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JOSEF VON ROMAKO#

Wien
Josef Ritter von Romako, Neue Ill.Zeitung,Gemeinfrei

1882: Die österreichische Kriegsmarine wie auch die Monarchie erlitten durch den Tod des obersten Schiffbau-Ingenieurs Josef Ritter von Romako, am 4. Juni einen schweren Verlust, galt er doch auch als Erbauer der Siegesflotte von Lissa. Ihm gebührt vor allem ein wesentlicher Anteil an der heutigen bedeutungsvollen Situation unserer Kriegsmarine, sowie die genialen Erfindungen und Verbesserungen auf dem Gebiet maritimen Technik, die ihm den Ruf den tüchtigsten Schiffbaumeister der Gegenwart einbrachte.

Der zur Erholung in Reichenau Verstorbene wurde 1829 im Vorort Atzgersdorf geboren und trat 1849 in die Kriegsmarine ein. Seine hohe Begabung und Urteilsschärfe lenkten bald die Aufmerksamkeit auf den jungen Ingenieur, und als später Ausschau nach begabten jungen Leuten gemacht, die sich für das Seewesen entschieden hatten, wurden zur weiteren Ausbildung in das Ausland entsendet, darunter befand sich auch Romako.

In den Jahren 1850 bis 1852 bereiste er England und Dänemark und vollendete im See-Arsenal in Kopenhagen, die damals als Hochschule der Schiffsbaukunde galt, seine Studien. 1852 kehrte der gut Ausgebildete nach Österreich zurück und wurde sogleich in das eben errichtete Marine-Schiffsbaucorps untergebracht, dessen Chef er später wurde. 1856 wurde er Direktor des Arsenals in Venedig und 1857 bereits Chef des Schiffbauwesens beim Marine-Kommando in Triest.

Diese Ernennung fiel in eine äußerst wichtige Periode in der die Einführung der Schiffsschraube eine moderne Ära im Schiffsbau einführte. Romako war nun in seinem Element, konnte sein Talent und seine Phantasie entfalten und das zeigte sich nach dem Feldzug 1859, indem das französische Geschwader mit gepanzerten Batterien vor Venedig ankam, die Marinen sämtlicher Staaten sich eiligst mit Panzerschiffe auszustatten, da kam dem Romako eine neue Idee, die er bereits 1859 konstruierte, die schwimmende Panzerbatterie „Feuerspeier“ und im Jahr 1861 wurden Pläne für die Panzerfregatten „Drache“ und „Salamander“ und nun die bedeutsame Erfindung und Konstruktion des „Achterschiffes“, durch welche der Raum des Steuerruders, dessen Deckung bei Kriegsschiffen äußerst wichtig ist, dadurch vollkommen gesichert. Im Schleswig-Holstein Krieges des Jahres 1864 bewegte sich Romako mit dem Nordsee-Geschwader nach Brest und Cuxhaven und wohnte dem Seegefecht bei Helgoland bei. Nach seiner Rückkehr wurde er als oberster Schiffbau-Ingenieur nach Wien in die Marine-Sektion des Kriegsministerium berufen. Es folgten die Pläne für die Panzerfregatten „Don Juan d'Austria“, „Kaiser Max“, „Prinz Eugen“, „Habsburg“ und „Ferdinand Max“. Tegetthoff bohrte mit dem Letztgenannten bei Lissa den „Rè d'Italia“ in den Grund.

Nach Romakos Plänen wurden später die riesigen Kasemattschiffe „Lissa“, „Erzherzog Albrecht“, „Custozza“, „Kaiser“, und „Tegetthoff“, und noch verschiedene kleinere ungepanzerte, schnell fahrende Schiffe erbaut.

Für all diese großartigen Leistungen wurde ihm im Jahr 1869 der Orden der Eisernen Krone dritter Klasse verliehen und in den Ritterstand erhoben. Sein Bekanntheitsgrad erreichte sogar England wo er den Ruf eines der begabtesten Schiffsbautechniker genoss. Im Kreis seiner Freunde und Bekannten erfreute er sich großer Beliebtheit, war er doch ein geistreicher, liebenswürdiger Gesellschafter und guter Kamerad.

Die Wiener Künstler die er oft und gerne traf, unter ihnen befand sich der Maler Anton Romako der der Fachwelt Rätsel aufgibt. Verschiedene Gerüchte kursieren, er sei ein uneheliches Kind, doch in drei Zeitungen wird er als jüngerer Bruder erwähnt, ist er ja auch in Atzgersdorf zur Welt gekommen.

Der Verstorbene litt bereits seit Jahren an einem qualvollen Leiden. Vor einigen Wochen, im Februar 1882 war seine Gemahlin, Wibeke-Romako, die er in Dänemark kennen gelernt hatte, mit 62 Jahren gestorben, da war er bereits bettlägerig und man wagte ihm kaum die Todesnachricht mitzuteilen. Diese Nachricht beschleunigte sichtlich sein Ende. Er hinterlässt zwei Töchter die innerhalb kurzer Zeit ihre Eltern verloren. Eine der Töchter ist mit dem Fabrikbesitzer Otto Seybel vermählt.

Wie schon erwähnt ist der Historienmaler Anton Romako der Bruder des Verstorbenen gewesen. Der Künstler wurde wie sein Bruder in Atzgersdorf am 20. Oktober 1834 geboren. War Schüler der Wiener Akademie der bildenden Künste bei St. Anna und anschließend in Rahls privater Schule. Hier vollendete er seine „Hermannschlacht“ und zeichnete Rahls Entwürfe zu den Fresken für das Arsenal ins reine. Das Gemälde „Thusnelda in Rom“ führte zwischen den beiden Künstlern zum Zerwürfnis, ab da ging Romako seine eigenen Wege und verließ Wien, blieb kurz in Salzburg um weiter nach Venedig zu reisen wo ihm von Karl Werner die Aquarellmalerei beigebracht wurde. Spanien war das nächste Land das er aufsuchte. 1859 fand er sich in Rom ein. Am 11. Juni 1862 heiratete er in Rom Sophie Köbel. Liszt war Brautführer. In dieser Zeit malte Anton Romako fleißig Genre, Historie, Landschaften und Porträts. Er durfte sogar den Papst malen, in sein Atelier verirrten sich als Käufer österreichische Aristokraten sowie reiche und vornehme Ausländer, seine Freunde Franz Liszt, Anselm Feuerbach und Hackländer. Er hatte alles erreicht Ruhm, Geld und eine beneidenswerte schöne Frau.

Wien
Anton Romako, Kaiserin Elisabeth, Archiv Graupp, Gemeinfrei

Die schönen Zeiten hatten schließlich ein Ende, die Ehe zerbrach, sein großzügig geführtes Haus ließ er zurück und verschwand aus Rom. 1874 war er wieder in Wien zu sehen, ausgezeichnet mit dem Kreuz der französischen Ehrenlegion. Seine Erwartungen und sein Können damit wollte er Wien erobern, doch die Enttäuschung war groß, sein Rivale Makart wurde ihm vorgezogen. Jede seiner Ausstellungen wurde zum Fiasko. Die Juroren der Kunstausstellungen verwehrten ihm und seiner Kunst den Zutritt. Als freier Mensch äußerte er auch frei seine Meinung und das missfiel. Er konnte also nicht mehr ausstellen nichts verkaufen, fühlte sich rettungslos verloren. Den Schuldigen schrieb er Schmähbriefe.... Die Sorge um das tägliche Leben begann langsam zu dämmern. Nun kamen noch private Ereignisse hinzu, sein einziger Sohn wurde wahnsinnig, von seinen vier Töchtern verübten zwei Selbstmord. Er war erschüttert und am Ende, so veranstaltete er überstürzt eine Versteigerung seiner Gemälde die ihm in den Ruin trieben, denn um 5 Gulden konnte man seine Werke erwerben. Enttäuscht verließ er Wien, reiste nach Genf und dann nach Paris. Neuerlich in Wien, das er abermals fluchtartig verließ. Rom, wo er einst Triumphe feierte, hatte sich verändert und zog bitter von hinnen. Arm, krank und mutlos ließ er sich in einem Atelier in Döbling nieder. Er sank immer tiefer bis er keinen anderen Ausweg sah als sein Leben zu beenden. Am 8. März 1889 fand man ihn tot im kalten leeren Atelier vor.

In den folgenden Jahren fanden immer wieder Ausstellungen statt die seine Werke präsentierten, jetzt fand er jene Anerkennung, die ihm damals verwehrt blieb. Das Gemälde der Kaiserin Elisabeth ist im Belvedere ausgestellt. Bei Auktionen sind oft auch Romakos Gemälde dabei.

QUELLEN: Neue Illustrierte Zeitung, 18. Juni 1882, Österreichischer Soldatenfreund, 9. Juni 1882, Neue Freie Presse, 8. Juni 1882, Die Hausfrau, 28. Februar, 1882, Die Presse, 6. Juni 1882, Arbeiter Zeitung, 25. Februar 1913, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO

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