Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Eine Beere, die stärker macht#

Mistelextrakte können die Nebenwirkungen einer Chemotherapie reduzieren und die Lebensqualität steigern#


Von der Wiener Zeitung (Freitag, 14. Juni 2013) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Von

Alexandra Grass


Immer öfter wird die Mistel als Begleiterin in der Krebstherapie genutzt.#

Apfelbaummistel
Die Apfelbaummistel besitzt die stärkste Immunstimulation.
© Helixor

Rosenfeld. Systemische Behandlungsformen wie die Chemotherapie, die den gesamten Organismus zur Bekämpfung einer Erkrankung aktivieren, bringen einige Problematiken mit sich, die Krebspatienten oft schwer zu schaffen machen. So wirken die eingesetzten Präparate nicht bei allen Patienten gleich. Das heißt, "einige werden behandelt, ohne dass es ihnen nutzt", erklärt die deutsche Internistin Annette Jänsch, Ärztin an der Hochschulambulanz für Naturheilkunde an der Berliner Charité. Außerdem schwächen Zytostatika das Immunsystem, vermindern die Lebensqualität und bringen häufig lebenslange Folgeschäden hervor.

Zu den therapiebedingten Folgeerkrankungen zählen etwa das Fatigue-Syndrom (Müdigkeit), Nervenschädigungen (Polyneuropathien), strahlenbedingte Darmentzündungen, Lymphödeme, Schlafstörungen, Depressionen, Konzentrationsstörungen.

Die sogenannte integrative Onkologie versucht, dem entgegenzuwirken. Sie verbindet schulmedizinische und traditionelle Heilverfahren und stellt sich auf die individuellen Bedürfnisse jedes Patienten ein. Ziel ist die Unterstützung bei der aktiven Bewältigung der Erkrankung. Neben einer Reduktion der Nebenwirkungen kann es auch zu einer Prognoseverbesserung kommen.

Untersuchungen gehen davon aus, dass bei jedem dritten Krebspatienten eine schwere psychische Belastung die Verarbeitung und damit auch die Behandlung der Erkrankung erheblich verschlimmert oder erschwert, erklärt Jänsch.

Die Mistel, der in der komplementärmedizinischen Begleitung von Krebspatienten eine immer größere Rolle zukommt, kann hier Abhilfe schaffen, wie auch Elisabeth Bräutigam, Radioonkologin am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz. Vor allem bei Brustkrebs kommt sie häufig als Begleitung zum Einsatz.

Verschiedene Wirtsbäume#

Die Bestandteile der Mistel (Viscum album) führen nämlich zu einer Reihe von Wirkungen. Lektine regen den Zelltod bösartiger Tumore an, die enthaltenen Viscotoxine sollen Krebszellen auflösen, indem sie ihre Zellwände zerstören, und die Polysaccharide wirken positiv auf das Immunsystem. Daneben tragen die Aminosäure Arginin und sekundäre Pflanzenstoffe zur tumorhemmenden Wirkung bei. Die Freisetzung von Beta-Endorphinen verbessert das Befinden und trägt zur Schmerzlinderung bei.

Mit ihren rund 600 Eiweißen, 1000 verschiedenen Enzymen und vielen biologisch aktiven Inhaltsstoffen zählt die Mistel zu den am besten untersuchten Pflanzen.

Wobei Mistel allerdings nicht gleich Mistel ist. Am häufigsten kommen in der Krebsbehandlung die Kiefern-, Tannen- und Apfelmisteln - benannt nach ihren Wirtsbäumen - zum Einsatz. Die Tannenmistel ist dabei die schonendste und eignet sich besonders für geschwächte Patienten, erklärt Bräutigam. Die Apfelmistel besitzt die stärkste Immunstimulation.

Der wässrige Extrakt setzt sich aus allen Teilen der Halbschmarotzer zusammen - Beeren, Stängeln, Blätter, Knospen, Blüten. Die Inhaltsstoffe sind abhängig von unterschiedlichen Pflanzenteilen, den Wirtsbäumen sowie den Erntezeiten. Vier Ernten im Verlauf des Jahres garantieren, dass es zu einem Gesamtextrakt kommt, der alle Inhaltsstoffe in sich vereint, beschreibt eine Mitarbeiterin des deutschen Produzenten Helixor in Rosenfeld das Herstellungsverfahren. Neben Helixor kommen in Österreich auch die Präparate Iscador, Eurixor, Isorel, Lektinol und Abnoba zur Anwendung.

Wirksam wird der Extrakt nur bei subkutaner Verabreichung - also Injektion unter die Haut. Die zwei bis dreimal wöchentlich verabreichte Dosis - die wie Insulin oder Heparin zur Blutverdünnung selbst gespritzt werden kann - wird vom Arzt individuell an den Patienten angepasst und schrittweise erhöht. Die Behandlungsdauer erstreckt sich für gewöhnlich über fünf Jahre.

Viele Kassen tragen Kosten#

Die häufigste unmittelbare Wirkung nach der Injektion ist eine Hautrötung an der Einstichstelle sowie leicht erhöhte Temperatur. Eine erwünschte Reaktion, die zeigt, dass das Immunsystem auf den Extrakt reagiert und aktiviert wird, erklärt der Wiener Ganzheitsmediziner Gerhard Hubmann, Leiter des Zentrums für integrative Medizin der Therme Wien Med und Berater für Komplementärmedizin der Wiener Gebietskrankenkasse. Sollte die Hautreaktion aber größer als fünf Zentimeter sein oder Fieber über 38 Grad Celsius auftreten, ist eine Dosisverringerung erforderlich.

Eine Jahresanwendung kostet im Übrigen bis zu 800 Euro. In bestimmten Fällen übernimmt der Großteil der heimischen Krankenkassen die Kosten. Nämlich als adjuvante (ergänzende) Therapie bei soliden Tumoren (feste, örtlich begrenzte Krebsformen) über einen Zeitraum von fünf Jahren. Sowie "palliativ in Abhängigkeit des individuellen Verlaufs der Erkrankung" zur Verbesserung der Lebensqualität, formuliert Hubmann etwa die Kriterien der Wiener Gebietskrankenkasse.

Die Misteltherapie ist mittlerweile häufig Bestandteil eines integrativen onkologischen Therapiekonzepts. Voraussetzung ist ein erfahrener Arzt, denn die Mistel darf bei manchen Chemotherapeutika und Erkrankungen nicht angewendet werden.

Wiener Zeitung, Freitag, 14. Juni 2013

Weiterführendes#