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Jeden Tag ein Aufriss #

Zipp-zipp-hurra! Der Reißverschluss feiert seinen 125. Geburtstag. Die Geschichte eines Helferleins, mit dem Männer oft ihre Not haben, das uns aber ganz neue Möglichkeiten eröffnete. Praktisch wie erotisch. #


Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus der Kleinen Zeitung (4. September 2018)

Von

Carmen Oster


Marlon Brando entblättert Elizabeth Taylor
Marlon Brando entblättert Elizabeth Taylor
Quelle: Kleine Zeitung

Für ihn ist noch lange nicht Schluss. Und das, obwohl für ihn ein modisches Totschlagargument zu tragen kommt: Er ist praktisch. Und diese Eigenschaft geht auch heutzutage leider noch allzu selten eine Liaison mit der Schönheit ein. Am Anfang dieser Erfolgsgeschichte stand aber zuerst einmal der Ärger im Vordergrund. Der Ärger darüber, so viel Zeit fürs Schuhe-Zubinden zu verwenden, trieb den amerikanischen Ingenieur Whitcomb Judson dazu, kreativ zu werden und sich eine Alternative zu überlegen. 1893 wurde schließlich der „Klemmöffner und Klemmschließer für Schuhe“ patentiert und bei der Weltausstellung in Chicago präsentiert. Da der Schließer – bestehend aus Haken und Ösen – aber meist nicht so funktionierte, wie er sollte, brauchte es einen weiteren klugen Kopf, um den Reißverschluss zum endgültigen Durchbruch zu verhelfen. Der Ingenieur Gideon Sundbäck brachte ein hakenloses Modell heraus und beendete somit die verklemmten Zeiten.

So war auch der größte Konkurrent des Knopfes geboren. Eine Rivalität, die auch im Film „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ mit Brad Pitt in der Hauptrolle thematisiert wird, dessen Vater als Knopfproduzent durch die „infernalischen Reißverschlüsse“ von B. F. Goodrich in wirtschaftliche Bedrängnis gerät. Heutzutage stammen die beiden Hauptproduzenten aus Asien und heißen YKK und SBS. Nachdem schließlich das US-Militär die Vorzüge des Zippverschlusses für sich entdeckt und sie nicht nur bei Kampfanzügen für Marinesoldaten eingesetzt hatte, kam der Reißverschluss endlich in der Mode an.

Es war die gebürtige Italienerin Elsa Schiaparelli, die die Vorzüge des Reißverschlusses erkannte, der damals in den erlauchten Modekreisen noch als obszön und vulgär verschrien war. Spätestens als Coco Chanel 1955 ihre bekannte „Flap Bag“ nicht nur mit einem Kettenriemen, sondern auch mit einem zippbaren Innenfach ausstattete, war der Bann gebrochen. Man munkelt, dass sie in der Innentasche die Briefe ihres Liebhabers vor gar allzu neugierigen Blicken versteckte. Und auch James Bond Roger Moore öffnete so manches Kleid mithilfe seiner magnetischen Rolex – gar nicht berührt, und schon ist sie ganz geschüttelt.

Heute vergeht wohl kein Tag, an dem man ihn nicht zwischen die Finger bekommt. Das Kosmetik- Etui, das Kleingeldfach, der Rucksack und der Hosenstall – er ist überall. Dass da mitunter in der Eile etwas zwicken kann, zeigen nicht nur Filmszenen wie in „Verrückt nach Mary“, sondern auch die Zahlen. Vor allem Männer sind die Leidtragenden – zwischen den Jahren 2002 und 2010 wurden in den USA 17.000 Patienten wegen einer Reißverschlussverletzung an ihrem besten Stück behandelt. In einer deutschen Medizinpublikation wird „Reißverschlussverletzungen“ und den dazugehörigen Tipps vom Urologen sogar ein eigenes Kapitel gewidmet. Achtsamkeit sollte also auch hier im hektischen Alltag die Devise sein. Dass der Reißverschluss dem Alltag die Klasse nimmt, wurde befürchtet. Bilder wie oben dürften das Gegenteil beweisen.

Skizzen von Gideon Sundbäck
Skizzen von Gideon Sundbäck
Quelle: Kleine Zeitung
Reißverschluss als Verkaufsargument für Schuhe
Reißverschluss als Verkaufsargument für Schuhe
Quelle: Kleine Zeitung
Whitcomb Judson
Der Urvater des „Klemmöffners und Klemmschließers für Schuhe“: Ingenieur und Erfinder Whitcomb Judson
Quelle: Kleine Zeitung

Das Reißverschlusssystem #

Österreichisches Hinweiszeichen 23c - Fahrstreifenverminderung
Österreichisches Hinweiszeichen 23c - Fahrstreifenverminderung.
Foto: 3247. Aus: Wikicommons, unter PD

§ 11 Abs 5 StVO: Bei einer Verringerung von Fahrstreifen sollte den gehinderten Fahrzeugen der Wechsel auf den zunächst gelegenen verbleibenden Fahrstreifen so ermöglicht werden, dass sie im Wechsel einem auf dem durchgehenden Fahrstreifen fahrenden Fahrzeug nachfolgen können, um die Flüssigkeit des Verkehrs zu erhalten. PICTUREDESK(2)

Ein Geheimnis für sich behalten #

Top Secret! Man macht es ganz automatisch in den Bürogängen oder beim Kaffeeklatsch: Wenn man jemanden bittet, ein Geheimnis für sich zu behalten, verschließt man mit einer Reißverschluss-Geste seinen Mund. Wie durchlässig diese Blockade ist, ist vom Gegenüber abhängig. FOTOLIA(2)

Andere Verschlussmöglichkeiten #

Knopf
Er schaffte seinen „Durchbruch“ nach der Erfindung des Knopflochs im 13. Jahrhundert.
Druckknopf
Heribert Bauer hatte 1885 die Idee zum Druckknopf, sie wurde allerdings erst 1903 vom rheinländischen Unternehmer Hans Prym erfolgreich umgesetzt.
Klettverschluss
Er wurde von Georges de Mestral erfunden. Auf die Idee zu dem Verschluss brachten ihn Kletten, die sich im Fell seiner Hunde verfingen. 1951 Patent-Anmeldung.

Kleine Zeitung, 4. September 2018


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