Belvedere, Wien 4#
Das Sommerschloss, dessen Bezeichnung auf die einmalige Aussicht über Wien Bezug nimmt, ließ sich Prinz Eugen von Savoyen (1663 - 1736) errichten ließ, ist ein Hauptwerk des Architekten Johann Lukas von Hildebrandt. Unteres (1714-1716) und Oberes Belvedere (bis 1721) entstanden in vier Bauphasen. Das besonders prachtvolle Obere Belvedere diente vor allem als repräsentativer Ort für Empfänge und Festlichkeiten.
Zum Schicksalsort Österreichs wurde es am 15. Mai 1955, zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Außenminister von Frankreich, Großbritannien, der Sowjetunion, der USA und Österreichs unterzeichneten im Marmorsaal den Österreichischen Staatsvertrag. Er enthält neben einer Präambel insgesamt 38 Artikel und Annexe mit Listen und behandelt u.a. folgende Fragen: Wiederherstellung Österreichs als freier Staat, Anerkennung der Unabhängigkeit Österreichs durch Deutschland, Berbot des Anschlusses, Menschenrechte, Rechte der slowenischen und kroatischen Minderheiten, Auflösung nazistischer Organisationen, Anerkennung der Friedensverträge, militärische Bestimmungen, Kriegsgefangene, Rückzug der Alliierten Streitkräfte, Reparationen, Deutsche Vermögenswerte in Österreich, allgemeine wirtschaftliche Bestimmungen.
Im Sommer 1955 begannt der Abzug der Besatzungstruppen, als letzte verließen britische Soldaten Österreich. Am 26. Oktober beschloss der Nationalrat das Bundesverfassungsgesetz über die immerwährende Neutralität Österreichs, als "Tag der Fahne" war er schulfrei. Erst ein Jahrzehnt später (Bundesgesetz vom 26. 10. 1965) wurde der 26. 10. als Ausdruck des Willens zur Erhaltung der Unabhängigkeit zum Nationalfeiertag erklärt, seit 1967 gilt Feiertagsruhe.
Quellen:
Walter Kleindel: Österreich. Zahlen. Daten. Fakten. Berarbeitet und herausgegeben von Isabella Ackerl und Günter K. Kodel. Wien 2007
Johannes Sachslehner: Schicksalsorte Österreichs. Wien, Graz, Klagenfurt 2009