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Aus: Gedanken zu Glaube und Zeit Nr. 316/2019

Präambel: #

Die griechische Kirche der Ukraine ist innerhalb Polens 1596 katholisch geworden. Drei Gründe haben vielleicht dazu geführt, wobei der dritte Grund gar nicht so falsch wäre:
  1. Die Einheit mit Rom, meint dezidiert der heilige Träumer.
  2. Der negative Nörgler schwört: sicher wegen der erfreulichen Trennung von Istanbul.
  3. Und der halbwitzige Satiriker munkelt: Im Polen wurden katholische Kleriker weitaus besser bezahlt!

Was gibt es inzwischen Neues in der Kirche?#

Erfreulicherweise nichts! Man lobt zwischendurch den gegenwärtigen Papst, vielleicht aber besser nur ab und zu und vielleicht auch nur zögerlich, keinesfalls aber eindeutig! Es zahlt sich auch aus, doch noch ein bisschen Ratzinger mit Applaus zu bedenken. Man weiß ja nie, was noch kommt. Am besten, man beschäftigt sich, wie ein (lateinisch-) katholischer Erzbischof meint, nur mit den großen Sachen („cose“, i.e. Klimafragen) und vernachlässigt die „Sächleins“ („cosette“), wie zum Beispiel die unnötigen und gefährlichen Ehefrauen der Priester. Hauptsache man hat das Muaterl lieb! Ich bin ja kein „Blitzgneisser“ und durchblicke daher erst als allerletzter verschiedene Zusammenhänge. Unlängst habe ich mir endlich die Begründungen für die Zusammenlegungen von Pfarren zusammengereimt:

1) Man hat gerade noch genug Priester, die man unterschiedlich behandeln und daher besser einsetzen kann. Ein ungehorsamer Priester fällt als Pfarrer aus, aber als Aushilfskaplan kann man ihn vielleicht doch noch auf Beerdigungen schicken. Und Schreibtischkleriker sind in der Diözese immer mehr gefragt, da die Seelsorgefähigkeit kaum gebraucht wird.

Überdies –

2) Der Schwund der Gläubigen ist ja erfreulicherweise höher als jener der Priester. Superpfarrer von Zehntausenden von Gläubigen (in Wahrheit sind es eh nur 100) müssen in erster Linie perfekte Manager sein, um der vielfältigen Administration gewachsen zu sein. Die Predigten kommen aus dem Internet, der PC wird zum perfekten Anrufbeantworter und das Sekretariat ist bummvoll mit Helferleins, die die unwichtigsten Randaktivitäten durchboxen und den Pfarrer von allen wichtigen Aufgaben fernhalten! Da ja der „Superpfarrer“ kein Partner mehr für eine persönliche Seelsorge ist, wird ihm das mächtige zentrale Regieren nicht mehr so schwerfallen. Nur die Feste und die ansteigenden gesellschaftlichen Verpflichtungen führen zum Engpass, ja sogar zum Burnout.

Und –

3) der Bischof freut sich, weil er keine 1000 Pfarrer mehr befehligen muss, sondern nur mehr vielleicht 150, welche handverlesen seine Gunst erflehen dürfen. Ganz besonders wertvolle Priester kommen aus Osteuropa oder Afrika, da sie sich sprachlich und kulturell besonders eignen. Kadavergehorsam wird von ihnen bis zum Exzess durchexerziert, da ja die Euroscheine wertvoller sind, als die nicht konvertierbaren Exotenwährungen im Heimatland. Gut, Deutschland zahlt noch mehr. Dort sollte man sich anbiedern. Frankreich? Um Gottes Willen: Eine Bettlerpartie…

Apropos:

4) Geld! Ehemalige Pfarren haben unterschiedlich gewirtschaftet. Manche Pfarrer brauchen jeden Tag den „Black-Friday“! Dabei wird für die Seelsorge kaum etwas investiert. Teure Messgewänder, Luxusgegenstände und teure kosmetische Umbauten etc. sind die Renner. Wenn man Glück hat, ist eine reiche Pfarre mit von der Partie, welche man, bevor man sie schlachtet, erfolgreich aussaugen kann. Divide et impera! Teilen ist doch abgrundchristlich! Es gibt ja auch keine Bilanzprobleme, weil es sich ja nur um das „Haben“ handelt. (Das „Soll“ dagegen ist unbekannt!) Warum heißen ehemalige Pfarren Teilgemeinden? Weil sie alles teilten, was sie hatten, einen neuen falschen Namen annahmen, und bald endgültig in die totale Vergessenheit geraten. Die übergebliebenen Gläubigen werden dann mit Bussen in die anonyme Zentrale gekarrt, um dort zu erfahren, was für ein Glück ihnen damit wiederfahren ist.

5) Jesus hat es nicht gerne gesehen, wenn seine Apostel mehr sein wollten, als die anderen.

Aber –

das gilt nicht für die heutige Kirche. Vom Bischof bis zum allerletzten Diakon müssen genügend Unterschiede, Abstufungen und Instanzen eingebaut werden, die die unterschiedliche Nähe zur Kirche, folglich auch zu Christus, dokumentieren soll. Auch wird die unterschiedliche Brauchbarkeit der klerikalen Manager sichtbar gemacht. Eine lückenlose Überprüfbarkeit ist gegeben, da man immer leichter an die Gerüchteküche herankommt. Man stärkt den Sonderstatus der klerikalen Kaste und macht die Unterschiede zu den nichtgeweihten Personen transparent.

Damit –

6) grenzt man sich erfolgreich von den Pastoralassistenten, besonders von den radikalen Frauen, ab. Verheiratete Priester? Nein danke! Das klerikale Boot ist voll!! Die Priesterfrauen würden den Bauch des trojanischen Pferdes gemeinsam mit den Diakonissinnen abscheulich füllen und den seligen, heiligen, fundamentalen, unersetzlichen, gnadenreichen, Christus ähnlichen, lieblichen, singlebetonten, heteroabstoßenden, statutennotwendigen Zölibat ins Wanken bringen oder gar die klerikalen Schulterschlusseinheiten durcheinanderwirbeln. Das wollen wir auf keinem Fall! Der Zölibat ist unser Schutz und Schirm. Der Zölibat erleichtert uns, die erfreuliche Ferne zu den anderen christlichen Kirchen auszubauen, mit denen wir weiterhin aus einer abgehobenen, weil von Christus so gewollten Position verhandeln. Der Zölibat ist die große Errungenschaft und die Garantie, uns nicht mit den anderen, eher mickrigen Grüppchen zu vermischen. Wir werden nicht aufhören, unsere Kastenstatuten einzufrieren, auch wenn wir unsere Gläubigen an die bösen und anmaßenden vorgeblichen „Bibelwissenschaftler“ verlieren sollten, die noch fundamentalistischer sind als wir. Lieber Millionen Mitglieder an die Evangelikalen, als unseren heiligen Zölibat verlieren!!

Wir halten fest:

7) Wir (!) regieren und nicht das Volk! Das Volk ist tot,
- weil es alles relativiert,
- weil es nicht so glaubt wie wir,
- weil es immer noch am desaströsen Vaticanum Secundum festhält,
- weil es nicht zur Beichte geht,
- weil es am Limbos zweifelt (ach ja, der ist ja schon abgeschafft!)
- und die Erbsünde missversteht!

Daher:

8) Es lebe der imperiale, dekretierende, verfügende, unkündbare, ins Pontifikalamt verliebte, erst mit 75 Jahren entschwindende, seiner uneingeschränkten Sendung bewusste und alles rundherum als sein Eigentum betrachtende [ukrainischkatholische] Großerzbischof! Nicht die Gemeinden sind das Zentrum des christlichen Lebens, sondern der Schreibtisch des Kardinals, von wo die Befehle kreiert, dekretiert und verfügt in Umlauf gebracht werden und wo der noch immer und überall existierenden Gegenreformation gehuldigt wird. Eine Reform ist eine linke Revolution und daher ausgeschlossen. Die andersdenkenden Gläubigen werden an treue Pfarren verschachert.

Und –

9) man kann ja auch aus der Kirche austreten! Krenn hat seinerzeit viele dazu ermuntert. Hier war Krenn äußerst erfolgreich und Richtung weisend. Wo die abgehobene klerikale Kaste herrscht, nur dort ist Segen, nur dort ist das Reich Gottes, nur dort ist Vergebung! Jawohl!

Ein glücklicher Klerikaler.
Irgendwo in Mitteleuropa im Advent
2019.