Eroica: 1. Satz#
Formschema Bild
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Die Eroica ist die erste große, umfangreiche Symphonie der Musikgeschichte. Zeitmäßig zeigt sich dies darin, dass der erste Satz alleine die Zeitdauer einer ganzen Symphonie der frühen Kompositionszeit Haydns oder Mozarts umfasst.
Schaubild des Grundschemas#
Das Grundmodell einer Sonatenhauptsatzform besteht aus 3 Teilen: Exposition (Themenaufstellung), Durchführung (Themenverarbeitung) und Reprise (Themenwiederholung).
Mit 2 wuchtigen Es-Dur-Dreiklangschlägen wird das Werk eröffnet. Eine Introduktion kann das thematische Geschehen vorbereiten. Bei der Eroica schmilzt die Einleitung zu zwei gewaltigen Akkordschlägen zusammen. Dieser zweimalige Es-Dur Dreiklang ist die Grundsubstanz des symphonischen Geschehens, seine melodische Zerlegung ist das Hauptthema, ein Es-Dur Dreiklang, das vom Pianissimo nach einer Motivabspaltung zum Forte geführt wird. Der Zwischensatz, also jener Formteil, der zwischen dem Hauptthema und dem Seitenthema liegt, besteht hier aus insgesamt 3 neuen Themen. Das erste Thema des Zwischensatzes ist ein einfaches Dreiton-Motiv (g f e). Dieses Motiv wird in jeweils anderen Instrumenten fortgeführt, es erklingt zuerst in der Oboe, dann in der Klarinette, der Flöte und zuletzt in den Geigen. Dieser Dialog der Holzbläser gewinnt im zweiten Thema des Zwischensatzes neue Spannung im leicht kontrapunktischen Spiel der Gegenbewegung. Das dritte Thema des Zwischensatzes gibt sich angriffslustig. Im Seitenthema in B-Dur setzt Ruhe ein, ein akkordisch sanft pulsierender Gesang, sowohl in den Holzbläsern, als auch in den Streichern, erklingt. Wie sehr Beethoven traditionelle Muster der damaligen Zeit zur Seite schiebt, um neue Ausdrucksformen zu gewinnen, zeigt sich in der Schlussgruppe. Das Thema, aus der Dreiklangszerlegung gewonnen, wird jeweils auf der - das Werk steht im Dreivierteltakt - zweiten Zählzeit betont, um schließlich überhaupt beim Dominantseptakkord, hier in einer Umkehrung als Quintsextakkord gebraucht, in eine Schlagfolge eins, zwei, eins, zwei, eins, zwei zu münden. Eine rhythmische Kühnheit sondergleichen, im Dreivierteltakt der reinste Zweivierteltakt. In der Durchführung wird das aufgestellte Themenmaterial verarbeitet. Die Durchführung selbst ist von Beethoven nie wieder in solchen Ausmaßen in den Mittelpunkt des Gestaltens gestellt worden. Vorerst prallen das Hauptthema und das dritte Thema des Zwischensatzes aufeinander. Bevor das erste Durchführungsthema, das ist ein Thema, das in der Exposition nicht vorgekommen ist, erklingt, wächst die musikalische Entwicklung einem Höhepunkt entgegen. Mit allen orchestralen Mitteln erklingt im Fortissimo ein F-Dur-Akkord, dem eine Sekund E zum F beigefügt wird. Dann leiten die Streicher nach e-Moll über zu einem neuen Thema, dem ersten Durchführungsthema, das erstmals in den Oboen erklingt. Die Kraft Beethovenscher Polyphonie kommt noch ein weiteres Mal zum Tragen. Dem Hauptthema stellt er ein zweites Durchführungsthema entgegen. Die größte harmonische Kühnheit bringt der Reprisenauftakt mit der - in der Musikgeschichte so bezeichneten - "falschen Stelle". Beethoven lässt hier Es-Dur und B-Dur gleichzeitig erklingen, also jene zwei Harmonien, die als I. und V. Stufe das Spannungselement dieser symphonischen Musik bilden. Während im Horn die Töne des Hauptthemas es, g, b erklingen, intonieren die Streicher die zwei wesentlichen Töne des Dominantseptakkordes b, as (der Gesamtakkord lautet b, d, f, as). Tonika und Dominante erklingen gleichzeitig. Nach der Reprise, wird auf anderer Ebene, in der Coda ein weiterer Durchführungsprozess vollzogen. Das Hauptthema und beide Durchführungsthemen werden dazu herangezogen. Eine neue musikalische Ebene wird erreicht.