsprozesses gilt Dr. Roswitha Orac-Stipperger.

Aus einem professionellen Casting mit Schülerinnen aus den landwirtschaftlichen Fachschulen St. Martin gingen folgende Models, die großen Mut zur Verwandlung in Steirische Sagengestalten zeigten, hervor: Elfriede Farzer, Sandra Friedl, Gabriele Gollner, Annika Krassnitzer, Tamara Nestler, Kerstin Neuhold, Susanne Perl, Julia Schröder, Daniela Sung und Christine Unterberger. Ein herzlicher Dank gebührt auch den Models Helene Silberschneider und Josef Windhaber sowie den mitwirkenden Kindern Jakob, Johanna, Dominic, Elisa, Raphael, Katharina, Tobias und Johanna.

Ein großer Dank gebührt dem Ersten Landeshauptmann-Stv., Leiter des Ressorts für Volkskultur und Gesellschafter der Volkskultur Steiermark GmbH, Hermann Schützenhöfer, der das Erscheinen dieses Buches ermöglichte. Danke für die Unterstützung auch der A 9 - Kultur, Leitung Mag. DDr. Gabriele Russ und besonders dem Leiter des Referats Volkskultur, Dr. Harald Vetter, der beratend zur Seite stand.

Tracht ist in Bewegung und Tracht bewegt#

Seit einigen Jahren ist ein verstärktes Interesse an authentischer Trachtenbekleidung zu verzeichnen. Dies ist nicht nur in der Steiermark festzustellen, sondern es schein sich hier auch um ein »europäisches Phänomen« am Beginn des 21. Jahrhunderts zu handeln. Quer durch Europa wird von einem »fulminanten Trachtenjahr« gesprochen Vieles ist heutzutage einheitlich, austauschbar, anscheinend weltumspannend, eben globalisiert geworden. Alles, was sich viele je gewünscht haben, ging anscheinend in Erfüllung und dann das: Die zunehmende Suche nach re-gionaler Identität, nach Halt, nach Tradition, nach Wurzeln. Damit einher geht der Wunsch, dem auch Ausdruck zu verleihen, sei es durch SMS oder Comics (z. B. Asterix) in Dialektform verfasst oder in der Neuinterpretation von Dirndln oder im bewussten Tragen von Tracht oder in schon fast rekordverdächtigen Besucherinnenzahlen bei Trachtenbällen oder im Aufblühen einer peppigen, jungen Volksmusikantlnnenszene. Die Besonderheit von Kultur und Kulturen wird uns auch bei der eigenen Kultur bewusster.

Es gehört momentan sogar schon zum »guten Zeitgeist«, Tracht zu tragen und es stellt sich die Frage: Ist dies ein Bekenntnis zur Heimat, zur Region oder ein zeitgeistiger Modetrend?

Für die Volkskultur Steiermark GmbH ist dieser »Trachtenboom«, der vor ca. 30 Jahren das letzte Mal ähnlich stark war, aus wissenschaftlicher Sicht interessant zu beobachten. Interessant ist er zweifelsohne auch für den Bereich „Steirisches Heimatwerk". Dort zeigt sich, dass Dirndln für jede Altersgruppe attraktiv und »in« sind. Mädchen und Frauen tragen wieder gerne handwerklich aufwändig gearbeitete Dirndln. Und die Marke »Heimatwerkdirndl« - noch dazu zu 100 Prozent steirische bzw. österreichische Wertschöpfung - zählt wieder etwas.

Vielleicht finden auch Sie Ihr passendes Dirndl in der erweiterten 2. Auflage unseres Trachtenbuches mit 270 Arbeitsblättern der Frauentrachten im Steirischen Heimat¬werk, in der zu schmökern, wir Sie herzlich einladen!

Dr. Silvia Renhart ist Geschäftsführerin der Volkskultur Steiermark GmbH.


Bild 'sim-link'
Austria-Forum Beiträge in ähnlichen Gebieten