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Lebensmenschen um Klimt#

EMILIE FLÖGE -- SEINE LEBENSMUSE#


Klimt verbindet mit Emilie Flöge (1874-1952) sowohl eine verwandtschaftliche Beziehung als auch eine lebenslange Freundschaft. Ihre Schwester Helene heiratet Klimts Bruder Ernst, nach dessen frühen Tod wird Klimt Vormund der gemeinsamen Tochter. Beide unternehmen ab 1898 regelmäßige Reisen in die Sommerfrische. Emilie betreibt seit 1904 mit ihren Schwestern den renommierten Modesalon „Schwestern Flöge“ (Haus „Casa Piccola“, Wien VI., Mariahilfer Straße 1c). Klimt porträtiert Emilie in Gemälden, z. B. bereits 1902 und in großen Kompositionen wie der „Die Erfüllung“ (1905-1911) im Stoclet-Fries sowie im Gemälde „Der Kuss“ (1907/08). Etwa zeitgleich entstehen Fotografien in der Natur. Sie zeigen das Paar in jener Mode, die in bestimmten Gesellschaftskreisen großen Zuspruch fand: dem Reformkleid. Warum die beiden nie geheiratet haben, wird bis heute unterschiedlich interpretiert. Die Wahrung von Klimts persönlicher Freiheit mag sicher ein wichtiger Punkt gewesen sein. Umso bedeutungsvoller sind seine Worte, als er im Jänner 1918, vom Schlag getroffen, in seiner Wohnung zusammen bricht: „Die Emilie soll kommen.“

ALMA MAHLER -- EINE KURZE LIEBE 1897 entwickelt Klimt freundschaftliche Beziehungen zum Maler Carl Moll (1861-1945). Er wird gern gesehener Gast des Hauses und knüpft hier jene Kontakte zur Wiener Gesellschaft, dessen Porträtist er später wird. Molls Stieftochter Alma (1879-1964) berichtet über ihre Verbindung zu Klimt: „...Er war der begabteste von allen (...) in der Fülle seiner Kraft, schön in jedem Sinne und schon damals hochberühmt. Seine Schönheit und meine frische Jugend, seine Genialität, meine Talente (...). Ich war von einer sträflichen Ahnungslosigkeit in Dingen der Liebe – er erfühlte und fand mich überall...“. Klimt reist Alma sogar nach Venedig nach. Ihre Mutter liest das Tagebuch, erfährt vom Kuss mit Gustav Klimt und untersagt ihr fortan jeglichen Kontakt. Später schreibt Alma über diese kurze Liebe: „...Gustav Klimt verdanke ich viele Tränen und dadurch meine Erweckung. (...) Mit Gustav Klimt war die erste große Liebe in mein Leben gekommen, aber ich war ein ahnungsloses Kind gewesen, ertrunken in Musik und weltfern vom Leben...

MARIE ZIMMERMANN -- MUTTER SEINER KINDER#


Klimt wohnt nach dem Tod von Vater und Bruder bis zu seinem Lebensende zusammen mit seiner Mutter und den beiden Schwestern. Er stirbt, trotzdem ihn zahlreiche Frauen auf seinem Lebensweg begleiten, zwar unverheiratet, nicht aber kinderlos. Neben Emilie Flöge und Alma Mahler, beides Damen der Wiener Gesellschaft, ist es Marie „Mizzi“ Zimmermann, ein Modell, mit dem Klimt eine Beziehung pflegt. In einem interessanten Briefwechsel berichtet er ihr über seine Sommerfrische am Attersee, versucht aber, die Beziehung Emilie gegenüber geheim zu halten: „Fast alle Welt weiß wem man schreibt und von wo man Briefe bekommt, das ist zu dumm und zu wieder. Der Briefträger kommt und bläst auf einer kleinen Trompete (...). Ich muß also meine Correspondenz auf das notwendigste beschränken“. Ihrer Verbindung entstammen die einzigen zwei Söhne, die Klimt zu Lebzeiten anerkannt hat.

DIE PRIMAVESI UND ANDERE SAMMLER#


Gustav Klimt ist der Nachwelt vor allem als Maler der Frauen in Erinnerung. Neben seinen Berufsmodellen porträtiert er die Damen der Gesellschaft. Sie verkörpern das „Artifiziell-Kostbare und sind eng mit Wien und der ästhetischen Grundhaltung der Stadt verbunden“. Viele seiner Sammler und Mäzene leben hier im Wiener Großbürgertum: Nicolaus Dumba, Sonja Knips, Karl Wittgenstein, Adele und Ferdinand Bloch-Bauer, Emil und Berta Zuckerkandl, Serena und August Lederer sowie Otto und Eugenia Primavesi. Letztgenannte zählen erst spät zum Kreis der Klimt-Sammler, gelten aber neben der Familie Lederer zu Klimts wichtigsten Mäzenen. Er malt für sie die Porträts von Mutter und Tochter Primavesi, aber auch Gemälde wie „Hoffnung II“ (1907/08), „Litzlbergkeller am Attersee“ (1915/16) oder „Baby“ (1917/18) befinden sich ursprünglich in ihrem Besitz.

JOSEF HOFFMANN -- EINE KÜNSTLERFREUNDSCHAFT#


Unzufriedenheit mit der Ausstellungspolitik des Künstlerhauses führt 1897 zur Gründung der Wiener Secession. Klimt wird dessen erster Präsident, tritt aber 1905 mit der so genannten „Klimt-Gruppe“ wieder aus. Zu ihren Anhängern gehört auch Architekt Josef Hoffmann (1871-1956). Beide verbindet neben der beruflichen Zusammenarbeit für große Auftraggeber und Institutionen (Wiener Werkstätte, Künstlerkolonie Hohe Warte, Palais Stoclet etc.) eine private Freundschaft, über die Carl Moll schreibt: „...In unserem Freundschaftsverkehr war Klimt der Gebende, ich der Empfangende, im Freundschaftsverkehr Gustav Klimt – Josef Hoffmann war durch die künstlerische Zusammenarbeit ein Gleichgewicht hergestellt. (...) Die Gemeinsamkeit fand ihren schönsten Ausdruck in den Fresken, welche Klimt für die Ausstellung von Klingers `Beethoven´ schuf, und im Wandfries des Speisesaals im Palais Stoclet in Brüssel...“ Hoffmann entwirft Klimts Möbel für das Atelier in der Feldmühlgasse. Sie sind heute noch erhalten.

ARTHUR SCHNITZLER -- GAST IM ATELIER#


Neben Egon Schiele und Felix Albrecht Harta besucht auch Arthur Schnitzler (1862-1931) nachweislich Klimts Atelier und Garten. 1915 vermerkt er folgende Tagebucheintragung: „(...) Er zeigt mir seine Zeichnungen, einige Bilder, Landschaften, Portraits, Phantasien, vollendete und unvollendete; insbesondere die Landschaften wunderschön. Er (...) führt uns in Räumen und Garten umher; und ich fühle, bei allen Unterschieden, und der Überlegenheit seiner Künstlerschaft gegenüber, - eine ganz im tiefen verborgene Verwandtschaft.“
Die Erfüllung
Gustav Klimt, „Die Erfüllung“, Stoclet-Fries (Detail), 1905-1907, Kolorierte Werkvorlage auf Packpapier, Österreichisches Museum für Angewandte Kunst, Wien
Klimt und Flöge
Klimt und Flöge im Garten der Villa Oleander (Kammerl am Attersee), 1910, Foto: Privatbesitz

Flöge
Flöge im Reformkleid, 1910, Foto: Privatsammlung
Schubert am Klavier
Gustav Klimt, „Schubert am Klavier“ (Mizzi Zimmermann links im Bild), 1899, Öl auf Leinwand, verbrannt auf Schloss Immendorf in Niederösterreich 1945

Mäda Primavesi
Gustav Klimt: Bildnis Mäda Primavesi, um 1912, Öl auf Leinwand, The Metropolitan Museum of Art, New York

Alme Mahler
Foto: Alma Mahler und ihre beiden Töchter mit Gustav Mahler, Maria und Anna, 1906

Josef Hoffmann
Foto: Architekt Josef Hoffmann, um 1918


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