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Vierte Beobachtung.
Ein kleines Mädchen von 1 4 ^ Monaten, stark und gesund,
hatte eine beträchtliche Menge von unreifem Stechapfelfamen ver>
schluckt. Die Mutter, welche davon nichts wußte, legte bald hernach
das Kind an die Brust, worauf es die Milch nebst einzelnen weiß-
lichen Körnern wegbrach. Der gerufene Arzt fand bei der kleinen
Kranken erweiterte Augensterne, staunenden, ausdrucklofen Blick,
rothes Gesicht und immerwährende Unruhe. Das Kind schien des
Gesichtes beraubt, es sah weder bekannte Personen, noch feine
Lieblingsfachen, und es schien eingebildete Gegenstände in einer
gewissen Entfernung zu erblicken, nach denen es die Hände aus-
streckte und sich sogar an den Seitentheilen der Wiege emporhob.
Die Haut war bald blaß, bald dunkelroth. Der Aizt gab ein Viech«
mittel, worauf eine große Menge Stechapfelsamen erbrochen wurden,
das Brechmittel wurde wiederholt, bis das Kind keine Samen
mehr erbrach. Dennoch blieben die angeführten Zufälle: das Suchen
und Greifen nach entfernten Gegenständen ohue Bewußtsein wird
fortgesetzt, das Kind gibt keinen Laut, keinen Schrei, keine Klage
von sich, es bewegt sich ohne Grund und Veranlassung. Am Abende
werden durch ein Klystier noch etwa 80 Stechapfelsamen entleert,
worauf regelmäßiger Schlaf, doch mit Stößen in den Gliedern
eingetreten war. Am folgenden Morgen ist zwar das Gesicht noch
unsicher, das Kind faßt Gegenstände erst nach langem Besinnen,
doch hat es die Brust zweimal mit Vergnügen genommen. Im
Verlaufe des zweiten Tages wurden mit dem Stuhlgange noch
etwa 15 Samen entleert, so daß im Ganzen etwa 200 Körner
verschluckt sein mochten. Am Abend befindet sich die kleine Kranke
sehr wohl und unter Abgang noch einiger Samenkörner erfolgt in
den nächsten Tagen die völlige Herstellung, (Pecirka Giftgewächse
Oesterreichs und Deutschlands.)
Fünfte Beobachtung.
Ein Gemeiner des 13. Husarenregimentes erhielt von seinen
Eltern Stechapfelsamen, mit dem Rathe, selben zu verzehren, wenn
es ihm nicht mehr freuen sollte zu dienen, indem er dann krank
und entlassen werde. Er that' dieses auch, indem er sich diesen
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie