Aus Briefen Schönbergs an Hauer:#
Berlin, 23. 6. 1913
Was Ihre Absicht, mich in Berlin zu besuchen (betrifft), so bitte ich
zunächst zu beachten: ich bin nur bis 1. Juli in Berlin und komme
erst ca. am 18. - 20 August wieder zurück. Dann aber: ich weiß
wirklich nicht, ob Ihr Besuch bei mir für Sie sehr lohnend sein wird.
...
Vielleicht ist es auch für Sie viel günstiger, wenn Sie sich
mit meinen Schülern und Freunden Dr. Anton Webern ... oder Alban Berg
... oder Karl Linke ... in Verbindung setzen.
Mödling, 1. XII. 1923
Sie haben mir mit Ihrem Brief eine ganz große Freude bereitet.
... nahm ich mir vor, Ihnen folgenden Vorschlag zu machen: Schreiben
wir gemeinsam ein Buch, in welchem immer ein Kapitel von dem einen, das
folgende vom anderen ist. Stellen wir darin unsere Ideen unter genauer
Abgrenzung des Unterscheidenden, mit Zuhilfenahme sachlicher (aber
höflicher)
Polemik dar, und versuchen wir, ein Stückchen trotz dieser Unterschiede
zusammenzuarbeiten: es lässt sich auf Grund des Gemeinsamen sicher
eine Basis finden, auf der wir reibungslos miteinander verkehren können.
Und auch das wollte ich sagen: "Zeigen wir der Welt, dass die
Musik wenigstens ohne die Österreicher nicht weiter gefunden hätte,
während wir Fortsetzung wissen".
... Vielleicht nun ist Ihr Vorschlag einer Schule noch besser. Vor
allem, weil ein Gedankenaustausch dabei ungezwungen, öfter, und ohne
die verhetzende und zum Starrsinn reizende Mitwirkung einer boshaft
zusehenden
Öffentlichkeit stattfinden könnte. Aber auch das Buch wäre
zwecks Festlegung des gegenwärtigen Standpunktes nicht von der Hand
zu weisen."
Es wurde weder der Plan eines gemeinsamen Lehrbuches noch der einer
gemeinsamen Schule verwirklicht.