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Frank, Johann Peter#

* 19. 3. 1745, Rodalben Rodalben (Deutschland)

† 24. 4. 1821, Wien


Arzt, Hygieniker


Johann Peter Frank
Johann Peter Frank. Lithographie von A. Kunike
© Ch. Brandstätter Verlag, Wien, für AEIOU

Frank wuchs als Sohn eines ehemaligen Glashüttenverwalters und Kleinhändlers im Grenzgebiet des deutschen und französischen Kulturkreises auf. 1762 bis 1766 studierte er Medizin in Heidelberg und Straßburg (Strasbourg) und promovierte 1766 in Heidelberg zum Dr. med.
Anschließend war Frank bis 1768 als Landarzt im lothringischen Bitsch (Biche) tätig. Ab 1769 wirkte er als Landphysikus, später auch als Leibarzt des Markgrafen von Baden in Rastatt. 1772 übernahm Frank eine Stelle als Leibarzt des Fürstbischofs von Speyer in Bruchsal.


Dort begann er sein Hauptwerk, das »System einer vollständigen medicinischen Polizey«, auszuarbeiten. Ganz im Geiste der Populationstheorien des Aufklärungszeitalters folgt er darin dem Leitgedanken, dass die Heilkunde zur Erhaltung und Vermehrung der Bevölkerung beitragen müsse und könne.


1784 folgte er einem Ruf an die Universität Göttingen als Prof. für Philosophie und Praktische Medizin. Bereits dort arbeitete er erste Pläne für eine Reformierung des studentischen Unterrichts aus. Doch schon 1785 wechselte er an die Universität Pavia, in die Hauptstadt der damals österreichischen Lombardei. Damit wurde er zugleich "Protophysikus" (d.h. Generaldirektor) des gesamten Medizinalwesens dieser Provinz.


Neben seiner umfangreichen Lehrtätigkeit reorganisierte er das Gesundheitswesen von Grund auf, arbeitete neue Pläne für den medizinischen Unterricht aus und verfasste weitere Teile seines Werkes über die Medizinische Polizei sowie ein mehrbändiges Handbuch der inneren Medizin, das unter dem Titel »De curandis hominum morbis Epitome« ("Auszug über die Heilung von Krankheiten der Menschen") erschien.


1795 berief man ihn als Direktor des Allgemeinen Krankenhauses nach Wien. Auch hier entfaltete er eine fruchtbare Tätigkeit als Reorganisator dieser mit einer Kapazität von über 2000 Betten größten Krankenanstalt der damaligen Zeit. Außerdem war er auch als Prof. der klinischen Medizin tätig. Wegen zahlreicher gegen ihn gerichteter Intrigen verließ er Wien und folgte 1804 einem Ruf an die Universität Wilna (Vilnius). Mit ihm erhielt auch sein Sohn, Joseph Frank, eine Professur, die dieser als hoch angesehenes Mitglied der Medizinischen Fakultät bis 1824 innehatte.


Den Vater holte indessen bereits 1805 der russische Zar Alexander 1. (1777-1825) unter glänzenden äußeren Bedingungen als Leibarzt nach St. Petersburg (Leningrad). Frank wurde auch hier mit der Neugestaltung des medizinischen Unterrichts an der militärmedizinischen Akademie beauftragt, doch drang er mit seinen Plänen nicht vollkommen durch, so dass er 1808 Russland wieder verließ.

Nach Wien zurückgekehrt, lehnte er ein Angebot Napoleons (1769-1821) ab, als dessen Leibarzt mit nach Paris zu gehen. Frank widmete sich fortan nur noch seinen wissenschaftlichen Studien und arbeitete vor allem an der Vervollkommnung seiner beiden bedeutendsten Werke, der "Medizinischen Polizei" und der "Epitome".

1809 ließ er sich vorübergehend in Freiburg im Breisgau nieder, wo seine Tochter lebte, und schrieb den 5. Band seiner "Medizinischen Polizei". 1811 kehrte er nach Wien zurück. Hier vollendete er sein wissenschaftliches Lebenswerk weitgehend. Frank starb 1821 in Wien und wude in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Alexander von Humboldt merkte zu ihm an: "(Ich) gestehe, dass selten ein Mann solchen Eindruck auf mich gemacht hat."



Das historische Verdienst Franks besteht vor allem in der wissenschaftlichen Grundlegung einer sozial ausgerichteten Medizin und im theoretischen Nachweis der sozialen Determiniertheit von Gesundheit und Krankheit. Durch die Erkenntnis der Einflüsse von Umweltfaktoren im weitesten Sinne auf die Gesundheit des Menschen wurde er zum Begründer der Hygiene als Wissenschaft. Da er dabei auch die Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen Gegebenheiten und Gesundheitszustand der Bevölkerung berücksichtigte, zählt er zu den bedeutendsten Vorläufern der Sozialhygiene.
Ausgehend von der Erkenntnis, dass der Staat in entscheidendem Maße für die Gesunderhaltung und den Schutz seiner Bürger verantwortlich ist, forderte er dies auch von den Herrschern seiner Zeit. Frank wollte die gesellschaftlichen Grundlagen des Absolutismus in keiner Weise antasten. Er glaubte, allein durch den Einfluss des Arztes als Berater der Fürsten, durch Vorbildwirkung und Erziehung der Menschen im Sinne der Aufklärung der damaligen sozialen und gesundheitlichen Misere der Masse der Bevölkerung begegnen zu können.
So wurde sein Hauptwerk, das »System einer vollständigen medicinischen Polizey«, tatsächlich vor allem zu einem »hygienischen Denkmal des absolutistischen Staates, des aufgeklärten Despotismus« (H. E. Sigerist, Große Ärzte, München 1970). Eine späte und weitreichende Wirkung erzielte es dennoch als eine der historischen Quellen für die Entwicklung der Sozialhygiene als Wissenschaft.


Daneben war Frank einer der hervorragenden Kliniker seiner Zeit auf dem Gebiet der Inneren Medizin.

Der biografische Text wurde dem Austria Forum freundlicherweise seitens Nikol Verlag, Hamburg, und Harri Deutsch Verlag, Frankfurt a.M., zur Verfügung gestellt. (www.nikol-verlag.de, www.harri-deutsch.de)


Ehrungen

  • Johann-Peter-Frank-Medaille (höchste Auszeichnung des Bundesverbandes der Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD). Sie wird seit 1972 beim Bundeskongress des genannten Verbandes „für besondere Verdienste um das öffentliche Gesundheitswesen der Bundesrepublik Deutschland“ verliehen.


--> Historische Bilder zu Johann Peter Frank (IMAGNO)

Werke (Auswahl)#

Medicinischen Polizey - Titelblatt
»System einer vollständigen medicinischen Polizey«
Hauptwerk von J.P.Frank, 1780 in Mannheim erschienen
© Nikol Verlag
  • Frank, J. P.: System einer vollständigen medicinischen Polizey, Bd. 1-4 (Mannheim 1779-1788), Bd. 5 (Stuttgart 1813), Bd.6, Tl. 1 u. 2 (Wien 1817-1819), 2 Suppl.Bde. (Leipzig 1825-1827)
  • Kleine Schriften praktischen Inhaltes, 1797
  • Frank, J. P.: De curandis hominum morbis Epitome, Bd. 1-5 (Mannheim 1792-1794), Bd. 6 (Stuttgart u. Wien 1811-1821)
  • Biographie des Dr. J. P. Frank. Von ihm selbst geschrieben (Wien 1802; Bern/Stuttgart 1969, Hrsg. E. Lesky)
  • Akademische Rede vom Volkselend als der Mutter der Krankheiten (Pavia 1790; Leipzig 1960, Hrsg. E. Lesky)

Literatur#

  • Breyer, H.: Johann Peter Frank, Fürst unter den Ärzten Europas (Leipzig 1983)
  • Doll, K.: Dr. Johann Peter Frank 1745-1821. Ein Lebensbild (Karlsruhe 1909)
  • Lesky, E.: Johann Peter Frank als Organisator des medizinischen Unterrichts, in: Sudhoffs Arch. 39 (1955),1-27
  • Schmitz, K E.F.: Die Bedeutung Johann Peter Franks für die Entwicklung der sozialen Hygiene (Berlin 1917)
  • Schneck, P.: Die sozialgynäkologischen Aspekte im Werk von Johann Peter Frank (1745-1821), in: Zentr.bl. Gynäkol. 94 (1972), 978-984
  • Zey, R. (Hg.), Lexikon der Forscher und Erfinder, 1997

Quellen#


Redaktion: J. Sallachner


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