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„NICHTS SOLLTE WEGGENOMMEN WERDEN ...“#

Der Verein "Gedenkstätte Gustav Klimt" erhielt den Preis der Europäischen Union für das Kulturerbe / Europa Nostra Preis 2014.
160 Projekte aus 30 Ländern waren nominiert, die Jury wählte 27 Preisträger. Der Klimt-Verein erhielt die Auszeichnung in der Kategorie 3 - "Engagierter Einsatz über einen langen Zeitraum" für sein Projekt "Gustav Klimt Atelier Feldmühlgasse 1911-1918".

UMZUG IN DIE FELDMÜHLGASSE#

Gustav Klimt nützt im Laufe seines Lebens mehrere Ateliers in Wien. Als ihm das Atelier in der Josefstadt 1911 gekündigt wird, ist er gezwungen, eine neue Werkstätte zu suchen [1+2]. Auf Vermittlung des Künstlers Felix Albrecht Harta (1884-1967) mietet er ab 1912 ein hier befindliches Gebäude, damals ein Gartenhaus inmitten einer weitläufigen Liegenschaft. Für Klimt stellt das Atelier am Rande der Stadt mit seinem großen, malerischen Garten einen idealen Rückzugsort dar, an dem er, nach den vielen Aufregungen um seine Kunst (z. B. für die Wiener Universität entworfenen Fakultätsbilder) ungestört arbeiten kann [3].

DIE „KLIMT-VILLA“#

Heute sind der Garten und das Ateliergebäude, das in den 1920er Jahren von einem schlichten Biedermeierhaus in eine neobarocke Villa umgewandelt wurde, als einzig erhaltener Lebens- und Arbeitsraum Gustav Klimts von großer kulturhistorischer Bedeutung. Zahlreiche Möbelstücke, Klimts blauer Malerkittel, Bücher sowie verschiedenste Objekte und kunstgewerbliche Gegenstände seiner privaten, vorwiegend ostasiatischen Kunstsammlung, aber auch Gemälde und Zeichnungen jener Zeit sind großteils erhalten und weltweit über Museen und Privatsammlungen verstreut. Als man in Österreich noch an der Authentizität des Ateliers gezweifelt hat, wird das Areal bereits laufend von japanischen Touristen besucht. Nach dem eindeutigen Nachweis und der Wiederentdeckung im Sommer 1998 [4] konstituiert sich im darauffolgenden Jahr der gemeinnützige Verein „Gedenkstätte Gustav Klimt“, der das seit 1954 im Besitz des Bundes befindliche und als so genannte „Klimt-Villa“ bekannte Gebäude derzeit betreut und temporär der Öffentlichkeit zugänglich macht. 2000 wird das Atelier in die Liste der „historischen Objekte“ im Eigentum der Republik Österreich aufgenommen. Das Gebäude steht derzeit bescheidmäßig nicht unter Denkmalschutz.

EGON SCHIELES BESUCH IM ATELIER#

„...Klimt ließ den Garten um das Haus in der Feldmühlgasse alljährlich mit Blumenbeeten zieren – es war eine Lust, inmitten von Blüten und alten Bäumen dahin zu kommen. Vor der Haustüre standen zwei schöne, von Klimt skulptierte Köpfe. Beim Eintritt kam man zuerst in den Vorraum, von welchem die linke Tür in sein Empfangszimmer führte. In der Mitte stand ein quadratischer Tisch, ringsum hingen unmittelbar beisammen japanische Holzschnitte und zwei große chinesische Bilder, am Boden lagen Negerplastiken, im Winkel beim Fenster stand eine japanische rot-schwarze Rüstung. Von diesem Zimmer aus gelangte man noch in zwei weitere Räume, von denen man den Ausblick auf Rosenstöcke hatte. (...) Klimt zeigte mir dort seine in Arbeit befindlichen Bilder. Er malte in Hietzing eine Reihe von Damenbildnissen und Figurenbildern (...) außerdem eine größere Anzahl der besten Landschaften vom Atter- und Gardasee, welche Wien noch nicht kannte. (...) Außerdem liegen in der Feldmühlgasse Tausende von Handzeichnungen, von denen man ja nur ganz vereinzelt Blätter in Ausstellungen sah....“

KLIMT UND SCHIELE#

Gustav Klimt, seit 1907 ein wichtiger Förderer Egon Schieles (1890-1918), ist es zu verdanken, dass Schiele bereits als Achtzehnjähriger auf der „Wiener Kunstschau“ (1908/09) ausstellen kann. Klimt ist lange Zeit sein Vorbild auf dem Weg zur künstlerischen Selbständigkeit. Er wird Schieles väterlicher Freund, beide Künstler inspirieren sich gegenseitig. Der junge Schiele bezieht im gleichen Jahr wie Klimt, 1912, nicht unweit von der Feldmühlgasse sein eigenes Atelier (Wien XIII., Hietzinger Hauptstraße 101). Seine Besuche bei Klimt sind durch den Kunstkritiker Arthur Roessler überliefert. Ein bleibendes „Denkmal“ in der Verehrung Klimts setzt Egon Schiele mit dem großformatigen Gemälde „Eremiten“ (1912), das die beiden Künstler darstellt [5+6]. 1917 plant Schiele die Gründung einer neuen visionären Künstlergruppe: die „Kunsthalle“. Künstler und Kunstfreunde aus allen Kunstsparten wie z. B. Hoffmann, Schönberg, Hanak, Altenberg und auch Gustav Klimt sollten ihr angehören, das Projekt wird nie verwirklicht.

„NICHTS SOLLTE WEGGENOMMEN WERDEN...“#

Wenige Monate nach Klimt verstorben, hinterlässt Schiele 1918 bedeutende Worte über das Atelier in der Feldmühlgasse. Sie haben auch heute noch ihre Gültigkeit: „...Nichts sollte weggenommen werden – denn das Gefüge des Klimt Hauses ist ein Ganzes, ist selbst ein Kunstwerk, welches nicht zerstört werden dürfte. Auch die unfertigen Bilder, Pinsel, Maltisch und Palette sollten unberührt bleiben und als Klimt-Museum für die wenigen, die Freude und Liebe für die Kunst haben, zugänglich sein.“
Gustav Klimt
Atelier d'Ora Benda, Porträt Gustav Klimt, um 1908
Foto: Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv, Wien
Klimt im Garten
Moritz Nähr, Klimt im Garten vor dem Atelier in der Josefstadt, um 1910.
Foto: Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv, Wien

Atelier Feldmühlgasse
Moritz Nähr, Atelier Feldmühlgasse: Südseite mit Eingang, um 1915
Foto: Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv, Wien
Klimt Atelier
Das Klimt Atelier nach seiner Wiederentdeckung, 1998.
Foto: Verein Gedenkstätte Gustav Klimt, Wien

Klimt Villa
Franz Hubmann, die so genannte “Klimt-Villa”, 1998.
Foto: Archiv Verein Gedenkstätte Gustav Klimt, Wien
Schiele Eremiten
Egon Schiele, >Eremiten<, 1912, Öl auf Leinwand, 181 x 181 cm, Leopold Museum, Wien

Klimt - Leda
Gustav Klimt, „Leda“, 1917, Öl auf Leinwand, 99 x 99 cm, verbrannt in Schloss Immendorf, Niederösterreich, 1945
Schiele Danae
gon Schiele, „Danae“, 1909, Öl, Silber- und Goldfarbe auf Leinwand, 80 x 125 cm, Privatbesitz


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