Lenya, Lotte #
eigentlich Karoline Charlotte Blamauer
* 18. 10. 1898, Wien
† 27. 11. 1981, New York (USA)
Schauspielerin, Sängerin
Karoline Wilhelmine Charlotte Blamauer wurde am 18. Oktober 1898 in Wien in ärmlichen Verhältnissen geboren.
Schon mit vier Jahren tanzte sie gerne und mit 8 Jahren trat sie in einem kleinen Zirkus als Seiltänzerin auf. Die Tochter eines Kutschers hatte keine gute Kindheit - ihr alholkranker Vater schlug und misshandelte sie oft. Nach der Bürgerschule musste sie arbeiten gehen und ging als 15-Jährige 1913 zu einer Tante nach Zürich, die das Mädchen aber nicht auf Dauer aufnahm. Dennoch blieb Karoline Blamauer in Zürich, nahm Tanz- und Schauspielunterricht und trat von 1914 bis 1920 - zunächst als Statistin und Choristin, später in kleinen Rollen - am Stadttheater auf. 1921 ging sie nach Berlin und nahm den Künstlernamen "Lotte Lenya" an. Die erhofften Erfolge ließen lange auf sich warten, erst 1923 fand sie Arbeit in einer Theatergruppe.
1924 lernte sie den Komponisten Kurt Weill kennen, den sie 1926 heiratete. 1927 trat Lotte Lenya in der Uraufführung des Singspiels "Mahagonny" auf - dem ersten gemeinsamen Stück von Kurt Weill und Bertolt Brecht. 1928 feierte sie mit der "Jenny" in der "Dreigroschenoper" große Erfolge; in dieser Rolle war sie auch 1931 in der Verfilmung zu sehen.
1931 trat sie in dem "Berliner Requiem & Mahagonny Singspiel" beim Musikfestival in Baden-Baden zum erstenmal als "Weill-Sängerin" auf. In der Folgezeit schrieben bzw. komponierten Brecht und Weill für Lotte Lenya zahlreiche Lieder, mit denen sie auch international bekannt und sehr erfolgreich wurde. 1932 spielte sie in der Oper "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" auch in Wien und lernte dort den Tenor Otto Pasetti kennen, der bis 1934 ihr Liebhaber war. Dies führte zur Trennung von Kurt Weill, dem sie trotzdem immer verbunden blieb.
Anfang 1933 reichte Lotte Lenya die Scheidung von Kurt Weill ein - einerseits wahrscheinlich wegen ihrer Beziehung zu Pasetti, andererseits aber auch wegen der bevorstehenden Flucht von Kurt Weill aus Deutschland. Die Scheidung ermöglichte ihr, Weills Besitztümer zumindest teilweise vor der Konfiszierung durch die Nazis zu retten.
Gemeinsam gingen sie 1933 zunächst in die Schweiz; Weill ging dann nach Paris, während Lenya mit Pasetti bis 1934 an der französischen Riviera lebte. 1935 kehrte sie zu Kurt Weill zurück, sie lebten zunächst in London und emigirierten im Sommer 1935 gemeinsam in die USA. In den USA sang sie in Nachtclubs in New York und ging auf Theatertournee quer durch die USA. 1937 heirateten Lotte Lenya und Kurt Weill zum zweiten Mal, was sie aber nicht von (weiteren) Affären abhielt.
Nach einem Misserfolg in Weills Operette "The Firebrand of Florence" zog sie sich 1945 als Schauspielerin weitgehend zurück - weil sie wegen ihres fremdsprachigen Akzents keine Erfolgschancen sah.
1950 starb Kurt Weill und Lotte Lenya kümmerte sich in den folgenden Jahren hauptsächlich um seinen Nachlass. Ihr zweiter Ehemann, George Davis, überredete sie, wieder aufzutreten und so spielte sie erneut die Jenny in der "Dreigroschenoper" - diesmal in englischer Sprache am Broadway, aber mit ebenso großen Erfolg wie Ende der 1920er-Jahre in Berlin.
Mitte der 1950er Jahre kehrte sie zu Auftritten nach Deutschland zurück und nahm u.a. Schallplatten von "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny", "Dreigroschenoper" und "Die sieben Todsünden" auf; später trat sie auch als Schauspielerin (in Brechts "Mutter Courage") auf.
Sie machte sich auch als Filmschauspielerin und Musicaldarstellerin einen Namen: sie spielte u.a. an der Seite von Vivien Leigh in "The Romans Spring of Mrs. Stone", wofür sie eine Oscar-Nominierung erhielt und im James Bond-Film "Liebesgrüße aus Moskau". 1967 wurde sie für ihre Rolle des "Fräulein Schneider" im Musical "Cabaret" als beste Musicaldarstellerin für den Tony Award nominiert.
Lotte Lenya war fünf Mal verheiratet, davon zwei Mal mit Kurt Weill; von ihrem letzten Ehemann, der wie die beiden davor (und ihr Vater) alkoholkrank war, ließ sie sich 1973 nach zwei Jahren scheiden.
Lotte Lenya starb am 27. November 1981 in New York; ihr Grab befindet sich neben der letzten Ruhestätte ihres Ex-Ehemannes Kurt Weill auf einem New Yorker Friedhof.
Zu ihrem Gedenken gibt es im 14. Wiener Gemeindebezirk einen "Lotte Lenya Platz und eine Gedenktafel am Haus Ameisgasse 38.
Werke (Auswahl)#
Schriften
- That Was a Time (Autobiographie), 1956
- Das waren Zeiten (Autobiographie), 1960
LPs
- Berlin Theatre Songs by Kurt Weill
- September Song & Other Kurt Weill Songs
- The L. L. Album
- Threepenny Opera
Filme
- Die Dreigroschenoper, 1931
- The Roman Spring of Mrs. Stone, 1961
- From Russia with Love, 1963
- Ten Blocks on the Camino Road, 1966
- The Appointment 1969
- Semi-Tough, 1976
Weiterführendes#
- Lotte Lenya Gedenktafel (Bilder aus Wien)
Literatur#
- Neue Deutsche Biographie
- D. Spoto, Die Seeräuber-Jenny. Das bewegte Leben der Lotte Lenya, 1990
- D. Farneth (Hg.), Lotte Lenya. Eine Autobiographie in Bildern, 1999
- J. Rosteck, Zwei auf einer Insel. L. Lenya und K. Weill, 1999
- S. P. Rupprecht, Chanson-Lexikon, 1999
Quellen#
- AEIOU
- femBio (Frauen.Biographieforschung)
- M. Kornberger, "Lenya (Lenja, eig. Blamauer), Lotte (Karoline Wilhelmine Charlotte)", in: Österreichisches Musiklexikon online
- Deutschlandfunk.de
- Kurt Weill Foundation for Music
- Wiener Zeitung
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