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an einer Seite etwas gefurchte schwarze S t e i n f r u c h t hat die
Größe einer Kirfchc, Nuß rundlich-länglich, glatt, die Nähte vor-
stehend.
V o r k o m m e n und S t a n d o r t . Das Vaterland dieses
Baumes oder vielmehr Strauches ist Persien, Syrien und der Kau-
lasuö; lam 1576 nach Europa und wird bei uns in Garten in
Warmhäusern gezogen.
Eigenschaften und Wirkungen.
Die frischen Blätter, so wie die Blüthen und die Samenkerne
deS Kirschlorbeers entwickeln, wenn sie zerschnitten oder gerieben
werden, einen aromatisch sehr starten, den bittereu Mandeln ähn-
lichen Geruch und haben einen bittermandelartigen, zusammenzie«
henden Geschmack. Diese Theile, besonders aber die Blätter und
die Samenlerne enthalten Blausäure; ein wohlriechendes ätherisches
Oel, bitteren Extraktivstoff; Gerbsäure:c. Das wirksame Prinzip dieser
Pflanze ist die Blausäure, welche im wasserlosen Zustande unbe-
dingt als das heftigste, am schnellsten Wirlende Gift betrachtet
Werden muß. Ihre Wirkung ist eine allgemeine, auf alle orga>
Nischen Wesen sich erstreckende. Sie verursacht eine Heiabsetzung
des gesammten Nervensystems und bei intensiver (heftiger) Ein-
wirkung Lähmung desselben und in diesem Falle plötzlichen Verlust
des Bewußtseins. Schon der Geruch der benannten Theile ver°
anlaßt Eingenommenheit des Kopfes .c. Eigentliche Vergiftungen
sind übrigens sehr wenige bekannt, dagegen aber sind solche durch
das aus den Kirschlorb.erblättern destillirte Wasser öfters vorge-
kommen.
Deobachtungen von Vergiftungen durch Kirschlorbeerblätter.
Ein Vater erzählt von zwei Stubenten, welche zusammen
eine Kanne Milch, in der drei Kirschlorbeerblätter eingeweicht waren,
mit Thee getrunken hatten, und deren einer von heftigem Schwindel
und großen Bangigkeiten befallen wurde, der andere aber in eine
schleichende Krankheit mit Ohnmachten verfallen fein soll. Stedmann
beobachtete Schafe, an welchen die Kirschlorbeerblätter ihre giftigen
Eigenschaften zu erkennen gaben. Auch Dölz sah mehrere Vögel
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie