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hat, oder die Schale nicht mehr reiben darf, um es nicht bitter zu machen. Weun
man ihn braucht, wird er im Mörser zerrieben, sonst kann man ihn in verbun-
denen Gläsern, Monate lang aufbewahren.
V o n V a n i l l e schneidet man fein herab, bis mau genug hat, stoßt,
oder zerreibt sie im Mörser und stoßt noch etwas Zucker damit, bis sie recht fein
ist, wo mau sie siebt.
Gebrannter Zucker (Caramel) wird gemacht, indem mau gestoße-
nen Zucker auf dem Feuer rührt, bis aller zergangen ist, und anfängt zu schäu-
men, wo man kochendes Obers oder Wasser dazu gibt, und damit siedet, bis
der Zucker sich ganz aufgelöst hat. Nun schüttet man ihn heraus und verwen-
det ihn weiter.
Vom S ieden des Zuckers zum Einmachen der Früchte
u. s. w. Den zu Stücken geschlagenen Zucker befeuchtet man mit Wasser, daß
er sich auflösen kann. (Nur bei Meliszucker, welcher unreiner ist, muß man
etwas in ehr Waffer geben, damit man ihn klar kochen kann). Nun quirlt man
1 Eiweiß und 1 Löffel Wasser zu Schaum, gibt es zu dem aufgelösten Zucker,
und stellt ihn auf das Feuer. Wenn der Zucker aufkocht und gegen den Rand
hinaufsteigt, so gießt man schnell etwas kaltes Wasser dazu, nimmt ihn vom
Feuer, und faßt den Schaum mit einem Schaumlöffel ad. Nun wäscht man
öfters mit einem, in heißes Wasser getauchten Schwämme die Seitenwand des
Gefäßes, worin man den Zucker siedet, rein, damit nichts davon in denselben
komme, gießt noch etwas Wasser zu, und setzt ihn wieder auf das Feuer. Auf
diese Weise fährt man fort, bis der Zucker rein und klar ist. So heißt er geläu-
tert. Nun kocht man ihn zu den verschiedeneu Graden auf folgende Weise:
Wenn man den Schaumlöffel heraushebt und ablaufen läßt, so werden
sich davon lavpenartige Tropfen ablösen, nun hat der Zucker den ersten
Grad , den B r e i t l a u f (auch Lappen genannt), erreicht. Kocht er so eine
Weile weiter, und man hebt den Löffel auf, so wird sich au einem Faden eine
Perle bilden, welche in den Zucker fällt, während der Faden sich an den Löffel
zurückzieht, dies ist dc rzwe i teGrad , oderPer le . Nach einigen Augen-
blicken ziehe man den Löffel wieder aus dem Zucker und berühre damit den
Daumen, so wird, wenn man den Zeigefinger leicht auf diesen legt und dann
in die Höhe hebt, sich zwischen beiden Fingern ein Faden ziehen, dieses ist der
dr i t te G rad , der Faden (auch Spinnen) genannt. Bei weiterem Ko-
chen, wobei das Feuer immer gleich bleiben muß, sowie, damit sich an der Sei-
teuwand nichts ansetzt, das Gefäß öfters mit dem Schwämme zu waschen ist,
zieht man den Schaumlöffel wieder heraus, läßt ihn etwas ablaufen uud bläst
in die innere Seite desselben, wo sich auf der äußeren Seite kleine Bläs-
chen zeigen; dies ist der F lug , oder die kleine Blase genannt ,
der v ier te Grad. Nach 2 — 3 Minuten hebt man-wieder den Schaum-
löffel auf, und bläst wieder hinein, so werden sich größere Blasen bilden oder
abstiegen. Dies ist der starke F lug oder die große Blase, a l s
fünf ter Grad.
Ist der Zucker auf diesem Punkte, so wird der Schaumlöffel ganz wegge-
nommen und ein kleines Holzstäbchen in recht kaltem Wasser neben hingestellt,
welches man nach einer Weile fortkochen, aus dem Wasser nimmt, abschwenkt,
aber nicht wischt, Halbzolltief in den Zucker taucht, und schnell wieder in das
Die Süddeutsche Küche
auf ihrem gegenwärtigen Standpunkte
- Titel
- Die Süddeutsche Küche
- Untertitel
- auf ihrem gegenwärtigen Standpunkte
- Autor
- Katharina Prato
- Verlag
- U. Leykam's Erben
- Ort
- Graz
- Datum
- 1858
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 37.2 x 65.9 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Kochbücher, Kochen, Rezepte
- Kategorie
- Küche und Garten