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wenn es gerieben wird, einen etwas widerlichen Geruch und einen
recht faden, dann anhaltend gefährlich brennenden Geschmack. Im
Munde gekaut, erfolgt bald ein lebhaftes Brennen auf der Zunge
am Gaumen und an den Lippen, das wohl mehrere Stunden an<
hält. Auch die anderen Theile der Pflanze zeichnen sich durch die»
selbe Schärfe aus. Der wahre Eisenhut enthaltet in allen feinen
Theilen einen eigenthümlichen alkaloidischen Stoff, dem man den
Namen ^oonitiu gegeben hat, dann Aconitfäure, in geringer Menge
Zucker, eisengrünenden Gerbstoff, Amoniaksalze u. f. w. Das wirl»
fame Princip ist das H.oouitiu, das meist amoiph, seltener undeut-
lich krhstallisirt erhalten wird, in Weingeist sehr leicht, in Wasser
dagegen schwer sich löst, nicht flüchtig ist, keinen Geruch, aber einen
bittern, dann anhaltend scharfen und kratzenden Geschmack besitzt.
Das H.eouitill ist ungemein giftig; >/z« Gran ist hinreichend,
einen Sperling in einigen Minuten zu todten, und '/,„ Gran tödtet
ihn blitzschnell. Neben diesem wirksamen Bestandtheil ist (nach
Schroff) in dieser Pflanze noch ein zweites sehr scharf wirksames
Princip enthalten, das unter dem Namen englisches Heomtiu prä»
parirt wird. Wenn das H,oonitiu ganz rein ist, so besitzt es lange
nicht die brennende, mehrere Stunden ausdauernde Schärfe des
Krautes. Nach Schroff und Anderen sollen die Blätter nur von
wild wachsenden Pflanzen zur Blüthezeit die meiste Wirksamkeit
zeigen.
Der wahre Eisenhut nimmt unter den scharf-betäubenden
Giftgewächsen eine der ersten Stellen ein,, bewirkt in dem thierischen
Organismus eine Retardation (Verlangsamung) des Pulses und
der Respiration und tödtet, in großer Gabe genommen, durch Läh-
mung des Herzens. Die betäubende Wirkung beruht auf dem ^,00-
uitiu und die scharf reizende Nebenwirkung auf dem zweiten, schar-
fen Princip, welches unter dem Namen englisches H.Louitin erzeugt
wird. Die Schärfe ist öfters in folchem Grade entwickelt, daß das
Kraut, wenn es auf dieHaut gelegt wird, diese in einen entzünd-
lichen Zustand zu versetzen vermag. Bringt man den Saft dieser
Pflanze in eine offene Wunde, so bewirkt er beunruhigende Zufälle.
Gekaut erregt der wahre Eisenhut, wie oben erwähnt, ein sehr leb»
Haftes und anhaltendes Brennen im Munde, die Spitze der Zunge
wird dadurch ganz unempfindlich gegen andere Gefchmackseindrücke,
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Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie