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Die vielen Pflichten des Adels#

Karl Habsburg leitet das Erzhaus seit dem Jahr 2007. Seine Aufgaben sind verkuppeln, managen und beten.#


Von der Wiener Zeitung (Mittwoch, 6. Juli 2011) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Von

Christoph Rella


Sarg von Otto Habsburg
Auch für den Tod gibt es vorgegebene Regeln: Der mit der Familienfahne bedeckte Sarg von Otto Habsburg steht mit einem Ehrenspalier in der Sankt-Ulrichs-Kirche in Pöcking am Starnberger See, aufgebahrt am Altar.
Foto: © apa/Peter Kneffel

Wien. "Kein Prinz und keine Prinzessin unseres Kaiserhauses darf eine eheliche Verbindung ohne Einwilligung des jeweiligen Familienoberhauptes eingehen." So steht es im Kaiserlich-Österreichischen Familienstatut von 1839. Kaiser Ferdinand I. hatte es erlassen, "damit selbes in unserem durchlauchtigsten Kaiserhause zur bleibenden Richtschnur dienen möge".

Als "Richtschnur" gilt das 61 Paragrafen umfassende Statut bis heute. Das Einzige, das sich seitdem geändert hat, ist der Name des "jeweiligen Familienoberhauptes". Seit 1. Jänner 2007 ist Karl Habsburg Chef des Erzhauses. Zuvor hatte die Funktion sein verstorbener Vater Otto knapp 85 Jahre lang, seit 1922, ausgefüllt. "Wie ich geheiratet habe, habe ich Otto angerufen und er hat die Ehe genehmigt", erinnert sich Familienmitglied Eduard Habsburg im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Um die Zustimmung des Chefs bangen musste er nicht. "Heute ist das viel entspannter, wie ich aber noch jung war, hätte ich wahrscheinlich nur zwei Mädels heiraten dürfen", meint Habsburg schmunzelnd. Früher, zu Zeiten der Monarchie, waren die Auswahlmöglichkeiten nicht besser, galten doch nur 15 Fürstenhäuser als "standesgemäß".

Vom derzeitigen Oberhaupt der Familie hat Eduard Habsburg eine gute Meinung: "Der Karl ist intelligent, herzlich und ein wunderbarer Familienvater", streut der in Niederösterreich lebende Drehbuchautor seinem Chef Rosen. "Er kümmert sich um das Vermögen, vermittelt bei Streitigkeiten, ist Sprachrohr nach außen und hält die Familie zusammen." Ein leichter Job sei das allerdings nicht, zumal ja die Habsburger, in mehrere Linien geteilt, in ganz Europa lebten. "Ich selbst entstamme der ungarischen Linie Erzherzog Josefs", sagt der Adelsspross. "Daneben gibt es aber noch die Toskaner und Wiener Familienangehörigen."

Auch Ordens-Chef#

Trauerfeierlichkeiten
Trauerfeierlichkeiten für Otto Habsburg.
Foto: © apa

Aber es sind nicht nur interne Angelegenheiten, mit denen sich das Familienoberhaupt täglich beschäftigen muss. So trug Otto Habsburg, genauso wie sein Nachfolger Karl, den Titel eines Großmeisters des Ordens vom Goldenen Vlies. Im Jahr 1430 von Philipp dem Guten, Herzog von Burgund gegründet, wurde das Amt des Obersten Souveräns des Ritterordens 1700 an Kaiser Karl VI., dem Vater Maria Theresias, übertragen und in der Folge von Generation zu Generation weitergegeben. Karl Habsburg, der das Großmeisteramt bereits 2000 übernommen hat, steht damit in einer Reihe mit den Kaisern Josef II., Franz II./I., Franz Josef und Karl.

Unter den von den Habsburgern zu Rittern ernannten Mitgliedern finden sich Namen wie König Sigismund von Polen, Prinz Eugen von Savoyen oder Kurfürst August von Sachsen. Das Ziel, das die Mitglieder einte, ist bis heute die Erhaltung des katholischen Glaubens, der Schutz der Kirche und die Wahrung der Ehre des Rittertums.

Eduard Habsburg wiederum hat mit den antiquiert klingenden Zielen der Ritter kein Problem, auch wenn er zugegeben muss, dass die hier definierten Aufgaben theoretisch sind. Ihren nächsten großen Auftritt werden die Ordensritter in wenigen Tagen in Wien bestreiten - und ihrem längstdienenden Großmeister das letzte Geleit geben: Otto Habsburg.

Wiener Zeitung, Mittwoch, 6. Juli 2011