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Was sind „Sakristeiprobleme“?#

Ein seltsamer Zuruf von der Innsbrucker Fakultät#


Von

Herbert Kohlmaier

Aus: Gedanken zu Glaube und Zeit, Nr. 18/2011


Die immer verwirrender werdenden Probleme der Kirchenleitung angesichts des argen Reformstaus rufen allerlei Standpunkte hervor – hilfreiche und weniger nützliche. Nun hat sich auch der Dekan der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Innsbruck Jozef Niewiadomski zu Wort gemeldet (Interview mit den „Salzburger Nachrichten“ und „Kathpress“ v. 8. 11.). An sich vernünftig vergleicht er den Katholizismus mit einem „bunten Gemüsegarten“, wo es eben keine Monokultur gäbe, viele Probleme würde die Zeit lösen.

Allerdings schließt der Professor mit der kritischen Bemerkung, dass sich bei den gegenwärtigen Konflikten „ein wenig das Problem einer bürgerlichen Kirche“ spiegle, „die selbstverliebt um ihre Sakristeiprobleme kreist“. Diese „österreichische (sic!) Fixierung“ auf diese „Sakristeiprobleme klammert die zentrale Dimension der Caritas aus“. So fragt er, ob wir noch „das Augenmaß für die Probleme“ hätten.

Wer hat da wirklich das Augenmaß verloren? Wie kann nur ein Theologe, der den wissenschaftlichen und – hoffentlich! – auch geistlichen Nachwuchs unterrichtet, die brennenden Probleme, mit denen wir tagtäglich konfrontiert sind, so herunterspielen! Den Priestermangel, den Seelsorgenotstand und vor allem den eingetretenen Vertrauensverlust der Kirche! Stichwort Missbrauch junger Menschen.

Ja, Caritas ist wichtig, und sie ist das, was an der Kirche noch allseits sehr geschätzt wird. Aber Gemeinden trocknen geistlich aus, werden zusammengelegt, Priester müssen von einem Gottesdienst zum anderen hetzen und haben keine Zeit mehr für die Menschen, deren Anliegen und Nöte. Vor Kurzem starb ein noch nicht betagter Priester den Herztod, der fünf Pfarren zu betreuen hatte. Wen kann das kalt lassen?

Die Konflikte, die Niewiadomski als gar nicht so wichtig sieht, spielen sich keineswegs um die Sakristei und nur in Österreich ab. Es geht darum, dass die Eucharistie als Zentrum des kirchlichen Lebens überall gefeiert werden kann. Darum, dass Menschen wieder die heilende Kraft des Glaubens erfahren und Vertrauen zur Kirche gewinnen. Ja, es gibt ein „Sakristeiproblem“, nämlich des Verwaisens dieses Ortes. Herbeigeführt durch die Unfähigkeit Roms, die Zeichen der Zeit zu erkennen und sich einer Welt zu öffnen, die längst eine andere ist als die des Vatikans.

Eigentlich ist es skandalös, von einer „Fixierung“ zu sprechen, wenn ein Ringen um eine erneuerte und lebendige Kirche stattfindet. Es geht vielmehr um ein sich Konzentrieren darauf, was der Kirche wieder Zukunft geben kann. Das so leichtfertig wegzuwischen, ist eines Universitätslehrers der Theologie unwürdig.