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Der Amtseid#


Von

Herbert Kohlmaier

Aus: Gedanken zu Glaube und Zeit, Nr. 35/2012


Die Reformbewegungen in der Katholischen Kirche haben sich sehr lange redlich bemüht, die Bischöfe von ihren Anliegen zu überzeugen. Dies war – zumindest bisher – vergeblich.

Immer wieder entstand allerdings der Eindruck, der eine oder andere der „Oberhirten“ hätte Verständnis für das, worauf sehr große Teile des Kirchenvolkes und viele qualifizierte Theologen drängen. So versucht man mit allerlei „Dialogvorgängen“ ein gewisses Eingehen zu signalisieren, doch es handelt sich dabei nur um Alibihandlungen. Der Druck des Vatikans verhindert jeden Fortschritt.

Die Erklärung dafür findet sich im Amtseid, den Bischöfe vor Antritt ihres Amtes leisten müssen.

"Ich N. N. zum Bischofssitz von NN befördert, werde der Katholischen Kirche und dem römischen Bischof, ihrem obersten Hirten, dem Stellvertreter Christi und dem Nachfolger des Apostels Petrus im Primat sowie dem Haupt des Bischofskollegiums immer treu bleiben.

Der freien Ausübung der primatialen Gewalt des Papstes in der ganzen Kirche werde ich folgen, seine Rechte und Autorität werde ich mich bemühen zu fördern und zu verteidigen. Die Praerogativen und die Amtsführung der Gesandten der Päpste die in Vertretung des Papstes auftreten, werde ich anerkennen und beachten.

Die den Bischöfen übertragene apostolische Gewalt, nämlich das Volk Gottes zu lehren, zu heiligen und zu leiten, werde ich in hierarchischer Gemeinschaft mit dem Bischofskollegium, seinem Haupt und den Gliedern, mit größter Sorgfalt wahrnehmen.

Die Einheit der ganzen Kirche werde ich fördern und daher mit Eifer dafür sorgen, dass die Glaubenshinterlage, die von den Aposteln überliefert ist, rein und vollständig bewahrt wird und dass die Wahrheiten beachtet und die Sitten befolgt werden, wie sie vom Lehramt der Kirche vorgelegt wurden, und allen gelehrt und erläutert werden. Die im Glauben Irrenden werde ich mit väterlichem Geist korrigieren und alle Mühe anwenden, dass sie zur Fülle der katholischen Wahrheit zurückkehren...

Zu festgesetzten Zeiten oder bei gegebener Gelegenheit werde ich dem Apostolischen Stuhl Rechenschaft über meinen pastoralen Auftrag geben und dessen Mandate oder Ratschläge werde ich willfährig annehmen und mit Eifer ausführen."

Wir müssen Konsequenzen des Glaubens ziehen#

Diese den Bischöfen auferlegten Entmündigung erklärt den schrecklichen Zustand unserer Kirche. Es liegt auf der Hand, dass der abverlangte Amtseid zutiefst unmoralisch ist, denn er beraubt die eigentlichen Verantwortungsträger unserer Glaubensgemeinschaft ihres eigenen Verstandes, ihres Urteils und ihrer Verantwortung. Er widerspricht eklatant dem Gebot Jesu, nicht zu schwören (Mt 5,33-37) ebenso wie der zwei Jahrtausende zurückreichenden Tradition der Kirche.

Die Degradierung der Bischöfe zu willenlosen Vollstreckern einer Willkürherrschaft, die sich niemals auf Jesus und seine angebliche „Stellvertretung“ berufen darf, berechtigt und verpflichtet uns, den im Kirchenrecht vorgeschriebenen „Gehorsam“ (Can. 212) zu verweigern. Die Erneuerung unserer Kirche kann nur in bewusster und konsequenter Befreiung von jenem Regime erfolgen, das mit aller gebotenen Freimütigkeit als im Glaubensvollzug terroristisch bezeichnet werden muss.

Man denke nur an den Australischen Bischof William Morris, der kaltblütig nur deshalb abgesetzt wurde, weil er geänderte Zulassungsbedingungen für Priester als mögliche Lösung für das drückende Problem des Priestermangels vorschlug. War zunächst noch Solidarität mit ihm zu spüren, kehrten seine Amtsbrüder nach einer offensichtlich verabreichten Gehirnwäsche mit der Festsstellung aus Rom zurück, diese Strafmaßnahme sei gerechtfertigt gewesen.

Es ist aus der Sicht des autoritären Papstregimes konsequent, nur Solche ins Bischofsamt zu berufen, die sich ihm willen- und bedingungslos unterwerfen. Noch immer aber werden sie entsprechend lange zurückreichender und unter früheren Zuständen berechtigter Betrachtungsweise als wichtig angesehen sowie respektiert – auch von den staatlichen Autoritäten! So muss ungeachtet der Gehorsamsverweigerung alles unternommen werden, um schädliche Bischofsernennungen möglichst zu verhindern.

Das Grundübel ist wiederum in einer bewussten Täuschung der Gläubigen zu suchen. Benedikt stellte zum „Hochfest Peter und Paul“ am 29. Juni 2010 fest, das “Petrusamt garantiere (!) die Übereinstimmung mit der Wahrheit und der authentischen Tradition“. Doch bedeutende Päpste der Kirchengeschichte haben verkündet, dass Bischöfe nur mit Zustimmung des Kirchenvolkes und seiner Geistlichen berufen werden dürfen. Dies energisch einzumahnen, dürfen wir niemals ermüden!