Korngold, Erich Wolfgang#
* 29. 5. 1897, Brünn, Mähren (heute Brno, Tschechische Republik)
† 29. 11. 1957, Hollywood, USA
Komponist, Dirigent und Pianist
Erich Wolfgang Korngold wurde am 29. Mai 1897 in Brünn in Mähren als zweiter Sohn von Dr. Julius Korngold und seiner Frau Josefine geboren. Er kam mit seinen Eltern und seinem Bruder Hans Robert 1901 nach Wien, wo er aufwuchs.
Die Korngolds waren eine Wiener Musikerfamilie: kaum eine andere Familie spiegelt das Wiener Musikleben zu Beginn des 20. Jahrhunderts besser wider als die der Korngolds. Der Vater Julius Korngold war einer der mächtigsten und gefürchtetsten Kritiker seiner Zeit. Er wurde von Theodor Herzl als Musikkritiker für die damals wichtigste deutschsprachige Zeitung, die Neue Freie Presse, engagiert. Sein Sohn Erich Wolfgang hingegen war ein musikalisches Wunderkind, das oft mit Mozart verglichen wurde.
Bereits als Kind erhielt Erich Wolfgang Klavier- und Harmonielehrerunterricht und begann schon 1904 zu komponieren. Er besuchte das Rainer- und Piaristengymnasium in Wien, erhielt daneben aber auch Ausbildungen in Komposition und Klavier.
1910 wurde in Wien Korngolds erste Komposition aufgeführt und verlegt, 1911 hatte er in Berlin sein Debüt als Pianist und 1917 in Wien als Dirigent. Die Aufführungen von Korngolds Werken erfolgten im In- und Ausland, teils unter Leitung bekannter Künstler wie z.B. dem Komponisten, Dirigenten, Pianisten und Operndirektor Richard Strauss.
Korngold unternahm zahlreiche Konzerttourneen und war 1919 bis 1922 Dirigent an der Oper in Hamburg, kehrte danach aber nach Wien zurück.
1924 heiratete Erich Wolfgang Korngold die Sängerin, Schauspielerin, Pianistin und Schriftstellerin »Luzi« Luise von Sonnenthal (1900–1962), mit der er zwei Kinder hatte: Ernst Werner Korngold (in den USA: Ernest Werner Korngold; 1925–1996), später Lehrer für Theater und englische Literatur, und Georg Wolfgang Korngold (seit 1936: George Wolfgang Korngold; 1928–1987), später Musikverleger.
1927 bis 1936 war Erich Wolfgang Korngold Dirigent an der Staatsoper in Wien, ab 1929 arbeitete er mit Max Reinhardt zusammen. 1931 wurde Korngold Professor für Musiktheorie an der Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst, wo er auch eine Meisterklasse für Oper leitete.
Korngolds Werke wie die Oper "Die Tote Stadt" gehörten zu den meist aufgeführten Stücken seiner Zeit.
Max Reinhardt holte Korngold 1934 erstmals in die Vereinigten Staaten; Korngold sollte Felix Mendelssohn Bartholdys "Sommernachtstraum"-Schauspielmusik für Reinhardts Shakespeare-Verfilmung arrangieren.
Erich Wolfgang Korngold schuf als Filmmusikkomponist das, was als "Hollywood Sound" Filmgeschichte machte, damit hatte er schließlich wesentlich mehr Erfolg in den USA als Reinhardt, der sich in die Filmwelt nicht richtig einleben konnte. Korngold gilt bis heute als einer der erfolgreichsten und wichtigsten Hollywoodkomponisten.
Der ganz große Durchbruch für Korngold kam 1936: Für das Filmepos "Anthony Adverse" komponierte er die Filmmusik, für die er den ersten von zwei Oscars erhielt (der zweite war für "The Adventures of Robin Hood", 1938, mit Errol Flynn und Olivia de Havilland).
In dieser Zeit pendelte Korngold zwischen den USA und Wien, 1938 konnten auch seine Eltern in die USA flüchten.
1942 bis 1944 war Erich Wolfgang Korngold Dirigent an der New York Opera. 1946 bis 1957 lebte Korngold teils in den USA, teils in Europa, darunter 1949 bis 1950 in Wien.
Ab 1946 wandte sich wieder der klassischen Orchestermusik zu, er blieb allerdings weitgehend ohne Erfolg. Korngolds Musik geriet in der Folge zunehmend in Vergessenheit.
1955 kehrten die Korngolds endgültig nach Amerika zurück, wo Erich Wolfgang Korngold am 29. 11. 1957 in Hollywood starb.
Weiterführendes#
Werke (Auswahl)#
Bühnenwerke- Der Schneemann. Pantomime in zwei Bildern. Buch: Erich Wolfgang Korngold. Musik: Erich Wolfgang Korngold. Uraufführung: Hofoper Wien am 4. Oktober 1910.
- Der Ring des Polykrates. Heitere Oper in einem Akt. Text: (Julius Korngold und Leo Feld [d. i. Leo Hirschfeld) frei nach dem gleichnamigen Lustspiel des Heinrich Teweles. Musik: Erich Wolfgang Korngold. Uraufführung: Hofoper München am 28. März 1916.
- Violanta. Oper in einem Akt. Text: Hans Müller. Musik: Erich Wolfgang Korngold. Uraufführung: Hofoper München am 28. März 1916.
- Die tote Stadt. Oper in drei Akten. Text: Paul Schott (das sind Julius Korngold und Erich Wolfgang Korngold) frei nach George Rodenbachs Schauspiel »Das Trugbild« (»Bruges la Morte«). Musik: Erich Wolfgang Korngold. Uraufführung: Stadttheater Hamburg und Stadttheater Köln am 4. Dezember 1920.
- Das Wunder der Heliane. Oper in drei Akten. Text: Hans Müller frei nach einem Mysterium Hans Kaltnekers. Musik: Erich Wolfgang Korngold. Uraufführung: Stadttheater Hamburg am 7. Oktober 1927.
- Die Kathrin. Oper in drei Akten (neun Bildern). Text: Ernst Decsey. Musik: Erich Wolfgang Korngold. Uraufführung: Königliche Oper Stockholm am 7. Oktober 1939
- Die stumme Serenade. Komödie mir Musik in einer szenischen Ouvertüre und zwei Akten. Text: Raoul Auernheimer, Victor Clement, Rudolph Lothar (d. i. Rudolf Lothar Spitzer), William Okie, Bert Reisfeld. Musik: Erich Wolfgang Korngold. Uraufführung: konzertant Wien am 26. März 1951, szenisch Dortmund am 5. Dezember 1954. The silent serenade. comedy with music.
Original-Filmmusik
- Ronny. Regie: Reinhold Schünzel & Roger Le Baron. Musik: Emmerich Kálmán (d. i. Imre Kálmán) & Erich Wolfgang Korngold. Deutschland 1931; Tonfilm, schwarz-weiß; Länge 87 Minuten.
- A midsummer night’s dream. Regie: William Dieterle (d. i. Wilhelm Dieterle) & Max Reinhardt. Musik: Erich Wolfgang Korngold. USA 1935; Tonfilm, schwarz-weiß; Länge 133 (USA 117) Minuten.
- Captain Blood. Regie: Michael Curtiz (d. i. Mihály Kertész). Musik: Erich Wolfgang Korngold (Arrangement). USA 1935; Tonfilm, schwarz-weiß; Länge 119 (USA 99) Minuten.
- Give us this night. Regie: Alexander Hall. Musik: Erich Wolfgang Korngold & Vee Lawnhurst. USA 1936; Tonfilm, schwarz-weiß; Länge 73 Minuten.
- Hearts divided. Regie: Frank Borzage. Musik: Al Dubin & Harry Warren & Bernhard Kaun & Erich Wolfgang Korngold & Heinz Roemheld. USA 1936; Tonfilm, schwarz-weiß; Länge 76 Minuten.
- The green pastures. Regie: Marc Conelly & William Keighley. Musik: Erich Wolfgang Korngold. USA 1936; Tonfilm, schwarz-weiß; Länge 93 Minuten.
- Anthony Adverse. Regie: Mervyn LeRoy. Musik: Erich Wolfgang Korngold. USA 1936; Tonfilm, schwarz-weiß; Länge 141 Minuten.
- The prince and the pauper. Regie: William Keighley. Musik: Erich Wolfgang Korngold. USA 1937; Tonfilm, schwarz-weiß; Länge 118 Minuten.
- Another dawn. Regie: William Dieterle (d. i. Wilhelm Dieterle). Musik: Erich Wolfgang Korngold. USA 1937; Tonfilm, schwarz-weiß; Länge 73 Minuten.
- The adventures of Robin Hood. Regie: Michael Curtiz (d. i. Mihály Kertész) & William Keighley. Musik: Erich Wolfgang Korngold. USA 1938; Tonfilm, farbig; Länge 102 Minuten.
- Juarez. Regie: William Dieterle (d. i. Wilhelm Dieterle). Musik: Erich Wolfgang Korngold. USA 1939; Tonfilm, schwarz-weiß; Länge 125 Minuten.
- The private lives of Elizabeth and Essex. Regie: Michael Curtiz (d. i. Mihály Kertész). Musik: Erich Wolfgang Korngold. USA 1939; Tonfilm, farbig; Länge 106 Minuten.
- The sea hawk. Regie: Michael Curtiz (d. i. Mihály Kertész). Musik: Erich Wolfgang Korngold. USA 1940; Tonfilm, schwarz-weiß; Länge 127 Minuten.
- The sea wolf. Regie: Michael Curtiz (d. i. Mihály Kertész). Musik: Joseph Edgar Howard & Erich Wolfgang Korngold. USA 1941; Tonfilm, schwarz-weiß; Länge100 Minuten.
- Kings row. Regie: Sam Wood. Musik: Erich Wolfgang Korngold. USA 1942; Tonfilm, schwarz-weiß; Länge 127 Minuten.
- The constant nymph. Regie: Edmund Goulding. Musik: Erich Wolfgang Korngold. USA 1943; Tonfilm, schwarz-weiß; Länge 112 Minuten.
- Between two worlds. Regie: Edward A. Blatt. Musik: Erich Wolfgang Korngold. USA 1944; Tonfilm, schwarz-weiß; Länge 112 Minuten.
- Devotion. Regie: Curtis Bernhardt (d. i. Kurt Bernhardt). Musik: Erich Wolfgang Korngold. USA 1946, Tonfilm, schwarz-weiß; Länge 107 Minuten.
- Of human bondage. Regie: Edmund Goulding. Musik: Erich Wolfgang Korngold. USA 1946; Tonfilm, schwarz-weiß; Länge 105 Minuten.
- Deception. Regie: Irving Rapper. Musik: Erich Wolfgang Korngold. USA 1946; Tonfilm, schwarz-weiß; Länge 110 Minuten.
- Escape me never. Regie: Peter Godfrey. Musik: Erich Wolfgang Korngold. USA 1947; Tonfilm, schwarz-weiß; Länge 104 Minuten.
- Magic fire. Regie: William Dieterle (d. i. Wilhelm Dieterle) & Rudolf Hartmann. Musik: Erich Wolfgang Korngold. USA 1956; Tonfilm, farbig; Länge 94 (USA 106) Minuten.
- The majestic. Regie: Frank Darabont. Musik: Mark Isham & Erich Wolfgang Korngold. USA 2001; Tonfilm, farbig; Länge 152 Minuten.
Literatur#
- L. Korngold, E. W. Korngold, 1967
- B. G. Carroll, The Operas of E. W. Korngold, 1975
- J. Duchen, E. W. Korngold, 1996
- H. Pöllmann, E. W. Korngold. Aspekte seines Schaffens, 1998
Hörproben#
Glück, das mir verblieb aus: Die tote Stadt, 1. Akt
Interpretin: Maria Jeritza (Sopran); Label: Gramola DA 524 (Ausschnitt)
Glück, das mir verblieb aus: Die tote Stadt, 1. Akt;
Interpret: Joseph Schmidt (Tenor); aufgenommen: 24.4.1933; © EMI 7 69478 2, 1988 (Ausschnitt)
Holzapfel und Schlehwein aus: Viel Lärm um Nichts op. 11;
Interpreten: N.Ö. Tonkünstler-Orchester, Erich Wolfgang Korngold (Dirigent); Label: Harmona 15002 (Ausschnitt)
Weiterführendes#
Quellen#
- AEIOU
- Korngold Society
- Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich
- Wiener Zeitung
- www.mediathek.at
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