Steyr#
Die Statuarstadt Steyr am Zusammenfluss von Enns und Steyr ist die drittgrößte Stadt Oberösterreichs.
Ende des 14. Jahrhunderts war sie, dank des Eisens, die wirtschaftlich bedeutendste Stadt des Alpenvorlands. In den Eisenwurzen konnten sich waldensische Gemeinschaften halten, die schon seit dem 14. Jahrhundert von der Inquisition als Ketzer verfolgt wurden. Die Laienbewegung der Waldenser ging auf den Lyoner Kaufmann Petrus Valdes (+ vor 1218) zurück, der sich durch ein religiöses Erlebnis zum Bußprediger berufen fühlte. Er vertrat die Unabhängigkeit von der Kirche durch persönliches Bibelstudium und Laienpredigt und lehnte den Papst, Fegefeuer, Heiligenkult und Ablasshandel ab und lebte das Armutsideal. 1184 wurden die "Armen von Lyon", deren Ideal ein Leben nach der Bergpredigt war, exkommuniziert. Wer sich wieder nicht zur katholischen Lehre bekannte, musste als "Ketzer" mit schwerer Strafe oder Hinrichtung rechnen.
Südlich von Steyr traf sich eine Waldensergemeinde geheim in einer Höhle. Hier, wie auch in Garsten und Enns, war der Inquisitor Petrus Zwicker tätig, 1397 im Auftrag zweier Herzöge. 1000 Menschen wurden verhört, rund 100 müssen ihr Leben auf dem Scheiterhaufen beenden. Ihre Asche streute man in die Enns. Der Stadtteil Pyrach, wo die Verurteilungen stattfanden, ging als "Ketzerfriedhof" in die Geschichte Steyrs ein. Zum 600. Jahrestag, 1997, gab die Stadt Steyr ein Denkmal in Auftrag, das auf dem Ketzerfriedhof enthüllt wurde.
Literatur:
Johannes Sachslehner: Schicksalsorte Österreichs. Wien, Graz, Klagenfurt 2009